StraflandesgerichtAPA/AFP

Schuldspruch

Wienerin reiste zum IS: 2 Jahre bedingte Haft für Evelyn T.

09. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

Die Wienerin Evelyn T. reiste vor über zehn Jahren nach Syrien, um sich der IS-Terrormiliz anzuschließen. Am Mittwoch wurde sie dafür zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt.

Anfang März wurde die Wienerin Evelyn T. vom Außenministerium aus einem Lager in Syrien geholt. Als Teenagerin reiste sie einem Burschen hinterher, den sie zuvor islamisch geheiratet hatte, und schloss sich dem "Islamischen Staat" (IS) an. Evelyn T. bekannte sich gleich zu Beginn schuldig. 

Am Mittwoch wurde sie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Sie müsse aber weiterhin die Beratungsstelle Extremismus und die Bewährungshilfe Neustart in Anspruch nehmen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Als Milderungsgründe wurden u.a. ihr junges Alter, ihr umfassendes Geständnis, dass sie sich freiwillig gestellt hatte, die knapp acht Jahre im Gefangenenlager Al-Roj sowie das lange Zurückliegen der Straftat genannt. Die Angeklagte habe zudem nicht für den IS gekämpft, sondern "nur sozial adäquate Handlungen gesetzt", die natürlich in diesem Kontext durchaus strafbar waren, so der Richter.

Geburt des Sohnes als Weckruf

Vor einem Schöffengericht erzählte Evelyn T. davon, wie sie über einen radikalisierten Freundeskreis und ihrem zehn Jahre älteren Mann zur Flucht nach Syrien gedrängt wurde. 2016 gelangt sie schließlich nach zwei missglückten Versuchen in die IS-Hochburg Raqqa, wo sie ihren damaligen Mann wieder traf.

"Von da an war es wie ein Gefängnis", schildert sie die Zeit dort. Ihr Mann habe sie zuhause eingesperrt, sie haben keinen Ausweg gesehen. Erst die Geburt ihres Sohnes im Mai 2017 sei für sie ein Weckruf gewesen. "Das war für mich dann wie ein Wecker, als wär diese ganze Blase, in der ich die ganze Zeit war, geplatzt", sagt Evelyn T. Die sonst extrem gesammelte junge Frau weint erstmals im Verfahren. 

"Ich wollte nicht, dass mein Kind so aufwächst", bringt sie schließlich heraus. 2017 ergab sie sich schließlich. Der Mann sitzt seither im Irak im Gefängnis. Evelyn T. landete im kurdisch verwalteten Straflager Al-Roj, wo sie die letzten acht Jahre verbrachte. 

Will es "in Zukunft besser machen"

"Es tut mir wirklich leid, was ich getan habe. Fast neun Jahre war mein Leben auf Pause und ich habe Lebenserfahrungen gemacht, die ich keinem Menschen auf dieser Welt wünsche", bekräftigte die Angeklagte in ihrem Schlussplädoyer.

"Wenn ich könnte, würde ich alles rückgängig machen, aber ich werde alles tun, um es in der Zukunft besser zu machen und diese zweite Chance zu nützen und ein normales Leben zu führen und eine gute Mutter für mein Kind zu sein."

Evelyn T., die nur einen Schulabschluss hat, möchte sich um eine Ausbildung umschauen, am liebsten als Tierpflegerin, und sich vor allem wieder um ihren Sohn kümmern.

Diesem gehe es laut einer Sprecherin der MA 11 gut. Er lerne mit den anderen Kindern Deutsch. Die Behörde arbeite gut mit der Mutter, die man auch im Gefängnis besucht habe, und der Großmutter zusammen. Die Gefährdungsabklärung, die entscheiden soll, wo der Bub künftig wohnen soll, sei noch nicht abgeschlossen. 

Sie würde anderen Jugendlichen gerne "mit meiner Geschichte helfen", um sie zu deradikalisieren. Damit auch ihnen "die Augen geöffnet" werden.

Zusammenfassung
  • Die Wienerin Evelyn T. reiste vor über zehn Jahren nach Syrien, um sich der IS-Terrormiliz anzuschließen.
  • Am Mittwoch wurde sie dafür zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
  • Als Milderungsgründe wurden u.a. ihr junges Alter, ihr umfassendes Geständnis, dass sie sich freiwillig gestellt hatte, die knapp acht Jahre im Gefangenenlager Al-Roj sowie das lange Zurückliegen der Straftat genannt.