Wiederkehr will Reformen bei Schul-Suspendierungen
In Wien ist die Zahl der Suspendierungen im ersten Semester des laufenden Schuljahrs erneut zurückgegangen - konkret von 386 auf 338 (minus zwölf Prozent). Damit setzte sich der Trend fort: Im gesamten Schuljahr 2022/23 gab es 814 Suspendierungen, 2023/24 dann 756 (minus sieben Prozent). "Die Suspendierung hat ja keinen Lerneffekt", betonte auch die Wiener Bildungsdirektorin Elisabeth Fuchs. Sie sei auch keine Strafe, sondern eine Sicherungsmaßnahme auf Zeit. In den meisten Fällen dauere sie zwischen zwei und fünf Tagen. Verhängt wird sie etwa bei Gewalt, Sachbeschädigungen oder Drohungen bzw. Erpressungen.
Zur Prävention von Gewalt bei Jugendlichen habe man erneut ein Maßnahmenpaket geschnürt, so Wiederkehr. So wurde etwa ein Programm für strafunmündige Intensivtäter entwickelt, dessen Abwicklung sich bereits in einem Vergabeverfahren befindet. Dabei geht es um Kinder unter 14 Jahren, die bereits mehrfach schwere Delikte verübt haben - laut Wiederkehr rund 20 Personen. Diese sollen durch ein Programm der Orientierungshilfe in enger Kooperation mit der Polizei und der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden. Dafür sind rund 500.000 Euro veranschlagt.
Sofern die Kinder bei ihren Familien sind, sollen auch diese einbezogen werden. Kooperieren diese nicht, kann es zu einem Obsorgeverfahren kommen. Erneut sprach sich Wiederkehr gegen Gefängnisstrafen für Unmündige aus - "aber es braucht Konsequenzen".
Mehr Kooperation mit Derad
Als weitere Punkte werden das bereits bestehende Trainingsprogramm für Schüler, die ein suspendierungswürdiges Verhalten gezeigt haben, finanziell auf rund 535.000 Euro aufgestockt sowie die Zusammenarbeit mit dem Verein Derad verstärkt und zusätzliche Kontingente für dessen Inanspruchnahme bereitgestellt. "Wir sehen eine stärkere salafistische Onlinebewegung, die die Jugendlichen auch erwischt", so Wiederkehr. Lehrkräfte sollen sich so öfter bei Derad melden können, damit sie nicht selbst mit diesen Problemen belastet werden, meinte Fuchs.
Von 100 auf 300 Plätze aufgestockt werden die an acht Kompetenzzentren eingerichteten sogenannten FiSch (Familie in Schulen)-Klassen. In diese kommen temporär Eltern mit ihren Kindern, um sich deren Verhalten in der Schule anzusehen. Anschließend sollen sie dann gemeinsam daran arbeiten, dass sich dieses Verhalten verbessert. Gleichzeitig erhalten Eltern auch Unterstützung für die Erziehungsarbeit daheim, so Fuchs. Solche Plätze können mehrfach im Jahr genutzt werden, da Kinder wie Eltern nur eine begrenzte Zeit dort verbringen sollen.
Zusammenfassung
- Die Zahl der Suspendierungen in Wien ist im ersten Semester des aktuellen Schuljahres um zwölf Prozent auf 338 gesunken, im Vergleich zu 386 im Vorjahr.
- Ein neues Programm für strafunmündige Intensivtäter unter 14 Jahren wird mit 500.000 Euro finanziert und soll in Kooperation mit Polizei und Jugendhilfe umgesetzt werden.
- Die FiSch-Klassen, die Eltern bei der Verhaltensverbesserung ihrer Kinder unterstützen, werden auf 300 Plätze erweitert, um mehr Familien zu helfen.