TOPSHOTS - COMBO - ISRAEL - PALESTINIAN - CONFLICT - HOSTAGES - FILES - PALESTINIANS =APA/the Hostages Families Forum Headquarters/AFP/Ahmad GHARABLI

Gaza-Waffenruhe hat begonnen: Diese Geiseln kommen frei

19. Jan. 2025 · Lesedauer 5 min

Am Sonntag verzögerte sich die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Mit einer Verspätung gab die Hamas schließlich die Namen der Geiseln bekannt, die freigelassen werden. Unterdessen ist der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir aus Protest gegen den Geisel-Deal zurückgetreten.

Nachdem sich die für 7.30 Uhr MEZ geplante Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Krieg verzögerte, hat die Hamas mit einer Verspätung doch noch die Liste der Geiseln geliefert, die als erste am Sonntag freigelassen werden.

Diese drei Geiseln kommen frei

Dabei handle es sich um die Zivilistinnen Romi Gonen (24), Emily Damari (28) and Doron Steinbrecher (31). Die Waffenruhe hat damit um 10:15 Uhr MEZ (11:15 Uhr Ortszeit) offiziell begonnen.

Die Freilassung der drei Geiseln soll nach 15 Uhr MEZ erfolgen, erklärte Israels Premierminister Benjamin Netanyahu. Es wird erwartet, dass die Hamas die drei Geiseln dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz übergibt, das sie dann zu einer Spezialeinheit der Armee im Gazastreifen bringt. Von dort sollen die Frauen für eine erste Untersuchung zu einer Armeeeinrichtung nach Israel in Gaza-Grenznähe und schließlich in eine Klinik gebracht werden. Im Krankenhaus sollen sie dann ihre Familien treffen.

Etwa zur gleichen Zeit sollen in Israel die ersten rund 90 palästinensischen Häftlinge freigelassen und von Sicherheitskräften entweder ins besetzte Westjordanland oder nach Gaza gebracht werden. 

In 7 Tagen sollen laut Netanyahu vier weitere lebende Geiseln freigelassen werden.

Erste Hilfslieferungen erreichen Gazastreifen

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen trafen dort nach Angaben örtlicher Sicherheitskräfte erste Hilfslieferungen ein. Außerdem teilte das UN-Welternährungsprogramm WFP mit, Hilfe sei sowohl über den Grenzübergang Kerem Shalom im Süden als auch über Zikim im Norden in den Gazastreifen gebracht worden.

Arabischen Medienberichten zufolge waren knapp 200 Lastwagen auf dem Weg in das Palästinensergebiet. Auf Fernsehbildern waren bereits leere Lastwagen zu sehen, die nach Ägypten zurückkehrten, nachdem sie ihre Ladung im Transitbereich abgeladen hatten.

Die humanitäre Lage war in Gaza schon vor Kriegsbeginn im Oktober 2023 schlecht und hat sich durch Israels massive Bombardierungen dramatisch verschärft. Mehr als 90 Prozent der gut zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens leiden nach UN-Angaben starken Hunger. Es fehlt demnach zudem an Trinkwasser, Notunterkünften und Arzneimitteln.

4.000 Lastwagenladungen an Hilfsgütern für Gaza

Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA bereitete nach eigenen Angaben 4.000 Lastwagenlieferungen an Hilfsgütern für den Gazastreifen vor. Die Hälfte davon seien mit Lebensmitteln und Mehl beladen.

Die Unterstützung der Zivilbevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen mit lebenswichtigen Gütern gestaltete sich zuletzt schwierig. Neben Sicherheitsbedenken Israels und aufwendigen Überprüfungen der Ladung waren vor allem Plünderungen durch Bewaffnete im Gazastreifen ein großes Problem.

Waffenruhe von zunächst 42 Tagen

Israel und die Hamas hatten sich auf eine Waffenruhe von zunächst 42 Tagen geeinigt. Insgesamt sollen 33 Geiseln freikommen, darunter der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham. Im Gegenzug lässt Israel 1.904 Palästinenser frei.

Die erste Phase des Abkommens sieht auch eine schnelle Verbesserung der Versorgung mit Lebensmitteln für die mehr als zwei Millionen Bewohner in Gaza vor, von denen nach UN-Angaben 90 Prozent unter Hunger leiden. Zudem muss sich die israelische Armee aus Bevölkerungszentren im Gazastreifen zurückziehen.

Doch keine Waffenruhe in Gaza? Gezerre um Einigung

Vor Waffenruhe: Israel setzte Angriffe fort

Eigentlich hätte die Feuerpause schon um 7.30 Uhr MEZ beginnen sollen. Die Hamas hatte Israel jedoch bis dahin die Namen der Geiseln nicht mitgeteilt.

Während Israel auf die Liste mit den Namen der drei Geiseln wartete, setze die Armee ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Artillerie und Luftwaffe hätten eine Reihe von "Terrorzielen" im Norden und Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens attackiert, teilte die Armee mit.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes kamen im gesamten Küstenstreifen 13 Menschen ums Leben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.

Wegen Geisel-Deal: Israels Polizeiminister tritt zurück

Aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der islamistischen Hamas hat Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir nach Medienberichten seinen Rücktritt erklärt. Damit verlässt auch seine Partei Otzma Jehudit, die über sechs von 120 Sitzen in der Knesset verfügt, die Regierungskoalition, wie mehrere israelische Medien berichteten.

Die rechtsreligiöse Regierung von Benjamin Netanyahu verliert damit aber nicht ihre Mehrheit im Parlament. Sie verfügt weiterhin über eine knappe Mehrheit von 62 der 120 Sitze in der Knesset.

Diese würde sie nur verlieren, sollte der ebenfalls rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich sich Ben-Gvir anschließen und ebenfalls mit seiner Parte aus der Regierung austreten. Die Partei hat sieben Mandate. Für diesen Fall hatte allerdings der israelische Oppositionsführer Yair Lapid dem Regierungschef ein "Sicherheitsnetz" im Parlament zugesichert, damit dieser den Waffenruhe-Deal mit der Hamas umsetzen kann.

APA/APA/AFP/GIL COHEN-MAGEN
Zusammenfassung
  • Am Sonntag verzögerte sich die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas.
  • Mit einer Verspätung gab die Hamas schließlich die Namen der Geiseln bekannt, die freigelassen werden.
  • Unterdessen ist der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir aus Protest gegen den Geisel-Deal zurückgetreten.