APA/APA/AFP/EMMANUEL DUNAND

UNO-Mission im menschenleeren Berg-Karabach eingetroffen

Fast zwei Wochen nach dem Großangriff Aserbaidschans auf Berg-Karabach ist nach aserbaidschanischen Angaben eine UNO-Mission in der mittlerweile nahezu menschenleeren Kaukasusregion eingetroffen.

Ein Sprecher der aserbaidschanischen Präsidentschaft sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die UNO-Mission am Sonntagmorgen in Karabach angekommen sei, um vor allem den humanitären Bedarf einzuschätzen. Es ist die erste UNO-Mission für Berg-Karabach seit über 30 Jahren.

Fast alle Armenier verließen Berg-Karabach

Allerdings haben inzwischen nahezu alle der geschätzt 120.000 armenischen Einwohner die Region fluchtartig aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen Aserbaidschans in Richtung Armenien verlassen.

Die UNO hatte zuvor mitgeteilt, von Baku grünes Licht für die Entsendung einer Mission in das Gebiet an diesem Wochenende erhalten zu haben. Die Europäische Union hatte Aserbaidschan am Freitag aufgerufen, UNO-Beobachter nach Berg-Karabach zu lassen.

Die Mission müsse in den kommenden Tagen erfolgen, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag in Brüssel. Als Folge des aserbaidschanischen Militäreinsatzes vor eineinhalb Wochen sei "ein Massenexodus von Armeniern aus Berg-Karabach im Gang". Die Menschen bräuchten dringend humanitäre Hilfe, hieß es.

Armenien wirft "ethnische Säuberung" vor

Armenien hatte Aserbaidschan zuvor eine "ethnische Säuberung" vorgeworfen. Aserbaidschan weist die Anschuldigungen zurück. "Wir können den Vorwurf der ethnischen Säuberung oder des Völkermords nicht akzeptieren", sagte der außenpolitische Präsidentenberater Hikmet Hajijew am Samstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

Es habe "keinen einzigen Fall von Gewalt oder Gräueltaten gegen Zivilisten" gegeben, sagte Hajijew. Ohnehin sei es falsch, von "armenischen" Zivilisten in Berg-Karabach zu sprechen.

Demonstrationen ausgerufen

Für Sonntag haben unterdessen armenische Gruppierungen aus vielen europäischen Ländern in Brüssel zu einer Demonstration gegen das Vorgehen Bakus aufgerufen. Armenien selbst rief für Sonntag einen nationalen Tag des Gebets für Berg-Karabach aus.

In den Kirchen des Landes läuteten die Glocken, der amtierende Patriarch der armenischen Kirche leitete einen Gottesdienst in der Hauptkathedrale des Landes in der Stadt Etschmiadsin nahe der Hauptstadt Jerewan.

Führung verkündete Auflösung Berg-Karabachs

Nach der Niederlage der pro-armenischen Kräfte gegen Aserbaidschan hatte die Führung von Berg-Karabach am Donnerstag die Auflösung der selbsternannten Republik verkündet. In den vergangenen Tagen haben bereits mehr als 100.000 Menschen die Region Richtung Armenien verlassen.

Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bisher aber überwiegend ethnische Armenier. Die Region hatte sich 1991 nach einem Referendum für unabhängig erklärt. Dieses wurde international nicht anerkannt und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottiert.

ribbon Zusammenfassung
  • Fast zwei Wochen nach dem Großangriff Aserbaidschans auf Berg-Karabach ist nach aserbaidschanischen Angaben eine UNO-Mission in der mittlerweile nahezu menschenleeren Kaukasusregion eingetroffen.
  • Allerdings haben inzwischen nahezu alle der geschätzt 120.000 armenischen Einwohner die Region fluchtartig aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen Aserbaidschans in Richtung Armenien verlassen.
  • Armenien hatte Aserbaidschan zuvor eine "ethnische Säuberung" vorgeworfen. Aserbaidschan weist die Anschuldigungen zurück.