Religionsvertreter wenden sich gegen Terror und Gewalt
Außerdem appelliert man darin an alle Menschen in Wien, sich für "den Erhalt des friedlichen und respektvollen Miteinanders in unserer Stadt einzusetzen".
Unterschrieben wurde der Text mit dem Titel "Religionen für den Frieden" vom scheidenden Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn sowie Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, sowie dem Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural. In Wien gebe es "eine gute, tragfähige und konstruktive Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften", heißt es in dem Text.
Glaube als "kraftvolle Basis"
Diese sei "auch Frucht eines langjährigen Dialogs in unserer Stadt. Aus dieser Erfahrung und aus unserer gemeinsamen Verantwortung setzen wir uns für den Frieden ein - in der Überzeugung, dass der Glaube eine kraftvolle Basis für ein friedliches Zusammenleben sein kann."
Und: "Entschieden verurteilen wir jeglichen Missbrauch von Religion zur Anstiftung oder Rechtfertigung von Terror und Gewalt", heißt es in der Erklärung. "Zugleich treten wir gegen jede Form von Diskriminierung und Bedrohung religiösen Lebens auf. Wir verpflichten uns, das gegenseitige Verständnis und den Zusammenhalt in unseren Religionsgemeinschaften mit aller Kraft zu stärken."
Für ihn sei es wichtig, jene Botschaft, die ihm 30 Jahre ein Anliegen gewesen seien, erneut gemeinsam zu erklären, betonte Schönborn gegenüber Journalisten anschließend. Diese sollte nun noch einmal unterstrichen werden. Man habe dies schon etwa nach dem Terroranschlag am 2. November 2020 sowie auch in der Corona-Pandemie getan.
In den letzten Jahrzehnten habe man versucht, Probleme der Vergangenheit zu benennen und Wege der Versöhnung zu gehen, meinte der Erzbischof. Dies betreffe einerseits die Juden, denen in Österreich grausame Dinge angetan worden seien. Mit dem Islam andererseits habe Österreich auch eine kriegerische Geschichte. "Für uns als Christen ist es wichtig zu sagen, diese Menschen sind Österreicher." Sie orientierten ihr Leben auch an Gott.
Die Erklärung sei nicht als Reaktion auf tagesaktuelle Ereignisse erarbeitet worden, so Schönborn - aber sie sei "dauerhaft aktuell". Ein Zusammenhang mit den jüngsten Äußerungen der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zum Islam besteht nicht - der Text war bereits im Dezember beschlossen worden. Zum Inhalt meinte Schönborn, dass man sich der Aussage vieler Menschen, wonach Religionen die Ursachen für Konflikte in der Welt seien, stellen müsse. "Sind sie Faktoren für Konflikt oder Teil der Lösung des Problems?"
Auch Vural betonte, dass die Erklärung nicht anlassbezogen sei. Das Thema habe zwar zuletzt Aktualität bekommen. Es sei aber "ein Daueranliegen" und reiche hoffentlich "auch über die Grenzen Wiens hinaus", meinte er auf eine entsprechende Frage in Richtung Mikl-Leitner.
Für Engelmayer ist es "kein Selbstläufer, dass Religionen respektvoll miteinander umgehen können". Daher habe man ein Zeichen dafür setzen wollen, das nun weitergetragen werden soll.
Video: PULS 4 Aktuell vom 09.01.2025
Zusammenfassung
- Repräsentanten der katholischen Kirche, des Islam und des Judentums haben die 'Wiener Erklärung' unterzeichnet, die den Missbrauch von Religion zur Anstiftung oder Rechtfertigung von Terror und Gewalt verurteilt.
- Kardinal Christoph Schönborn, Jaron Engelmayer und Ümit Vural betonen die gute Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften in Wien und appellieren an die Menschen, sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen.
- Die Erklärung, die nicht anlassbezogen ist, soll über die Grenzen Wiens hinauswirken und ist das Resultat eines langjährigen Dialogs und gemeinsamer Verantwortung.