Weitere Rücktritte in US-Justiz im Korruptionsfall Adams
Nur ein "Narr" oder ein "Feigling" würden einer Forderung des Justizministeriums nachkommen, den Fall fallen zu lassen, erklärte Scotten in seiner an den Vize-Justizminister Emil Bove gerichteten und von den US-Medien veröffentlichten Rücktrittsemail. Das Vorgehen der US-Regierung kritisierte er darin scharf.
"Kein freiheitliches System" könne es der Regierung erlauben, "einen gewählten Beamten mit dem Zuckerbrot der Einstellung von Anklagen oder der Peitsche der Androhung, sie wieder zu erheben, dazu zu bewegen, ihre politischen Ziele zu unterstützen", schrieb er in seiner Email. Die Gesetze und Traditionen der USA erlaubten es nicht, "andere Bürger, geschweige denn gewählte Vertreter, durch die Staatsanwaltschaft zu beeinflussen".
Höchste Staatsanwältin von Manhattan bereits zurückgetreten
Scotten, der die Ermittlungen gegen Adams geleitet hatte, ist ein angesehener Veteran der US-Armee. Der Harvard-Absolvent gehörte zudem früher zum Mitarbeiterstab des konservativen Obersten Richters am Supreme Court, John Roberts. Mit seinem Schritt folgte er nun seiner Chefin Danielle Sassoon. Die kommissarische Staatsanwältin für den südlichen Bezirk von New York hatte US-Medien zufolge am Vortag ihren Rücktritt bei US-Justizministerin Pam Bondi eingereicht.
Sassoon, eine Republikanerin, war als kommissarische Chefanklägerin von der neuen US-Regierung eingesetzt worden, während der eigentliche Kandidat für das Amt, Jay Clayton, noch vom US-Senat bestätigt werden muss.
Adams wegen Vielzahl von Vorwürfen angeklagt
Die Anordnung, die Klage gegen Adams fallen zu lassen, war vom amtierenden Vize-Justizminister Emil Bove gekommen, einem früheren Anwalt von US-Präsident Donald Trump. Durch die Strafverfolgung werde Adams "übermäßig in seinen Möglichkeiten beschränkt, sich voll und ganz dem Vorgehen gegen illegale Einwanderung und Gewaltkriminalität zu widmen", erklärte Bove.
Adams war wegen illegaler Wahlkampffinanzierung, Betrugs und Bestechlichkeit angeklagt worden. In der internen Dienstanweisung von Bove an die zuständige Staatsanwaltschaft hieß es, die Strafverfolger würden "angewiesen, die anhängigen Anklagepunkte in der Sache Vereinigte Staaten gegen Adams fallenzulassen".
Demokratischer Stadtchef bandelt mit Trump an
Adams war der erste amtierende Bürgermeister von New York, gegen den Anklage erhoben wurde. Im September hatte er vor einem Gericht in Manhattan seine Unschuld beteuert und auf nicht schuldig plädiert. Unter anderem soll er Flüge in der Luxusklasse, Übernachtungen in Hotelsuiten und Einladungen in Luxusrestaurants im Gegenzug für politische Gefälligkeiten angenommen haben.
Der Demokrat hatte sich in den vergangenen Monaten dem Republikaner Trump angenähert, das Verfahren gegen ihn hatten er selbst wie Trump als politisch motiviert bezeichnet. Am Donnerstag kündigte Adams dann seine verstärkte Zusammenarbeit mit der Regierung in der Migrationspolitik an.
Zusammenfassung
- Nach dem Rücktritt der höchsten Staatsanwältin von Manhattan trat auch ihr Vize Hagan Scotten zurück, nachdem die US-Regierung die Korruptionsanklage gegen den New Yorker Bürgermeister Eric Adams fallen gelassen hatte.
- Scotten kritisierte die Regierung scharf und erklärte, dass kein freiheitliches System es der Regierung erlauben dürfe, die Staatsanwaltschaft zu beeinflussen, während fünf weitere Mitarbeiter der Antikorruptions-Einheit ebenfalls zurücktraten.
- Adams, der wegen illegaler Wahlkampffinanzierung, Betrugs und Bestechlichkeit angeklagt war, hat sich zuletzt dem Republikaner Trump angenähert und eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Regierung in der Migrationspolitik angekündigt.