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Selenskyj: Hoffen auf vom Westen zugesagte Milliardenhilfe

Die Ukraine hofft nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf baldige Zuteilung der vom Westen zugesagten Milliardenhilfe, die auch aus Erträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert werden soll. Es gebe zwar viele politische Erklärungen von den Partnern Kiews, viele weitere seien zu erwarten, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. "Aber wir brauchen einen echten Mechanismus."

Die Ukraine benötige die Erlöse aus den Vermögenswerten Russlands für die Verteidigung gegen den Aggressor Russland. "Die entsprechenden Diskussionen laufen schon viel zu lange, und wir brauchen endlich Entscheidungen."

Die sieben großen westlichen Industriestaaten (G7) hatten bei ihrem Gipfel im Juni eine neue Finanzhilfe für Kiew beschlossen. Ein großzügiger Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden.

Die Ukraine verstärkt nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj ihre Streitkräfte in der heftig umkämpften Region Pokrowsk im Osten des Landes. Man wisse, was die russischen Truppen dort vorhätten, sagt er in einer Fernsehansprache. Der ukrainische Vorstoß in der russischen Oblast Kursk gehe unterdessen weiter, sagt er. Man kontrolliere einige Gebiete. Einzelheiten nennt Selenskyj nicht.

Angesichts des russischen Vormarsches in der Ostukraine sind zahlreiche Menschen aus den Ortschaften nahe der Front geflohen. Bewohner des Dorfes Myrnohrad in zehn Kilometern Entfernung von den Kampfgebieten sagten der Nachrichtenagentur AFP, die zunehmenden russischen Angriffe hätten mehrere Menschen in die Flucht getrieben. AFP-Reporter vor Ort beobachteten, wie mehrere Häuser in Myrnohrad nach russischen Angriffen in Brand gerieten.

"Ich muss gehen, weil die Situation wirklich jeden Tag schlimmer wird - nicht nur jeden Tag, sondern jede Stunde, wie eine Lawine", sagte der Bergarbeiter Maxim. Vor Kurzem traf eine Rakete das neunstöckige Wohnhaus, in dem der 40-Jährige lebt. "Gott sei Dank war ich nicht zu Hause", sagte Maxim. "Aber ich habe mich entschlossen zu gehen, denn das Leben ist kostbar."

Auch die 74-Jährige Galina machte sich am Mittwoch auf den Weg aus Myrnohrad in Richtung des Zentrums der Ukraine, weiter weg von der Front. "Mein Schwiegersohn und ich haben eine Einzimmerwohnung gefunden. Das ist okay, wir werden klarkommen", sagte sie AFP-Reportern. "Es tut mir Leid für die Kinder", fügte sie hinzu. Mitglieder mehrerer Generationen aus ihrer Familie seien bereits auf der Flucht.

Die russischen Truppen sind in der Ostukraine seit mehreren Wochen auf dem Vormarsch in Richtung der Stadt Pokrowsk, die als wichtiger logistischer Knotenpunkt gilt. Sie liegt rund 60 Kilometer nordöstlich der von Russland besetzten Stadt Donezk. Die russische Armee rückt in dem Gebiet nach eigenen Angaben weiter vor, am Mittwoch meldete sie die Einnahme des Dorfes Schelanne rund 20 Kilometer vor Pokrowsk.

Die Ukraine verzeichnete eigenen Angaben zufolge 46 russische Angriffe im Laufe des Tages entlang der Front nahe der Stadt Pokrowsk im Osten des Landes. Davon seien 44 zurückgeschlagen worden, teilt der Generalstab mit. Stand 21.00 Uhr MESZ werde an den übrigen zwei Abschnitten noch gekämpft. Bei den Gefechten seien 238 russische Soldaten getötet oder verwundet worden. Zu Verlusten auf ukrainischer Seite werden keine Angaben gemacht. Eine Stellungnahme Russlands liegt zunächst nicht vor.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ukraine hofft auf die baldige Zuteilung der vom Westen zugesagten Milliardenhilfe, die auch aus Erträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert werden soll.
  • Die G7 haben bei ihrem Gipfel im Juni eine neue Finanzhilfe für Kiew beschlossen: Ein Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden.
  • Die Ukraine verzeichnete 46 russische Angriffe entlang der Front bei Pokrowsk, wovon 44 zurückgeschlagen wurden. 238 russische Soldaten wurden dabei getötet oder verwundet.