Bohrn Mena: Politik hat Kontakt "zur normalen Bevölkerung" verloren
Die Inflation geht nicht schnell genug zurück in Österreich, warnt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. "Lässt man die Sache laufen, ergeht es uns wie den "Südländern" der €Z nach €-Beitritt. Damals sind dort die Preise jenen der "Nordländer" davongelaufen, mit den bekannten desaströsen Folgen", meint Felbermayr auf Twitter.
https://twitter.com/GFelbermayr/status/1655828236205432834
Kolm: Statt Gießkanne, "jenen helfen, die es wirklich brauchen"
Die Europäische Zentralbank (EZB) habe jahrelang eine Geldpolitik betrieben, die "dem Inflationsziel von zwei Prozent einfach nicht zugänglich ist", meint Barbara Kolm, Vizepräsidentin der Österreichischen Nationalbank (OeNB), bei WildUmstritten dazu. Die EZB habe "die Geldmenge massiv ausgeweitet" und dadurch habe man früher oder später die Gefahr, dass Inflation entstehe. Weitere Probleme seien die Corona-Pandemie und die Lockdown-Politik, die auch die Inflation angetrieben haben.
Wichtig sei laut der OeNB-Vizepräsidentin nun, dass "man die Geldpolitik wieder in die Schranken bringt und vernünftig gestaltet mit einem Schulterschluss mit der Fiskalpolitik". Man sollte nun "jenen helfen, die es wirklich brauchen" und nicht "mit der Gießkanne über alles drübergehen", meint Kolm.
Fußi: Regierung "befeuert" Inflation
Die österreichische Bundesregierung würde die Inflation "sogar noch befeuern", weil sie "jeden Markteingriff verweigert", meint PR-Berater und Polit-Blogger Rudi Fußi. Der Markt sei nichts Heiliges, es brauche eine gescheite Ordnungspolitik. Die Inflation würde dazu führen, "dass von den Armutsbetroffenen jeder zweite sich nicht einmal eine warme Mahlzeit leisten oder die Wohnung heizen kann", beklagt Fußi bei WildUmstritten.
Wie verhindere ich, dass ich obdachlos werde?
Arbeitsmarktexpertin Veronika Bohrn Mena betont, dass sich die Lage vieler Österreicher:innen extrem verschlechtert habe. "Letzten Juli, August haben wir so viele Mails bekommen, dass wir nicht mehr gewusst haben, wann wir die alle beantworten sollen". Darin hätten viele Menschen geschildert, sie würden "nur noch eine Mahlzeit pro Tag" essen. Inzwischen sei man an dem Punkt angekommen, wo die Menschen sich fragen: Wie verhindere ich, dass ich obdachlos werde? Es gehe nun um die Existenzgrundlage.
"Abgehoben": Kontakt zur "normalen Bevölkerung" verloren
Die Politik habe jeglichen Kontakt "zur normalen Bevölkerung" verloren. Die Aussage von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), die Inflation würde nur ein paar Monate erhöht sein, verstehe Bohrn Mena nicht. Auch bei gewissen Kommentaren von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) habe sich die Arbeitsmarkexpertin gefragt: Wie kann man so dermaßen abgehoben sein? Denn Tatsache sei, die normale Bevölkerung leide schon.
Zusammenfassung
- Die österreichische Regierung würde die Inflation "sogar noch befeuern", weil sie "jeden Markteingriff verweigert", meint Politikberater Rudi Fußi bei WildUmstritten.
- Arbeitsmarktexpertin Veronika Bohrn Mena betont: Die Lage vieler Österreicher:innen wird immer schlechter. Und die Politik habe jeglichen Kontakt "zur normalen Bevölkerung" verloren.