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Von Serben verhaftete Kosovo-Polizisten: Jetzt schalten sich die USA ein

Serbien hat drei Polizisten aus dem Kosovo eingesperrt, dort spricht man von "Entführung". Im eskalierenden Streit der Länder melden sich die USA zu Wort. Ein Vertreter der US-Regierung hat Serbien aufgefordert, die Polizisten freizulassen.

Die Haltung der USA ist klar: Die kosovarischen Polizisten hätten die Grenze entweder "versehentlich" überquert, wahrscheinlich sei jedoch, dass sie aus dem Kosovo entführt worden seien, sagte der stellvertretende US-Außenminister Gabriel Escobar am Donnerstag zu Journalisten.

Bis zu 12 Jahre Haft drohen

Die Serben sehen das freilich anders. Ein Gericht ordnete am Freitag die weitere Inhaftierung und Untersuchung der drei Kosovo-Polizisten an. Diese Woche wurden sie im Grenzgebiet festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft wurden die drei Beamten wegen der unerlaubten Herstellung, des Besitzes, des Tragens und des Handels mit Waffen und Sprengstoffen angeklagt. Dafür droht den Polizisten zwischen zwei und zwölf Jahren Haft.

Im Kosovo spricht Petar Petkovic, Leiter des Regierungsbüros für den Kosovo, von möglichem Terrorismus. 

Festnahme oder Entführung? 

Belgrad und Prishtina streiten weiter, wo genau die Polizisten festgenommen wurden. Für die Serben passierte das auf serbischem Gebiet, 1,8 Kilometer von der Grenze entfernt. Laut dem Kosovo wurden sie am Gebiet der Gemeinde Leposavic, 1,3 Kilometer von der Grenze entfernt, auf kosovarischer Seite "gekidnappt".

Premiere Kurti begrüßte die Forderung der USA. "Serbien hat sie entführt, auf einer Straße im Kosovo, die serbische Schmuggler nutzen", sagte er am Freitag. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic wiederum wies die Vorwürfe zurück und beschuldigte Kurti, den Konflikt anzuheizen.

USA wirft Kosovo "Eskalation" vor

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat für nächste Woche Krisengespräche mit Kurti und Vucic einberufen. Kurti wollte sich am Freitag zunächst nicht zu der Einladung äußern. Escobar warf Kurti "unnötige Eskalation" in einer angespannten Lage vor. Bereits Ende Mai hatten die USA die kosovarischen Streitkräfte von einem gemeinsamen NATO-Manöver ausgeschlossen. Kurti bemühte sich, dies herunterzuspielen. "Wir haben geringfügige Differenzen mit unseren Verbündeten, aber das hat keine großen Folgen", sagte er.

Serben griffen NATO an

Zwischen den beiden Nachbarländern schaukeln sich die Spannungen seit Monaten hoch. Ende Mai hatten gewalttätige Serben im Nord-Kosovo Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe KFOR angegriffen. Bei den Zusammenstößen gab es Dutzende Verletzte auf beiden Seiten. Auslöser des Konflikts war die Einsetzung albanischstämmiger Bürgermeister, die aus Wahlen hervorgegangen waren, die die Serben auf Geheiß Belgrads boykottiert hatten.

Der Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt dies nicht an und betrachtet den Kosovo offiziell immer noch als Teil seines Territoriums. Auch einige EU-Länder haben die Unabhängigkeit nicht anerkannt. Im Norden des Kosovos leben fast ausschließlich ethnische Serben, im Rest des Landes fast nur ethnische Albaner.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Vertreter der US-Regierung hat Serbien aufgefordert, drei inhaftierte Polizisten aus dem Nachbarland Kosovo freizulassen.
  • Kurti begrüßte die Forderung Escobars.