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Wien protestiert gegen Nordkoreas Eingreifen in der Ukraine

Österreich protestiert gegen das sich abzeichnende Eingreifen Nordkoreas in der Ukraine. Nordkoreas Botschafter sei am frühen Mittwochabend ins Ministerium zitiert worden, teilte das Ministerium mit. "Dem Botschafter wurde unmissverständlich klargemacht, dass jegliche militärische Schützenhilfe für Russlands illegalen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine eklatante Verletzung der UNO-Charta und des Völkerrechts und daher vollkommen inakzeptabel ist", hieß es.

"Ihm wurde in aller Deutlichkeit mitgeteilt, dass Österreich eine potenzielle Eskalation des russischen Angriffskriegs durch die Unterstützung Nordkoreas aufs Schärfste verurteilt. Nordkorea gefährdet damit die Bemühungen um einen dauerhaften, gerechten und umfassenden Frieden in der Ukraine und die Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel", warnte das Außenministerium. Nordkorea müsse deeskalierende Schritte setzen, seine Truppen aus Russland abziehen und seine Waffenlieferungen an den Aggressor einstellen. Zuvor hatte bereits das deutsche Außenamt den dortigen nordkoreanischen Botschafter vorladen lassen und sich ähnlich geäußert.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte am Mittwoch, dass es gesicherte Erkenntnisse über den Aufenthalt nordkoreanischer Truppen in Russland gebe. "Was genau tun sie dort? Das bleibt abzuwarten", sagte er in Rom. Auch die NATO hat nach eigenen Angaben "Beweise", dass Nordkorea Soldaten nach Russland entsendet hat. Verbündete hätten die Stationierung nordkoreanischer Truppen bestätigt, erklärte NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah. "Sollten diese Truppen für den Kampf in der Ukraine bestimmt sein, würde dies eine erhebliche Eskalation der Unterstützung Nordkoreas für den illegalen Krieg Russlands bedeuten." Der Nordatlantikrat werde in Kürze über eine Reaktion beraten, erklärte sie weiter.

"Wenn sie die Absicht haben, an diesem Krieg im Namen Russlands teilzunehmen, dann ist das ein sehr, sehr ernstes Problem", sagte auch Austin. Dies hätte nicht nur Auswirkungen in Europa, sondern auch auf die Situation im Indopazifik, mahnte er. Austin nannte keine weiteren Details. Nordkorea befindet sich formell immer noch im Krieg mit Südkorea, in dem etwa 30.000 US-Soldaten stationiert sind.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, die USA gingen davon aus, "dass Nordkorea zwischen Anfang und Mitte Oktober mindestens 3.000 Soldaten in den Osten Russlands verlegt hat". Den Erkenntnissen nach seien sie per Schiff nach Russland gereist und inzwischen in mehreren russischen Militärausbildungsstätten im Osten Russlands untergebracht, wo sie derzeit trainiert würden. "Wir wissen noch nicht, ob diese Soldaten an der Seite des russischen Militärs in den Kampf ziehen werden", betonte er. Es sei aber sehr wahrscheinlich.

"Sollten nordkoreanische Soldaten tatsächlich in den Kampf eingreifen, würde diese Entwicklung die wachsende Verzweiflung Russlands in seinem Krieg gegen die Ukraine zeigen", sagte Kirby. "Russland erleidet tagtäglich große Verluste auf dem Schlachtfeld, aber Präsident Putin scheint entschlossen zu sein, diesen Krieg fortzusetzen." Die Kooperation mit Nordkoreas Soldaten sei "ein Zeichen der Schwäche und nicht der Stärke des Kremls". Kirby betonte auch, die Zusammenarbeit berge große Herausforderungen, nicht zuletzt angesichts der Sprachbarriere zwischen russischen und nordkoreanischen Soldaten.

Russland verweigerte eine Stellungnahme. "Wo sie sich befinden - bitte klären Sie das mit Pjöngjang", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Mittwoch auf die Frage nach dem Verbleib der nordkoreanischen Soldaten. Weiter sprach sie von einem "Medienhype".

Berlin und London zeigten sich besorgt. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein britischer Amtskollege John Healey zeigten sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in London sehr besorgt über die Berichte, dass nordkoreanische Soldaten in Russland für einen möglichen Einsatz in der Ukraine trainieren. Es gebe bisher nur wenige Informationen, etwa über die Zahl der nordkoreanischen Soldaten und deren möglichen Einsatz, sagte Pistorius. Dennoch handle es sich um eine "neue Qualität und eine Art Eskalation" im Krieg Russlands gegen die Ukraine, sagte der SPD-Politiker. Die Unterstützung Nordkoreas für Russland habe zudem weitere internationale Implikationen. Er fügte hinzu: "Ich bin ziemlich besorgt über die Entwicklung."

"Wir beide verurteilen diese potenzielle Eskalation absolut", sagte Healey. Es sei hoch wahrscheinlich, dass Nordkorea Soldaten nach Russland entsandt habe. Ob sie bereits am Kampfgeschehen teilnehmen, sei hingegen nicht klar. Trotzdem bezeichnete Healey die Entwicklung als schockierende Eskalation von Seiten Pjöngjangs und als Zeichen der Verzweiflung Russlands, dass es sich von einem Land wie Nordkorea Unterstützung suche.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreich hat Nordkoreas Botschafter einbestellt, um gegen die mögliche militärische Unterstützung Nordkoreas für Russland in der Ukraine zu protestieren. Diese Unterstützung wird als Verletzung des Völkerrechts betrachtet.
  • Die USA und die NATO haben Beweise dafür, dass Nordkorea mindestens 3.000 Soldaten nach Russland geschickt hat. Diese Truppen könnten für den Einsatz in der Ukraine trainiert werden, was eine Eskalation des Konflikts darstellen würde.
  • Deutschland und Großbritannien zeigten sich besorgt über die Berichte und verurteilen die mögliche Eskalation. Die internationale Gemeinschaft sieht darin ein Zeichen der Verzweiflung Russlands, das sich von Nordkorea Unterstützung sucht.