APA/APA (AFP)/FETHI BELAID

Schwere Ausschreitungen in Tunesien

In mehreren tunesischen Städten haben sich die vierte Nacht in Folge vor allem junge Menschen der abendlichen Corona-Ausgangssperre widersetzt. In der Nacht auf Dienstag kam es deshalb erneut zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. In Tunis warfen einige hundert Jugendliche Steine und Molotowcocktails auf die eingesetzten Polizisten, diese reagierten mit Tränengas und Wasserwerfern. Bis Montag wurden über 600 Menschen festgenommen.

In Sfax, der zweitgrößten Stadt des Landes, steckten Demonstranten Reifen in Brand und blockierten Straßen. In den Städten Kasserine, Monastir, Gafsa und Sousse berichteten örtliche Medien von ähnlichen Zusammenstößen.

Die Menschenrechtsgruppe amnesty international rief in London zur Mäßigung auf und verwies auf Videos, auf denen Polizisten auf festgenommene Demonstranten einschlagen. Amnesty forderte zudem die Freilassung des am Montag inhaftierten Bürgerrechtlers Hamza Nassri Jeridi.

Die genauen Hintergründe der Ausschreitungen sind noch unklar. Die Proteste fallen auf den zehnten Jahrestag der Flucht des Langzeitherrschers Zine El Abidine Ben Ali am 14. Jänner 2011, der mehr als 20 Jahre lang an der Macht war. Tunesien ist seitdem als einzigem Land, das von Aufständen in der arabischen Welt erfasst wurde, der schrittweise Übergang zur Demokratie gelungen. Korruption und die schlechte Wirtschaftslage, vor allem eine hohe Arbeitslosenquote - auch verstärkt durch die Corona-Pandemie - plagen das Land aber weiterhin. Ein Drittel der jungen Leute ist inzwischen ohne Arbeit. Das Misstrauen gegen die herrschende Elite und die etablierten politischen Parteien ist groß.

ribbon Zusammenfassung
  • In mehreren tunesischen Städten haben sich die vierte Nacht in Folge vor allem junge Menschen der abendlichen Corona-Ausgangssperre widersetzt.
  • In der Nacht auf Dienstag kam es deshalb erneut zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
  • Die Menschenrechtsgruppe amnesty international rief in London zur Mäßigung auf und verwies auf Videos, auf denen Polizisten auf festgenommene Demonstranten einschlagen.