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Erneut Tote bei russischen Angriffen in der Ukraine

04. Apr. 2025 · Lesedauer 5 min

Bei russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine sind laut örtlichen Behördenangaben in der Stadt Charkiw im Osten des Landes mindestens fünf Menschen getötet und mehr als 32 verletzt worden. Bei dem Angriff am späten Donnerstagabend seien Wohn- und Bürogebäude ins Visier genommen worden, erklärte der ukrainische Rettungsdienst am Freitag auf Telegram. In der Folge seien mehrere Brände ausgebrochen. Russland meldete indes ebenfalls Drohnenangriffe seitens der Ukraine.

Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, schrieb am Freitag bei Telegram, es gebe "leider bereits vier Tote". Seinen Angaben zufolge gab es zudem 32 Verletzte. Laut dem Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synegubow, erlag 88-Jähriger Mann später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Synegubow bezifferte die Zahl der Verletzten mit 35.

In der besonders stark umkämpften ostukrainischen Region Donezk wurde nach Angaben lokaler Behörden ein weiterer Mensch getötet, fünf weitere wurden demnach verletzt. In den Regionen Dnipropetrowsk, Saporischschja und Kiew wurden nach Behördenangaben ebenfalls sechs Menschen bei Angriffen verletzt. In Kiew waren in der Nacht Explosionen von Geschoßen zu hören, die das Luftabwehrsystem der ukrainischen Hauptstadt abfing.

Insgesamt habe die russische Armee in der Nacht 78 Drohnen auf die Ukraine gefeuert, erklärte die ukrainische Luftwaffe. 42 Drohnen seien abgewehrt worden, bei 23 weiteren habe es sich um Attrappen ohne Sprengladung gehandelt.

Die Ukraine wirft Russland vor, immer wieder Wohngebiete und Zivilisten anzugreifen. Tausende Zivilistinnen und Zivilisten wurden durch russische Luftangriffe auf Schulen, Krankenhäuser und Wohnhäuser getötet. Moskau bestreitet gezielte Angriffe auf nicht-militärische Ziele.

Russische Luftabwehr wehrte Drohne im Anflug auf Moskau ab

Unterdessen meldete das russische Verteidigungsministerium in Moskau, dass in der Nacht 107 ukrainische Drohnen durch die Luftabwehr abgefangen und zerstört worden seien, darunter 34 über der westrussischen Region Kursk. Zudem erklärte der Gouverneur der russischen Grenzregion Brjansk auf Telegram, dass ein Mensch bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf ein Dorf getötet worden sei. Eine weitere Person wurde demnach verletzt.

In der Nacht soll laut dem Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin auch eine Drohne im Anflug auf die Stadt abgefangen worden sein. "Luftabwehreinheiten des Verteidigungsministeriums haben einen Angriff einer Drohne abgewehrt, die auf Moskau zuflog", schrieb Sobjanin in der Nachrichten-App Telegram. Der lokalen Transportbehörde zufolge wurden zudem die Moskauer Flughäfen Wnukowo, Domodedowo und Schukowski vorübergehend geschlossen. Einige Stunden später seien diese wieder für Abflüge geöffnet worden.

Das Verteidigungsministerium warf der Ukraine zudem sechs Angriffe auf Energieanlagen in Russland vor, was gegen ein Waffenruheabkommen für die Energieinfrastruktur verstoße. Kiew und Moskau werfen sich regelmäßig gegenseitig vor, weiterhin Energieanlagen im anderen Land anzugreifen.

Russland: Lage in Belgorod nach Ukraine-Vorstoß "unter Kontrolle"

Zwei Wochen nach dem Vorstoß ukrainischer Truppen in die russische Grenzregion Belgorod bot am Freitag ein Medienbericht Einblicke in die Situation an Ort und Stelle aus Sicht Russlands. Die Nachrichtenagentur RIA meldete, das russische Militär habe die Lage dort "unter Kontrolle".

RIA bezog sich auf den russischen Kommandanten Apti Alaudinow. Dieser sagte, dass seine Soldaten ukrainische Truppen aus dem Gebiet "entfernen" würden. Den Ukrainern sei es nicht gelungen, einen bedeutenden Teil des Gebiets zu erobern, und sie erlitten große Verluste. Unabhängig lässt sich der Bericht nicht überprüfen.

Über den Belgorod-Vorstoß wurde relativ wenig berichtet. Unterdessen ringen ukrainische Soldaten aktuell darum, eroberte Gebiete in der ebenfalls an die Ukraine grenzenden Region Kursk zu halten. Dort waren sie 2024 einmarschiert.

Kiew will von NATO stärkeren Druck auf Moskau

Im Rahmen des Treffens der NATO-Außenminister in Brüssel fordert die Ukraine indes stärkeren Druck des Bündnisses auf Russland zur Umsetzung einer Friedenslösung. "Russland muss es mit dem Frieden ernst meinen. Dafür ist es an der Zeit, den Druck auf Moskau zu erhöhen", sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bei einem Auftritt mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel. Angesichts der Diskussion über die von US-Präsident Donald Trump verkündeten neuen Handelszölle warnte Sybiha, man dürfe "nicht vergessen, dass in Europa ein echter Krieg tobt. Russland bleibt eine existenzielle Bedrohung für Europa."

Heftigere Angriffe im Frühjahr erwartet

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen eine großangelegte russische Invasion. Sie rechnet nach Angaben des Präsidentenbüros damit, dass Russland seine eingesetzten Truppen in diesem Jahr um 150.000 Mann aufstocken wird. "Die Russen haben jetzt keine Probleme, Personal zu rekrutieren", sagte Pawlo Palissa, Vizechef der Kanzlei von Präsident Wolodymyr Selenskyj, in Kiew. Zwar könnten diese frischen Kräfte nicht alle gleich zum Einsatz kommen, sagte der Oberst dem Rundfunksender Suspilne. Der Druck der Russen an der Front werde aber rasch zunehmen.

NATO schätzt russische Verluste hoch ein

Die russischen Verluste im Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach Einschätzung der NATO zuletzt erheblich angestiegen. Ein ranghoher NATO-Beamter sprach von bis zu 250.000 Toten. Insgesamt bezifferte er die Zahl der getöteten oder verletzten russischen Soldaten auf etwa 900.000. Allein für Februar wird von mehr als 35.100 russischen Verlusten ausgegangen. Mit Verlusten sind sowohl getötete wie verletzte Soldaten gemeint.

Die stark gestiegen Zahlen seien zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass es zuletzt eine Ausweitung der Kampfzonen gegeben habe, sagte der NATO-Beamte. Zudem seien die Kämpfe intensiver gewesen.

Zusammenfassung
  • Bei russischen Drohnenangriffen auf Charkiw wurden mindestens fünf Menschen getötet und über 32 verletzt.
  • In der besonders umkämpften Region Donezk gab es einen Toten und fünf Verletzte.
  • Die ukrainische Luftwaffe wehrte 42 von 78 russischen Drohnen ab, während Russland 107 ukrainische Drohnen abfing.
  • Die NATO schätzt die russischen Verluste im Ukraine-Konflikt auf bis zu 250.000 Tote.
  • Die Ukraine fordert von der NATO stärkeren Druck auf Russland, um eine Friedenslösung zu erreichen.