Wie Praktikanten Anfang 20 für Musk die USA umbauen sollen
Laut Musk ist die US-Entwicklungsbehörde USAID ein "Schlangennest von linksradikalen Marxisten, die Amerika hassen". Der wohl reichste Mann der Welt, der von Donald Trump den Auftrag bekam, als "besonderer Regierungsangestellter" die Staatsausgaben zu senken, sagte der Behörde den Kampf an und stoppte nahezu die gesamte Entwicklungshilfe der USA.
Das könnte weitreichende Folgen - etwa für die Programme der Vereinten Nationen - haben. Das sorgt aber auch in den USA für Proteste und Kritik und die Frage, mit welcher rechtlichen Handhabe Musk überhaupt handelt und ob der Kongress übergangen wurde.
Musks Grenzüberschreitung
Laut Medienberichten soll eine neue Behörde, die Musk "Department of Government Efficiency" (DOGE) nannte, bereits Hunderte Mitarbeiter der Entwicklungsbehörde entlassen oder beurlaubt haben, Führungskräfte wurden freigestellt, anderen der Zugang zu Gebäuden verweigert.
Der Name dürfte übrigens kein Zufall sein. Musk hat einst über seinen Kurznachrichtendienst "X" die wertlose Spaß-Kryptowährung "Doge-Coin" propagiert und dann durch plötzliche Verkäufe Millionen verdient. Man nennt dies ein "Pump-and-Dump-Scheme". US-Präsident Donald Trump und seine First Lady Melania taten es ihm rund um die Angelobung gleich.
DOGE soll dafür Zugang zu sensiblen Regierungsdaten erhalten haben. Demokraten kritisieren, dass Musk kein politisches Mandat hat, sprechen von "Machtmissbrauch" und drohen mit Klagen.
Wäre Musk offiziell Teil der Regierung, müsste er unter Umständen vom Senat bestätigt werden und strenge Ethikvorschriften einhalten – schwer vereinbar mit seinen Interessen als Chef von Tesla, SpaceX und "X" (ehemals Twitter).
Der Verdacht wächst, dass der Tech-Milliardär diese Grenze zwischen privatem Einfluss und offizieller Regierungsverantwortung längst überschritten hat - und das ohne sich an die formalen Anforderungen zu halten.
Ob Musk einen offiziellen Titel bei DOGE hat, ist immer noch nicht bekannt. Er äußert sich auf seiner Online-Plattform "X" aber seit Tagen dazu, wie er und DOGE die Staatsausgaben kürzen. Dass Musk Einfluss auf die neue Behörde hat, zeigt auch das dort angeblich eingesetzte Team, das wiederum einige Fragen aufwirft.
Die jungen Musk-Vertrauten
Wie das Tech-Magazin "Wired" herausgefunden haben will, arbeiten in der Behörde, die hinter den Hauruck-Aktionen steckt, keine langjährigen Expert:innen, sondern vor allem extrem junge Vertraute von Musk und Sebastian Kurz' Arbeitgeber Peter Thiel, einem langjährigen Geschäftspartner Musks und Mitbegründer des Softwareanbieters Palantir.
Diese jungen Burschen in ihren 20ern haben laut Medienberichten jetzt Zugang zum Bezahlsystem der Finanzbehörden der USA – und den knapp sechs Billionen Dollar.
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"Wired" hat sechs Männer identifiziert, die Trumps und Musks Vorstellungen quasi mit der Brechstange durchsetzen. Sie alle sind zwischen 19 und 24 Jahre alt und haben keinerlei Erfahrung mit der Arbeit in Verwaltungs- oder Regierungsbehörden. Einige von ihnen machten in den sozialen Medien fleißig Werbung für Trump und Musk.
Das sind die Musk-Jünger:
- Akash Bobba: Der 22-Jährige studierte Management-, Entrepreneurship- und Technologieprogramm. Er absolvierte Praktika bei Meta und Palantir.
- Edward Coristine: Der 19-Jährige schloss kürzlich die Highschool ab und absolvierte ein Praktikum bei Musks Unternehmen Neuralink.
- Luke Farritor: Der 23-Jährige studierte mit einem Stipendium von Peter Thiel Informatik und war Praktikant bei SpaceX.
- Gautier Cole Killian: Über den 24-Jährigen ist laut "Wired" wenig bekannt. Er soll unbezahlt bei DOGE arbeiten. Zuvor soll er bei einer Firma gearbeitet haben, die sich auf algorithmische und hochfrequente Finanzgeschäfte spezialisiert hat.
- Gavin Kliger: Der Anfang-20-Jährige arbeitete als Softwareingenieur bei LinkedIn und Databricks und bei einer KI-Firma. Er betreibt einen Blog mit politischen Kommentaren und entschied sich, zu DOGE zu wechseln, um Amerika "zu retten", wie er sagt.
- Ethan Shaotran: Der 22-Jährige dürfte Musk von einem Hackathon kennen, den Musks KI-Firma xAI abgehalten hat. Er entwickelte einen Terminplanungsassistenten namens Spark, der von OpenAI unterstützt wird.
Bewerbungen über "X"
Musk setzt also offenbar nicht auf Expert:innen, sondern auf blutjunge Loyalisten. Er hatte das auf "X" aber auch explizit angekündigt: Man lege keinen Wert auf Erfahrung. "Wir suchen revolutionäre Fans eines schlanken Staats, die bereit sind, 80 Stunden und mehr pro Woche an unrühmlichen Kostensenkungen zu arbeiten", verkündete er damals.
Auch Bewerbungen liefen über seinen Kurznachrichtendienst und waren dort bezahlenden Premiummitgliedern vorenthalten.
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Gehalt war in der "Ausschreibung" kein Thema. Dafür brüstete sich Musk auf "X" damit, dass DOGE-Mitarbeiter 120 Stunden pro Woche arbeiten würden. Die "bürokratischen Gegner" würden nur 40 Stunden pro Woche arbeiten. "Deswegen verlieren sie so schnell."
Zusammenfassung
- In ungeahnter Geschwindigkeit hat sich Elon Musks Team Kontrolle über wichtige US-Behörden verschafft.
- Die Verantwortlichen kommen teilweise direkt von der Highschool, sind Anfang 20 und haben Praktika bei Elon Musk und Peter Thiel absolviert.
- Musk setzt also offenbar nicht auf Expert:innen, sondern auf junge Loyalisten.