Tiroler FPÖ klagt Werder Bremen nach Nazi-Tweet doch nicht
Solche Prozesse würden meist bis zum Obersten Gerichtshof (OGH) gehen und eine Menge Geld kosten, "in dem Fall Steuergeld", erklärte Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger den Hauptgrund für den Klags-Rückzieher. "Das wollen wir, gerade in diesen Zeiten, nicht riskieren", so Abwerzger.
Die Tiroler FPÖ habe in der Causa insgesamt vier Rechtsanwälte konsultiert, alle spezialisiert auf derartige Fälle, berichtete der Landesparteiobmann. Zwei davon hätten einer Klage sehr gute Chancen eingeräumt, die anderen beiden seien eher skeptisch gewesen.
Abwerzger: "Großer Schaden in der Region" für Werder
Laut Abwerzger sei auch die "positive Stimmung im Land" ein Grund. Die FPÖ hatte bei der Wahl Ende September mehr als drei Prozentpunkte dazugewonnen und war auf erstmals Platz zwei gelandet. "Wir sind jetzt die bestimmende und stärkste Kraft in der Opposition und haben eine enorme Verpflichtung. Unsere volle Energie gilt den Tirolern und nicht Gerichtsprozessen", erklärte der Parteiobmann.
Bremen habe sich durch die Handlung selbst "einen großen Schaden in der Region" zugefügt. "Die Begeisterung für den Aufenthalt dieses Vereines in Tirol ist nicht mehr dieselbe. Sie haben sozusagen 19 Prozent der Tiroler pauschal als Nazis bezeichnet. Wir haben gesamt unglaublich viele positive Rückmeldungen bekommen, speziell auch von Bremern selbst, die sich für den Verein schämen", sagte Abwerzger, der im Zivilberuf Rechtsanwalt ist.
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Die Causa hatte im Juli gehörig Staub aufgewirbelt. Am 2. Juli hatte in Zell am Ziller ein "Aktionstag" der FPÖ im Vorfeld des Landesparteitages am darauffolgenden Sonntag in Schwaz - und damit auch der Landtagswahl am 25. September - stattgefunden. Daran nahm auch FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl teil. Werder Bremen befand sich zur selben Zeit auf Trainingslager in dem Ort. Schließlich folgte ein Posting des Vereins auf Twitter, in dem eine Art Truck-Anhänger der FPÖ zu sehen war sowie daneben - etwas undeutlich - der am Podium stehende Kickl. Dem Satz "Klare Kante gegen Nazis" stellten die Social Media-Verantwortlichen von Werder den Satz voran: "Wir fühlen uns hier so sehr zuhause, dass wir auch im #Zillertal dafür einstehen."
Tweet "unfassbarer Affront"
Die Tiroler FPÖ sah darin unter anderem einen "unfassbaren Affront", die pauschale Bezeichnung aller Mitglieder und Sympathisanten als Nazis und eine Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus. Trotz Aufforderung kam keine Entschuldigung von Werder Bremen. Daraufhin kündigten die Freiheitlichen an, eine Klage, etwa wegen Ehrenbeleidigung, auszuarbeiten und beim Landesgericht Innsbruck einzubringen.
ÖVP: "Peinlicher gehts nicht!"
Eine scharfe Reaktion kam am Montag indes von der Tiroler ÖVP. "Ich kann dazu nur sagen: Herr Abwerzger, peinlicher gehts nicht! Hier auf Kosten von tausenden Fußballfans billige populistische Schlagzeilen zu produzieren, ist letztklassig", erklärte Klubobmann Jakob Wolf in einer Aussendung. Nun werde klar, dass es den Freiheitlichen lediglich um "billige Wahlwerbung" gegangen sei. Die FPÖ müsse "endlich damit aufhören, Tirol als Tourismus- und Sportdestination mit ihrem parteipolitischen Geplänkel Schaden zuzufügen."
Zusammenfassung
- Die Tiroler FPÖ wird den deutschen Fußball-Bundesligisten Werder Bremen nach dessen Tweet über eine Veranstaltung der FPÖ im Zillertal Anfang Juli nun doch nicht wie angekündigt klagen.
- Ausschlaggebend für das jetzige Vorgehen sei auch die "unglaublich positive Rückmeldung im Landtagswahlkampf, die positive Stimmung im Land" gewesen, so Abwerzger.
- Werder Bremen befand sich zur selben Zeit auf Trainingslager in dem Ort.