"Rückzieher": Platzt jetzt der Gaza-Deal?
Eigentlich hätte das israelische Kabinett für die Absegnung des Deals am Donnerstag zusammentreten sollen. Israels Premier Benjamin Netanyahu betonte aber am Donnerstagvormittag in einer Aussendung, dies werde nicht geschehen, solange es keine volle Einigung gebe.
Netanyahu wirft der Hams nämlich vor, einen "Rückzieher" zu machen. "Die Hamas zieht sich von Teilen der Vereinbarung zurück, die mit den Vermittlern und Israel getroffen wurde, um in letzter Minute Zugeständnisse zu erpressen", hieß es. Ein Hamas-Vertreter betonte hingegen, die Gruppe stehe zu der Vereinbarung.
Zuvor hatte das Vermittlerland Katar erklärt, Israel und die palästinensische Hamas hätten sich auf ein Abkommen geeinigt. Eine Waffenruhe soll demnach am Sonntag in Kraft treten.
Israel-Korrespondent Segenreich über Israel und Hamas Deal
Was ist los?
Was genau los ist, sei noch nicht ganz klar. Es gebe aber zwei verschiedene Versionen der Geschichte, erklärt Israel-Korrespondent Ben Segenreich im PULS 24-Interview.
So hieß es vonseiten der israelischen Regierung bereits am Donnerstagmorgen, dass noch einzelne Punkte geklärt werden müssten. Das Büro Netanyahus erklärte, "mehrere Klauseln des Rahmens" seien noch offen. Nach israelischer Darstellung habe man sich auf die Namensliste der durch den Deal frei zukommenden palästinensischen Gefangenen bereits geeinigt und von dieser Abmachung sei die Hamas nun abgerückt, erklärt Israel-Korrespondent Ben Segenreich.
Es gebe aber auch eine andere Version der Geschichte, die besage, dass Netanyahu innenpolitische Schwierigkeiten habe, erklärt Segenreich. So habe Netanyahu angeblich Probleme eine der rechts-außen Fraktionen davon zu überzeugen, bei ihrer Zustimmung zur Einigung zu bleiben. Zwei von Netanyahus Ministern haben sich bereits zuvor öffentlich gegen die Einigung ausgesprochen.
Laut dieser Version beschuldige Netanyahu aber nun die Hamas und verwende deren angeblichen "Rückzieher" als Vorwand.
Israel und Hamas: Deal zur Waffenruhe vereinbart
Platzt der Gaza-Deal?
Trotzdem gehe man in Israel derzeit immer noch davon aus, dass der Deal "nicht platzen kann", erklärt Segenreich. Auch der US-Präsident Joe Biden und sein designierter Nachfolger Donald Trump haben die Vereinbarung bekannt gegeben und sich dahinter gestellt - diese könne man jetzt nicht bloßstellen.
Man bereite sich in Israel auf die Übergabe der Geiseln schon vor und könne sich nicht vorstellen, dass sich das jetzt nochmal verzögert. Ausschließen könne man jedoch nichts. Sollte es tatsächlich solche Schwierigkeiten geben, die nicht zu überwinden sind, dann könne sich der Beginn der Abmachung noch um ein oder zwei Tage verschieben und im schlimmsten Fall sogar komplett scheitern.
Das sei aber derzeit eher unwahrscheinlich, betont Segenreich.
Zusammenfassung
- Verwirrung um den Gaza-Deal: Nach der Verkündung einer Einigung über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln, warf Israels Premier Benjamin Netanyahu der Hamas vor, einen "Rückzieher" zu machen.
- Die Hamas dementiert das.
- Droht die Einigung doch zu scheitern?