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Tote und Dutzende Verletzte bei russischen Angriffen

Russland hat ukrainischen Angaben zufolge erneut Städte im Süden und Osten der Ukraine angegriffen. In der ostukrainischen Stadt Perwomajskyj wurden bei einer Explosion Dutzende Menschen verletzt. Mindestens 43 Verletzte seien registriert worden, darunter mehrere Minderjährige, teilte der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, am Dienstag bei Telegram mit. In dem betroffenen Wohngebiet gebe es Schäden an neun Mehrfamilienhäusern und mehreren Autos.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schlug in dem Ort eine russische Iskander-Rakete ein. Zuvor war die Rede von einer Artilleriegranate. Die Behörden leiteten Untersuchungen zur Frage ein, warum in dem Gebiet zu dem Zeitpunkt kein Luftalarm ausgelöst worden war. Die Kreisstadt liegt über 100 Kilometer von der Frontlinie im Osten und der russischen Grenze im Norden entfernt.

In der südukrainischen Stadt Cherson wurden nach Angaben der lokalen Staatsanwaltschaft ein Mann und eine Frau getötet. Die Zahl der Verletzten war zunächst unklar.

Zuvor hatte die Regierung in Kiew weitere Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen gemeldet. Die vergangenen Tage seien "besonders erfolgreich" gewesen, erklärt der Chef des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Olexij Danilow, auf Twitter. In der aktuellen Phase gehe es um "die maximale Zerstörung von Truppen, Ausrüstung, Treibstoffdepots, Militärfahrzeugen, Kommandoposten, Artillerie und Luftabwehrkräften der russischen Armee."

Die Gegenoffensive kam angesichts massiver Verteidigungsstellungen des russischen Militärs nur langsam voran. Zuletzt berichtete die Ukraine allerdings von leichten Geländegewinnen.

Das britische Verteidigungsministerium berichtete am Dienstag, dass die Russen teils erfolgreich gewesen seien, die ukrainische Gegenoffensive in ihren Anfängen zu verlangsamen. Das sei vor allem durch den massiven Einsatz von Anti-Panzer-Minen gelungen. "Nachdem der ukrainische Vorstoß verlangsamt wurde, hat Russland versucht, gepanzerte Fahrzeuge mit unbemannten Einweg-Angriffsdrohnen, Kampfhubschraubern und Artillerie zu treffen", hieß es im täglichen Geheimdienstbericht aus London. Allerdings würden die Besatzer unter entscheidenden Schwächen leiden. Die Einheiten seien ausgedünnt und es fehle an Artillerie-Munition.

In der nordöstlich gelegenen Stadt Sumy erhöhte sich die Zahl der Toten nach einem russischen Drohnenangriff vom Montag auf drei. 21 Menschen wurden nach lokalen Angaben verletzt, als ein mehrstöckiges Wohngebäude getroffen wurde. Die Stadt ordnete für Dienstag einen Tag der Trauer an.

Die schweren Kämpfe bei Bachmut im Osten der Ukraine im Gebiet Donezk gingen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter. Das ukrainische Militär habe unter schwerem Beschuss durch feindliche Flugzeuge und Artillerie mehrere Angriffe abwehren können. Im Osten konzentrierten die russischen Truppen ihre Angriffe demnach auf die Richtungen Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka. Dort habe es mehr als 40 Gefechte gegeben. Außerdem seien iranische Shahed-Drohnen gegen zivile Infrastruktureinrichtungen in den Regionen Sumy und Donezk sowie Saporischschja im Süden eingesetzt worden.

Russland sieht unterdessen keine Grundlage für eine Erneuerung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine. Das erklärte das Außenministerium in Moskau am Dienstag, knapp zwei Wochen vor Ablauf der geltenden Regelung. Es werde aber alles dafür getan, dass bis zum 17. Juli alle Schiffe die Schwarzmeer-Häfen verlassen könnten, die dafür vorgesehen seien.

Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa wies eine Überlegung der Europäischen Union zurück, eine Tochterfirma der zuständigen russischen Landwirtschaftsbank Rosselchosbank gründen zu lassen, die wieder an das internationale Zahlungssystem Swift angeschlossen werden könnte. Ein solches Vorgehen sei nicht machbar, sagte Sacharowa. Dabei hatte Russland die Wiederaufnahme der Landwirtschaftsbank in das Swift-System als eine seiner Bedingungen für eine erneute Verlängerung des Getreide-Deals genannt. Russland droht seit langem damit, das Abkommen platzen zu lassen. Der Aggressorstaat wirft dem Westen vor, Forderungen nach Abbau von Barrieren für den Export russischen Getreides und Düngemittel nicht zu erfüllen.

ribbon Zusammenfassung
  • Russland hat ukrainischen Angaben zufolge erneut Städte im Süden und Osten der Ukraine angegriffen.
  • In der ostukrainischen Stadt Perwomajskyj wurden bei einer Explosion Dutzende Menschen verletzt.
  • Mindestens 43 Verletzte seien registriert worden, darunter mehrere Minderjährige, teilte der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, am Dienstag bei Telegram mit.
  • Die Stadt ordnete für Dienstag einen Tag der Trauer an.