Anschober zur Causa Kurz: Dimension der Vorgänge hat "ziemlich überrascht"
"Dieses Sittenbild, das bei den Chats herausgekommen ist, [...] das ist schon ziemlich verheerend", sagt der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober im Interview mit PULS-24-Infochefin Corinna Milborn. Dennoch hätten ihn "diese Dimension" und "diese Vorhalte" schon "ziemlich überrascht".
Im Nachhinein habe Anschober den Eindruck, dass es Kurz "weniger um konkrete Wertehaltungen, [...] sondern eher um den Erfolg gegangen" sei. Vorrangig sei es Kurz um die "Maximierung des politischen Erfolges" gegangen.
Über seine eigene Zeit in der Regierung unter dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz sagt Anschober heute, er habe das erste halbe Jahr innerhalb der Pandemie "sehr, sehr gut mit ihm zusammengearbeitet". Die Zeit sei "von einer guten Kooperation" geprägt gewesen. Doch dann sei es "ein bisschen schwieriger geworden", so Anschober.
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Er maße sich nicht an, die strafrechtliche Dimension der Vorwürfe gegen Kurz und sein Umfeld zu beurteilen, sagt Anschober - das müssten die Gerichte klären. Justizministerin Alma Zadić (Grüne) werde sicherstellen, dass die Justiz ihre Arbeit erfüllen könne. Das "verheerende" Sittenbild, "das bei den Chats herausgekommen ist", so Anschober, müsse aber auch politisch untersucht werden. Das solle im neuen Untersuchungsausschuss geschehen. Beim neuen Kanzler Alexander Schallenberg geht Anschober davon aus, dass sich dieser über die Zeit einen eigenen Stil zulegen werde.
Anschober fordert Konsequenzen
Zu den Vorwürfen der Inseratenkorruption sagt Anschober: "Das sollte aus meiner Sicht so oder so Konsequenzen haben." Anschober fordert mehr Transparenz bei den Inseraten und "eine Umverteilung" von den Inseraten zur Presseförderung. Es gebe Vorhaben im Regierungsabkommen zwischen der ÖVP und den Grünen, die jetzt "rasch" umgesetzt werden sollten.
"Die Kraft ist wieder da"
Anschober, der aus gesundheitlichen Grünen zurückgetreten war, sprach auch über seine Zeit als Gesundheitsminister. Damals habe er nur drei bis vier Stunden täglich geschlafen. Mittlerweile habe er aber wieder einen gesunden Lebenswandel. "Die Kraft ist wieder da", sagt er. Sei Geld wolle er jetzt mit Vorträgen, seinem Buch, das am 14. März erscheint, und mit Kolumnen verdienen.
In seiner Zeit als Minister hätten ihm auch die Corona-Leugner und ihre zunehmende Radikalisierung Probleme bereitet. Dadurch sei er isoliert worden, habe keine Gespräche in der U-Bahn mehr führen können und habe ständig Polizeibegleitung gehabt, erzählt Anschober. Nach wie vor appelliert er, sich impfen zu lassen - Gesprächsrunden in den Gemeinden könnten da viel bewirken, sagt der ehemalige Politiker.
Zusammenfassung
- Der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) spricht im Interview mit Corinna Milborn über die Vorwürfe gegen Sebastian Kurz (ÖVP) und seine Zeit in dessen Regierung.
- "Dieses Sittenbild, das bei den Chats herausgekommen ist [...] das ist schon ziemlich verheerend", sagt der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober im Interview mit PULS 24 Infochefin Corinna Milborn.
- Dennoch hätten ihn "diese Dimension" und "diese Vorhalte" schon "ziemlich überrascht".
- Im Nachhinein habe Anschober den Eindruck, dass es Kurz "weniger um konkrete Wertehaltungen [...] sondern eher um den Erfolg gegangen" sei. Vorrangig sei es Kurz um die "Maximierung des politischen Erfolges" gegangen.
- Er habe das erste halbe Jahr innerhalb der Pandemie "sehr, sehr gut mit ihm zusammengearbeitet". Die Zeit sei "von einer guten Kooperation" geprägt gewesen. Doch dann sei es "ein bisschen schwieriger geworden", so Anschober.
- Anschober, der aus gesundheitlichen Grünen zurückgetreten war, sprach auch über seine Zeit als Gesundheitsminister. Damals habe er nur drei bis vier Stunden täglich geschlafen. Mittlerweile habe er aber wieder einen gesunden Lebenswandel.