Ermittlungen
Vorgetäuschter Angriff: Rücktritt von Vösendorfs Bürgermeister
Die Frau des Vösendorfer Ortschefs teilte im Dezember ein Foto ihres Mannes, das Koza mit einem blauen Auge und Abschürfungen im Gesicht zeigt.
Ein Unbekannter soll Koza am Heimweg im Schlosspark überfallen, geschlagen und bedroht haben. Die Polizei teilte damals mit, dass man wegen des Verdachts der Körperverletzung und der gefährlichen Drohung gegen Unbekannt ermittle.
Am Donnerstag gab es eine überraschende Wende in dem Fall. Laut "Kurier" hat sich der Verdacht erhärtet, dass Koza den Angriff nur vorgetäuscht hat. Das hätten Ermittlungen der Polizei ergeben.
"Wollte mich in eine Opferrolle bringen"
Kurz darauf erklärte Koza auf Facebook, dass er zurücktreten werde. Das vergangene Jahr sei für ihn und seine Familie "eines der schlimmsten" ihres Lebens gewesen. "Ich habe Fehler gemacht, keine Frage, und wurde dafür medial zerrissen", schrieb Koza.
Nach der vorgezogenen Kommunalwahl in Vösendorf, die Koza deutlich gewann, habe er gehofft, dass "wieder Ruhe einkehrt". Er teilte mit, "die persönlichen Angriffe und ständigen Anzeigen gegen mich und meine Frau wurden mehr anstatt weniger". Ausgangspunkt des Urnengangs waren Erhebungen gegen Koza, Ermittlungen wegen Untreue, Verhetzung und Amtsmissbrauchs wurden im März eingestellt.
Diese Situation habe Koza "psychisch mehr belastet, als ich zugeben wollte und konnte". Er fügte hinzu: "Ich wollte mich in eine Opferrolle bringen, in der Hoffnung, dass die persönlichen Angriffe damit endlich aufhören."
Nun aber wolle er sich eingestehen, dass er "Grenzen überschritten" und Menschen verletzt habe. "Aus diesem Grund bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass ich mir professionelle Hilfe suchen und daher mein Bürgermeisteramt zurücklegen werde."
"So bin ich nicht und so wollte ich auch nie sein", schloss er den Post.
Anwalt bestätigt Selbstverletzung
Kozas Anwalt Sascha Flatz bestätigte am Abend gegenüber Medien das Eingeständnis. "Er hat sich die Verletzung tatsächlich selbst zugefügt", sagte er etwa gegenüber der ZiB2 des ORF. Koza sei zur Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung und auch zur Falschaussage geständig. "Wir regen eine Diversion an", blickte der Jurist voraus.
Vom Opfer zum Beschuldigten
Am Nachmittag hatte der "Kurier" berichtet, dass der Bürgermeister im Strafverfahren rund um den tätlichen Angriff nicht mehr als Opfer, sondern als Beschuldigter geführt, so der Sprecher der Staatsanwalt Wiener Neustadt, Erich Habitzl. Koza müsse zu einer Beschuldigteneinvernahme erscheinen.
Ob es einen möglichen Strafantrag wegen des Verdachts der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung gebe, werde danach feststehen.
Trotz der Ermittlungen dementierte der Vösendorfer Ortschef gegenüber dem "Kurier" zu dem Zeitpunkt aber noch, dass er zurücktreten wolle. "Nein, ich bin nicht zurückgetreten und habe das auch nicht vor", wurde er zitiert.
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Zusammenfassung
- Im Dezember soll der Bürgermeister von Vösendorf, Hannes Koza (ÖVP), von einem Unbekannten überfallen und geschlagen worden sein.
- Die Polizei wirft ihm laut einem Medienbericht nun aber vor, dass Koza die Attacke vorgegaukelt haben soll.
- Im Strafverfahren würde der Bürgermeister daher nicht mehr als Opfer, sondern als Beschuldigter geführt.
- Am Donnerstagabend kündigte Koza seinen Rücktritt an.
- Sein Anwalt Sascha Flatz bestätigte am Abend gegenüber Medien das Eingeständnis.
- "Er hat sich die Verletzung tatsächlich selbst zugefügt", so Flatz gegenüber dem ORF.