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Streit über Geiselliste lähmt Gespräche zu Gaza-Waffenruhe

Ein Streit über eine Namensliste der verbleibenden Geiseln in der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas behindert die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Laut israelischen Medien verweigerte die Hamas in Katar eine Übergabe derselben. Diese meint wiederum, Israel habe neue Bedingungen gestellt. Nach palästinensischen Angaben vom Mittwoch wurden seit Beginn der israelischen Militäroffensive vor mehr als einem Jahr mindestens 45.361 Menschen getötet.

Mindestens 107.803 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden, hieß es seitens der palästinensischen Gesundheitsbehörde. Unter den Opfern sind zahlreiche Frauen und Kinder. Die Stelle unterscheidet nicht zwischen Kämpfern der Hamas und der Zivilbevölkerung.

Das israelische Militär hatte mit seiner massiven Offensive unmittelbar auf den überraschenden Angriff der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 reagiert, bei dem nach israelischen Angaben 1.200 Menschen getötet und rund 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden. Noch etwa 100 Geiseln sollen dort sein, wie viele von ihnen leben, ist unklar. Der schmale Küstenstreifen am Mittelmeer ist seit langem von Israel abgeriegelt und durch die Angriffe weitgehend zerstört.

Die meisten der rund 2,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner wurden aus ihren Häusern vertrieben. Ihre Lage ist katastrophal. Internationalen Hilfsorganisationen zufolge fehlt es den Menschen, die häufig notdürftig in Zelten hausen, an Lebensmitteln, sauberem Wasser und Medikamenten.

Die Verhandlungen über eine Gaza-Waffenruhe gerieten unterdessen in Stocken. Dass die Hamas die Geiselliste nicht freigeben wolle, schaffe "erhebliche Schwierigkeiten" bei den Verhandlungen unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA, hieß es auf israelischer Seite.

Nach mehr als einer Woche intensiver Verhandlungen in Katar hatte Israel seine Unterhändler am Dienstag zurückgerufen. Es solle interne Beratungen über die Fortsetzung der Verhandlungen geben, erklärte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Netanyahu ließ am Mittwoch wissen: "Die terroristische Hamas-Organisation lügt weiter, hält sich nicht an bereits getroffene Absprachen und erschwert weiterhin die Verhandlungen."

Der israelische Präsident Yitzhak (Isaac) Herzog rief angesichts der stockenden Verhandlungen die Führung des Landes dazu aufgerufen, alle "Macht" und "Mittel" einzusetzen, um ein Abkommen zur Freilassung der vor mehr als einem Jahr in den Gazastreifen entführten israelischen Geiseln zu erreichen. "Ich rufe unsere Führung auf, mit all ihrer Macht und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu handeln, um eine Einigung herbeizuführen", sagte Herzog am Mittwoch.

Die Hamas warf Israel ihrerseits vor, neue Bedingungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen gestellt zu haben. Das habe dazu geführt, dass sich eine Vereinbarung darüber sowie über eine Freilassung der Geiseln und im Gegenzug palästinensischer Gefangener verzögere. Sie selbst habe sich flexibel gezeigt, erklärt die radikal-islamische Organisation. Die Gespräche in Doha unter Vermittlung von Katar und Ägypten gingen in eine ernsthafte Richtung, so die palästinensische Sicht.

Aus Hamas-Kreisen hieß es zudem, man sei bereit, eine Liste von Geiseln zu übergeben, die in einer ersten Phase freigelassen werden könnten. Die Organisation lehne jedoch eine Forderung Israels ab, eine vollständige Liste aller noch Lebenden unter den 100 Geiseln zu übermitteln. Sie warf Netanyahu vor, durch eine entsprechende Forderung die Verhandlungen zu blockieren.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Streit über die Übergabe einer Geiselliste behindert die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen, da die Hamas die Liste in Katar nicht übergeben will und Israel neue Bedingungen stellt.
  • Seit Beginn der israelischen Offensive wurden über 45.361 Palästinenser getötet und 107.803 verletzt, während das israelische Militär auf einen Angriff der Hamas im Oktober 2023 reagierte, bei dem 1.200 Menschen getötet und 250 entführt wurden.
  • Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal, da die meisten der 2,3 Millionen Einwohner vertrieben wurden und es an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten mangelt.