US-Ukraine-"Söldner" in Russland zu Haftstrafe verurteilt
Hubbards Fall war erst mit Beginn des Prozesses Ende September bekannt geworden. Laut Staatsanwaltschaft war der Angeklagte einem ukrainischen Verteidigungsbataillon beigetreten und erhielt dafür "mindestens 1.000 Dollar pro Monat". Er wurde demnach mit einer Uniform und Waffen ausgestattet und habe "an dem bewaffneten Konflikt" in der Ukraine teilgenommen. Am 2. April 2022 sei er schließlich gefangen genommen worden.
Nicht mitgeteilt wurde, wo Hubbard gefangen genommen wurde und wo er in den vergangenen gut zwei Jahren festgehalten wurde. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge hatte der 72-Jährige sich schuldig bekannt. Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Bei der Urteilsverkündung konnte sich Hubbard nur mit Mühe aufrecht halten. Vergangene Woche hatte er nur langsam und schleppend gehen können.
Die staatlichen russischen Nachrichtenagenturen RIA Nowosti und TASS verwiesen im September auf ein Youtube-Video vom Mai 2022, in dem ein Mann seinen Namen mit Stephen James Hubbard angibt und sagt, dass er sich seit 2014 in der Stadt Isjum in der ostukrainischen Region Charkiw aufhalte. Geboren wurde er demnach in Big Rapids im US-Staat Michigan.
Kurz nach dem Beginn seiner Offensive in der Ukraine hatte Russland im Frühling 2022 Teile der Region Charkiw besetzt, darunter Isjum. Im September 2022 eroberte die ukrainische Armee die Stadt zurück.
In der westrussischen Stadt Woronesch wurde unterdessen am Montag ein weiterer US-Bürger, der bereits eine Gefängnisstrafe verbüßt, zu weiteren sieben Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Robert Gilman war 2022 zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er betrunken einen Polizisten angegriffen haben soll. Im Gefängnis soll er Justizvollzugsbeamte geschlagen und einen Ermittler angegriffen haben. Dafür wurde er nun zu weiteren sieben Jahren und einem Monat Haft verurteilt.
Russland hat in den vergangenen Jahren wiederholt US-Bürger festgenommen. Die Vorwürfe gegen sie reichten von Diebstahl und Streit im familiären Umfeld bis hin zu Spionage und Kritik an der russischen Armee. Die US-Russin Ksenia Karelina wurde im August zu zwölf Jahren Haft verurteilt, weil sie einer ukrainischen Organisation etwa 50 Dollar (45 Euro) gespendet hatte.
Die US-Regierung wirft Russland vor, westliche Staatsbürger zu inhaftieren, um sie als Faustpfand zum Freipressen russischer Häftlinge aus westlichen Ländern missbrauchen. Am 1. August war der größte Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg zustande gekommen. Dabei kamen unter anderem der US-Journalist Evan Gershkovich und der Ex-US-Soldat Paul Whelan aus russischer Haft frei, im Gegenzug durften russische Häftlinge wie der in Deutschland als "Berliner-Tiergarten-Mörder" verurteilte russische Geheimdienstagent Vadim Krasikow nach Russland zurückkehren.
Zusammenfassung
- Wegen des Vorwurfs, als Söldner für die Ukraine gekämpft zu haben, hat ein russisches Gericht einen 72-jährigen US-Bürger zu fast sieben Jahren Haft verurteilt. Richterin Alexandra Kowalewskaja verurteilte den von Medien als Stephen Hubbard identifizierten Mann am Montag in Moskau zu sechs Jahren und zehn Monaten Gefängnis. Er wurde der "Teilnahme als Söldner an einem bewaffneten Konflikt" für schuldig befunden.