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Türkei bombardiert kurdische Ziele in Syrien und Irak

Die Türkei hat nach eigenen Angaben in einer neuen Luftoffensive Stellungen von Kurdenmilizen in Nordsyrien und im Nordirak bombardiert.

Es seien unter anderem Schutzräume und Munitionslager getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara am Mittwoch mit. Ein Raketenangriff auf einen Markt und ein Wohnviertel im Nordwesten Syriens hat Aktivisten zufolge mindestens acht Menschen getötet und 29 zum Teil schwer verletzt.

Unter den Todesopfern seien mindestens fünf Zivilisten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Die Rettungsorganisation Weißhelme sprach von neun Toten und 31 Verletzten. Syriens staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete zehn tote Zivilisten.

"Operation Winteradler"

Von wem der Angriff auf die Kleinstadt Al-Bab nordöstlich von Aleppo ausging, war zunächst unklar. Nach Angaben der Weißhelme seien die Raketen aus Gebieten abgefeuert worden, in denen syrische Regierungstruppen sowie kurdische Milizen präsent sind. Die Region um Al-Bab selbst steht unter Kontrolle türkischer Streitkräfte.

Die Staatsagentur Sana wertete den Angriff als Folge des Schlagabtauschs zwischen der Türkei und den von Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF). Stunden zuvor hatte die Türkei Stellungen von Kurdenmilizen in Nordsyrien und im Nordirak bombardiert und dabei mindestens vier Menschen getötet. Die SDF bestritten eine Beteiligung an den Angriffen.

Die SDF bestätigten den Tod von vier eigenen Kämpfern. Man werde nicht still untätig bleiben im Angesicht der Angriffe, teilten die SDF am Mittwoch mit. Im Irak wurden zwei Kämpfer aus dem Umfeld der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) durch türkische Luftangriffe getötet.

Das türkische Verteidigungsministerium erklärte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, an der "Operation Winteradler" hätten zahlreiche Kampfflugzeuge und bewaffnete Drohnen teilgenommen. Das Militär habe fast 80 Ziele an drei verschiedenen Orten in Nordostsyrien und im Nordirak bombardiert. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Mittwoch zu der Operation: "Sie haben keinen Ort gefunden, um sich zu verstecken."

Türkei bekämpft PKK und YPG

Der Militäreinsatz richtete sich nach türkischen Angaben gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien, die beide von der Türkei als Terrororganisationen eingestuft werden. Ankara begründet die Luftschläge in den Nachbarländern mit Selbstverteidigung. In Europa und den USA steht nur die PKK auf der Terrorliste. Die Kurdenmilizen in Syrien sind dagegen Verbündete der USA im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Die vier Menschen seien in der Nacht infolge eines Drohnenangriffs auf ein Kraftwerk in der nordostsyrischen Stadt Derik getötet worden, teilte die Beobachtungsstelle mit. Es gebe zudem zahlreiche Verletzte. In der Nähe des Kraftwerks gebe es Stellungen der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die von der Kurdenmiliz YPG angeführten wird. Durch den Angriff sei der Strom in den umliegenden Dörfern ausgefallen.

Die Türkei hat bereits mehrmals Militäreinsätze gegen die PKK im Irak und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien geführt. Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags hatte in der Vergangenheit bei ähnlichen Einsätzen bezweifelt, dass diese mit dem Völkerrecht vereinbar sind.

Das Hauptquartier der PKK liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Ankara geht auch immer wieder militärisch gegen deren Stellungen in der Südosttürkei vor. Die PKK wiederum verübt Anschläge.

Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bisher Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Türkei hat nach eigenen Angaben in einer neuen Luftoffensive Stellungen von Kurdenmilizen in Nordsyrien und im Nordirak bombardiert.
  • Es seien unter anderem Schutzräume und Munitionslager getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara am Mittwoch mit.
  • Ein Raketenangriff auf einen Markt und ein Wohnviertel im Nordwesten Syriens hat Aktivisten zufolge mindestens acht Menschen getötet und 29 zum Teil schwer verletzt.