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Trotz Pflegenotstands: FPÖ will nur deutschsprachige Pfleger

Einerseits warnt die FPÖ vor zu wenigen Pfleger:innen, andererseits will sie sie nur, wenn sie auch Deutsch sprechen.

FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch will, dass die Pflegeausbildung wieder niederschwelliger gestaltet und attraktiver gemacht wird. Zudem müssten Deutschkenntnisse für Pflegerinnen und Pfleger verpflichtend sein.

Belakowitsch verlangt von Bund, Ländern und Gemeinden ein "gesamtösterreichisches, tragbares Konzept". Alle Landeshauptleute und Sozialreferenten sollten miteinander über Finanzierung reden. 

Bessere Ausbildung - auch ohne Matura

Die Pflegeausbildung wurde akademisiert. Das kritisieren die Blauen, denn dadurch entstehen Schranken. Was Belakowitsch stattdessen verlangt, ist eine trotzdem hochwertige Ausbildung, die man auch ohne Matura machen kann. Mit der von der Regierung kürzlich beschlossenen Pflegelehre - auch lang eine Forderung der FPÖ - ist sie nicht zufrieden. Es gebe zu wenig Entschädigung für die Lehrlinge, gleichzeitig soll man Gratis-Unterkünfte anbieten.

Pfleger:innen sollen außerdem nur arbeiten dürfen, wenn sie Deutsch sprechen. Dass die Regierung sich nach Pflegekräften in Marokko umschaut, "wird so nicht funktionieren", glaubt Belakowitsch. Die FPÖ-Sozialsprecherin nimmt an, dass keine Musliminnen bei uns arbeiten und dass Männer sich nicht um die Körperpflege 80-jähriger Frauen kümmern würden. 

FP-Bundesratsfraktionsvorsitzender Christoph Steiner, selbständiger medizinischer Masseur, Heilmasseur und Therapeut für alternative Heilmethoden, spricht von "Dramen", die sich abspielen würden, wenn das Pflegepersonal kein Deutsch spreche. Er warnt etwa vor falscher Medikation. Gleichzeitig würden pflegende Angehörige oft wie Bittsteller behandelt.

Diakonie: Pflegenotstand nimmt zu

Die Pflegereform sei stecken geblieben, kritisierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser: "Die Maßnahmen, die gesetzt wurden, waren durchaus wichtig, aber keine Reform, sondern Notmaßnahmen. Wie wir tagtäglich beobachten, vergrößert sich der Notstand trotz der Maßnahmen weiter."

Laut dem Roten Kreuz werden bis 2030 in Österreich 75.000 Pflegekräfte fehlen. In die gleiche Kerbe schlägt auch der Samariterbund: "Wird nicht rasch gehandelt, so wird die Pflege selbst immer mehr zum Pflegefall", meinte Präsident Franz Schnabl.

ribbon Zusammenfassung
  • Einerseits warnt die FPÖ vor zu wenigen Pfleger:innen, andererseits will sie sie nur, wenn sie auch Deutsch sprechen.
  • So bezweifelt Belakowitsch etwa, dass Muslime die Körperpflege bei 80-jährigen Frauen übernehmen würden.
  • Bis 2030 fehlen laut Diakonie in Österreich 75.000 Pflegekräfte.