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Verunsicherung in USA als Rekrutierungschance für Unis

31. März 2025 · Lesedauer 3 min

In den USA sind weite Teile der Uni- und Forschungslandschaft durch neue Regierungsvorgaben unter Druck geraten. Einzelne Forschungszweige sehen sich mit Budgetkürzungen konfrontiert, auch Visa wackeln. "Die Verunsicherung in den USA ist riesig", so der Rektor der Uni Wien, Sebastian Schütze, zur APA. Als österreichische und europäische Institutionen müsse man dem entgegentreten - gleichzeitig würden sich daraus aber auch interessante Rekrutierungsmöglichkeiten ergeben.

In den USA bangen etwa Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die sich mit Klimaforschung oder bestimmten medizinischen Fragestellungen beschäftigen, um Mittel. Generell sind Bereiche, die unter "Wokeness-Verdacht" stehen, unter Beobachtung. An der Uni Wien habe man bereits einzelne Anfragen von betroffenen Forscherinnen und Forschern bekommen, berichtete Schütze. "Da schicken schon Leute ihre CV. Das wird in den nächsten Monaten noch zunehmen."

Man müsse das aber auch in einen größeren Zusammenhang stellen, betonte der Rektor. "Da geht es nicht nur um Forschungsgelder, sondern um die Freiheit der Wissenschaft insgesamt." So würden etwa bereits Wissenschafterinnen und Wissenschafter in Europa, die etwa aufgrund von Kooperationen Fördergelder aus den USA erhalten, Fragebögen von offiziellen Stellen in den USA bekommen. "Da wird dann etwa gefragt, ob Gender und Diversity in der Forschung eine Rolle spielt oder der Klimawandel ein Thema ist." An der Uni Wien sei bisher noch kein solcher Brief aufgeschlagen, aber das sei wohl nur eine Frage der Zeit: "Man bleibt sprachlos zurück."

Diese Entwicklungen bedürften einer klaren europäischen Antwort, meinte Schütze. Die Institutionen müssten klarstellen, dass dies mit der Freiheit der Wissenschaft nicht kompatibel sei.

Rekrutierungschance für heimische Unis

Gleichzeitig würden sich durch diese Situation aber natürlich Rekrutierungsmöglichkeiten ergeben. "Da ist es wichtig, dass man schnell ist und Alternativen anbieten kann", so der Rektor. Die Uni Wien zieht daher Ausschreibungen von bereits geplanten Professuren vor, um diese Chancen zu nutzen. Dazu sei man etwa in Kontakt mit ASCINA, der Vereinigung österreichischer Wissenschafter in Nordamerika. Vereinzelt sei man schon bisher bei Reisen in die USA von Auslandsforscherinnen und -forschern auf Jobmöglichkeiten angesprochen worden - "aber der Wunsch nach Rückkehr ist jetzt sicher stärker".

Wichtigste Partnerinstitution der Universität Wien in den USA ist die University of Chicago. Bei dieser Kooperation sei es bisher zu keinen Problemen gekommen - "aber die Entwicklungen sind so rasant, dass es schwierig ist, etwas vorherzusagen". Die University of Chicago habe außerdem vorausblickend gehandelt und im Herbst einen Campus in Paris eröffnet.

Zusammenfassung
  • Die US-Forschungslandschaft steht wegen neuer Vorgaben unter Druck, mit Budgetkürzungen und unsicheren Visa, was zu Verunsicherung führt.
  • Die Uni Wien sieht darin Rekrutierungschancen und zieht Ausschreibungen für Professuren vor, um betroffenen Forschern Alternativen zu bieten.
  • Wichtige Partnerinstitution der Uni Wien ist die University of Chicago, die einen Campus in Paris eröffnet hat, um auf die Entwicklungen zu reagieren.