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Was von der Trump-Harris-Debatte hängen blieb

In der Nacht auf Mittwoch (MEZ) traten die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump wahrscheinlich das einzige Mal in diesem Wahlkampf in einem TV-Duell gegeneinander an. Wie zu erwarten verloren die beiden kaum ein gutes Wort übereinander. Die Debatte war hitzig, teils aber auch von abstrusen Lügen gespickt. Ein Überblick.

Schon zu Beginn war vom wichtigsten Showdown vor der US-Wahl am 5. November die Rede: Kamala Harris und Donald Trump standen gemeinsam auf einer Bühne im US-Staat Pennsylvania, schüttelten sich zwar die Hände, sind sich dann aber doch scharf angegangen. Harris konnte den Republikaner über weite Strecken in die Defensive treiben, war anfänglich aber sichtlich nervös. 

Trump bezeichnete Harris wiederkehrend als "radikale Linke". Die Demokratin wiederum sagte mehrfach, ihrem Kontrahenten seien die Bedürfnisse der Bürger egal, ihm gehe es nur darum, andere herunterzumachen.

"Nation liegt im Sterben" 

Harris beklagte, Trump habe das Land 2021 in einem desaströsen Zustand hinterlassen - mit der größten Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression, der schlimmste Epidemie im Gesundheitswesen seit einem Jahrhundert und mit dem schlimmsten Angriff auf die amerikanische Demokratie seit dem Bürgerkrieg. "Und was wir getan haben, ist Donald Trumps Chaos aufzuräumen."

Trump wiederum beklagte, Harris und US-Präsident Joe Biden hätten das Land in ihrer Amtszeit in den Abgrund gestürzt. "Wir haben eine Nation, die im Sterben liegt", sagte er.

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"Migranten essen Haustiere" 

Bei diversen Fragen brachte der Republikaner das Thema Migration auf und beschuldigte die Regierung von Biden und Harris, sie hätten Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen. "Sie haben die Struktur unseres Landes zerstört."

Trump unterstellte Migranten sogar, sie würden Haustiere essen. "In Springfield essen sie die Hunde - die Leute, die hierhergekommen sind - sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben", behauptete er ohne jeden Beleg. Der republikanische Vizekandidat J.D. Vance hatte selbige Behauptung in den sozialen Medien kolportiert. Gegenüber CBS erklärte etwa ein Sprecher der Stadt Springfield, dass die Behauptungen jeglichen glaubwürdigen Beleg suchen würden. 

Harris beschuldigte Trump, er wolle Steuersenkungen für Reiche, die einfachen Amerikaner interessierten ihn nicht. Sie appellierte an Bürger, sich bei einem seiner Wahlkampfauftritte selbst ein Bild davon zu machen.

"Ich werde etwas wirklich Ungewöhnliches tun und Sie aufrufen, eine von Donald Trumps Kundgebungen zu besuchen", sagte die Demokratin an die Zuschauer gewandt. Trump verbreite dort absurde Behauptungen wie jene, dass Windmühlen Krebs verursachten.

"Das Einzige, worüber Sie ihn nicht reden hören werden, sind Sie." Trump habe keinen Plan für die Menschen im Land. Trump entgegnete pikiert, Menschen gingen erst gar nicht zu Harris' Wahlkampfveranstaltungen.

"Transgender-Operationen an illegalen Einwanderern" 

Trump sprach auch davon, dass Harris "Transgender-Operationen an illegalen Einwanderern durchführen will, die im Gefängnis sitzen". Er ging dabei darauf an, dass Harris 2019 erklärte, dass Transgender-Menschen, die auf den Staat angewiesen sind, Zugang zu Behandlungen zur Geschlechtsumwandlung haben sollten - auch Gefangene, wie CNN kürzlich berichtete. 

"Politiker lachen über Trump" 

Harris sagte auch, sie sei als Vizepräsidentin um die Welt gereist, und die führenden Politiker der Welt lachten über Trump. Sie habe auch mit führenden Militärs gesprochen, von denen einige mit dem Republikaner gearbeitet hätten. "Und sie sagen: Sie sind eine Schande."

"Bin selbst Waffenbesitzerin"

Harris hatte sich während der Debatte auch als Waffenbesitzerin geoutet, nachdem Trump behauptete, sie wolle die Waffen der Bürger:innen konfiszieren. 

Auch in ihrem Abschlussstatement warb Harris für einen "neuen Weg nach vorne" und für Zusammenhalt statt Spaltung. Die Amerikaner hätten so viel mehr gemeinsam als das, was sie trenne. Dass Harris einen Neuanfang verspricht, obwohl sie seit dreieinhalb Jahren mit regiert, ist ein wunder Punkt ihrer Kampagne.

Trump zielte genau darauf und warf zum Abschluss der Debatte mehrfach die Frage auf, warum Harris während ihrer bisherigen Regierungszeit nicht all das umgesetzt habe, was sie nun verspreche. Sie sei die "schlechteste Vizepräsidentin in der Geschichte" des Landes.

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Trump gab sich nach dem Duell siegessicher, erklärte auf X (vormals Twitter), dass dies seine bisher beste Debatte war - vor allem weil es drei gegen einen stand. Trump warf den Moderatoren David Muir und Linsey Davis vor, gegen ihn gearbeitet zu haben. 

Das Duell, das der Sender ABC ausrichtete, war vor allem für Harris eine Bewährungsprobe. Die 59-Jährige hatte erst vor wenigen Wochen Präsident Biden als Kandidatin der Demokraten abgelöst und zeigte sich bisher überwiegend bei streng choreografierten Wahlkampfauftritten, bei denen ihr Team alles unter Kontrolle hatte. Bei der Debatte gegen Trump musste sie sich nun ohne Skript beweisen.

Harris und Trump liegen in Umfragen in etwa gleichauf. Beide wollen vor allem unentschlossene Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind Harris' Positionen vielen Menschen wenig bekannt.

Harris will weitere Debatte 

Sie bemühte sich daher bei der Debatte, ihre inhaltlichen Ziele auszubreiten - unter anderem bei ihrem Paradethema Abtreibung. Auch diverse außenpolitische Themen - Nahost, Ukraine, China, Afghanistan - kamen zur Sprache. Hier wiederholten die beiden vor allem bekannte Positionen. Harris sprach sich danach für ein weiteres Duell mit Trump aus. 

ribbon Zusammenfassung
  • In der Nacht auf Mittwoch (MEZ) traten die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump wahrscheinlich das einzige Mal in diesem Wahlkampf in einem TV-Duell gegeneinander an.
  • Wie zu erwarten verloren die beiden kaum ein gutes Wort übereinander.
  • Die Debatte war hitzig, teils aber auch von abstrusen Lügen gespickt.
  • Ein Überblick.