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Studie: Internationale Organisationen sichern 20.000 Jobs

Die in Österreich ansässigen internationalen Organisationen und Botschaften sichern fast 20.000 Arbeitsplätze in Österreich. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Amtssitzstudie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO im Auftrag des Außenministeriums, die Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und WIFO-Chef Gabriel Felbermayr am Montag in Wien präsentierten. Die jährliche Wertschöpfung betrug demnach 2023 rund 1,7 Milliarden Euro.

Schallenberg bezeichnete die Stärkung von Österreich als Amtssitz als Schwerpunkt der österreichischen Außenpolitik, der "wichtiger denn je" sei. Mit der Zuspitzung internationaler Krisen von der Ukraine bis Nahost gebe es einen "Feuerring um Europa", und der Multilateralismus stehe unter Druck. Für Österreich als kleines und exportorientiertes Land sei diese Entwicklung "brandgefährlich". Österreich sei auf eine regelbasierte Ordnung angewiesen, zu der internationale Organisationen einen unverzichtbaren Beitrag leisteten. Insofern sei Amtssitzpolitik auch Sicherheitspolitik, betonte Schallenberg.

Dabei gehe es nicht nur darum, neue Organisationen zu den bisher über 50 internationalen anzuziehen, sondern auch bestehende zu erhalten, so der Außenminister. Insbesondere die in Wien ansässige Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) steht seit dem russischen Angriff auf die Ukraine massiv unter Druck. Österreich werde sich für den Erhalt dieses Dialogkanals mit Russland und den zentralasiatischen Staaten einsetzen, versicherte Schallenberg. Nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow am Rande der OSZE-Jahrestagung im vergangenen November geht der Außenminister davon aus, dass auch Russland noch ein Interesse daran habe.

Felbermayr zufolge sind die positiven Effekte des Amtssitzes noch größer als von der Studie erfasst wird. So würden Standorteffekte von internationalen Unternehmen gar nicht gemessen. 80 Prozent der quantifizierbaren Wertschöpfung finde in Wien statt, 20 Prozent gehen in die Bundesländer, vor allem nach Niederösterreich und Oberösterreich. Trotz Steuerbefreiungen würden auch rund 790 Millionen Euro an Steuern und Abgaben durch die internationalen Organisationen in Österreich hängenbleiben.

Der WIFO-Chef schätzt die Wertschöpfung auf etwa 0,3 Prozent des österreichischen BIP. "Das ist mehr als alle anderen großen Länder, die Schweiz kommt vielleicht in die Nähe", so Felbermayr. Außenminister Schallenberg betonte dennoch: "Die Konkurrenz schläft nicht." Er verwies auf die Bedeutung von Amsterdam, Paris und Kopenhagen sowie von Dubai und Abu Dhabi als internationale Amtssitze, die sich zum Teil sehr aggressiv behaupten würden.

Den positiven Effekten stehen Ausgaben der öffentlichen Hand gegenüber, vor allem für Umsatzsteuerrefundierungen, Mietzuschüsse, Sicherheitsmaßnahmen und weitere finanzielle Zuwendungen. "Diese Kosten sind nur zum Teil betragsmäßig bekannt; der wohl größte Aufwand besteht im Bereich der Sicherheit, ist hier aber kaum abschätzbar", heißt es in der Studie. Die Gesamtrechnung werde dadurch überhaupt nicht gefährdet, sagte Felbermayr, da es sich dabei nur um Bruchteile der genannten 1,7 Milliarden Euro Wertschöpfung handle. "Wir reden von Prozenten", so der WIFO-Chef, und 1,7 Milliarden sei nur eine Untergrenze. Gegenüber einer früheren Untersuchung von 2020 habe die Wertschöpfung um über ein Viertel zugenommen. Die Wertschöpfung habe nicht nur wegen der Inflation zugelegt, sondern auch weil etwa die Weltbank ihre Aktivitäten ausgebaut habe.

Laut der WIFO-Studie waren 2023 fast 7.300 Personen bei internationalen Organisationen in Österreich beschäftigt. In Wien waren zudem 124 bilaterale und 199 multilaterale ausländische Vertretungsbehörden angesiedelt. Die Zahl der geschätzten Konferenztage stieg gegenüber der Vorstudie von 2019 von 10.800 auf 18.000. In Österreich gibt es den Angaben zufolge 18 internationale Schulen mit rund 3.000 Schulkindern von "Expats". Die Wertschöpfungseffekte auf Gastronomie und Hotellerie durch den Amtssitz schätzt Felbermayr auf etwa 100 Millionen Euro, wahrscheinlich mehr. Die Zahl der gesicherten Arbeitsplätze von etwa 19.800 liegt der Studie zufolge um 4,5 Prozent höher als in der Vorgängerstudie von 2019.

ribbon Zusammenfassung
  • Internationale Organisationen und Botschaften in Österreich sichern fast 20.000 Arbeitsplätze und tragen jährlich rund 1,7 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei.
  • Außenminister Schallenberg betont die Bedeutung dieser Organisationen für die Sicherheitspolitik Österreichs, insbesondere angesichts internationaler Krisen.
  • Die positiven Effekte der internationalen Organisationen sind laut WIFO-Chef Felbermayr größer als in der Studie erfasst, wobei rund 790 Millionen Euro an Steuern und Abgaben generiert werden.