Syrien: Neuer Justizminister ließ offenbar Frauen hinrichten
Vor einem Monat stürzte die Jihadisten-Miliz "Hayat Tahrir al-Sham" (HTS) den Diktator Baschar al-Assad in Syrien. Nach der Machtübernahme der HTS sorgen sich nicht nur Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten in dem Land, sondern auch Frauen.
Wie es um die Frauenrechte in der neu entstehenden Ordnung aussehen wird, ist bisher ungewiss. Auf Social Media kursieren aktuell schockierende Aufnahmen, welche die neuen Machthaber in Damaskus unter Druck setzen.
Todesstrafe für Frauen
Der syrische Journalist Rami Jarrah teilte auf dem Kurznachrichtendienst Bluesky die Videos und schrieb: "Der syrische Interims-Justizminister Shadi Al-Waisi ist dabei zu sehen, wie er im Rahmen der Anwendung der Scharia durch die Al-Nusra-Front im Januar 2015 in den von den Jihadisten kontrollierten Gebieten in Idlib die Todesstrafe für Frauen wegen Ehebruchs/Prostitution verhängt/überwacht".
Die Al-Nusra-Front war der syrische Ableger von Al-Kaida, nachdem sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) von Al-Kaida losgesagt hatte. Die Al-Nusra-Front bildete zusammen mit anderen islamistischen Miliz dann HTS.
Die Aufnahmen aus dem Jahr 2015 sollen im Abstand von einer Woche an zwei unterschiedlichen Orten entstanden sein. In den Videos ist unter anderem zu sehen, wie bewaffnete Männer die Hinrichtungen der beiden Frauen durch Kopfschuss mit "Allahu akbar"-Rufen bejubeln.
Übereinstimmung der Daten
Fachleute der unabhängigen syrischen Fact-Checking-Plattform "Verify-Sy" sollen die Aufnahmen mittels spezieller technischer Hilfsmittel überprüft haben. Dabei soll es eine Übereinstimmung zwischen den Tonspuren der Videos und den Stimmaufnahmen von al-Waisi gegeben haben, wie das Portal auf ihrer Webseite bekannt gab, trotz der schlechten Qualität.
Angesichts der Sensibilität der Verifizierung in Konfliktgebieten gemäß der angewandten Methodik nahm das Portal Kontakt zu mehreren Parteien in der neuen syrischen Regierung auf. Ein ranghoher Beamter soll "Verify-Sy" bestätigt haben, dass es sich bei dem Mann in den Videos um den aktuellen Justizminister al Waisi handle. "Die Videos zeigen die Durchsetzung des Rechts unter den damaligen Umständen", zitiert das Portal den anonymen Beamten.
"Wir bekräftigen, dass wir uns in rechtlicher und verfahrenstechnischer Hinsicht nachdrücklich an die neuen, von den Syrern vereinbarten Regeln und Grundsätze halten, die Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit gewährleisten", hieß es weiters. Ein offizielles Statement von den Machthabern in Damaskus gibt es bisher nicht.
Video: Syrien: Wer ist der HTS-Anführer und was hat er vor?
Zusammenfassung
- Auf Social Media kursieren derzeit zwei Videos aus Syrien, die für Empörung sorgen.
- Die Videos zeigen die Hinrichtungen von zwei Frauen im Jahr 2015 in der Region Idlib.
- Die Frauen, denen Prostitution vorgeworfen wurde, wurden durch Kopfschüsse getötet.
- Syriens neuer Justizminister Shadi al-Waisi hat die grausamen Taten dabei offenbar beaufsichtigen.