Rektoren-Chef Vitouch fordert nachhaltiges Budget
Für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode für die Jahre 2025-2027 werde es wegen der hohen Inflation exklusive der Ärztegehälter an den Unikliniken mindestens 16 Mrd. Euro brauchen, um den Status Quo aufrechtzuerhalten. Wolle die Regierung an Zielen wie besseren Betreuungsverhältnissen oder mehr Spitzenplatzierungen in internationalen Uni-Rankings festhalten, bräuchte es 20 Mrd. für die drei Jahre, so Vitouch mit Verweis auf die deutlich bessere finanzielle Ausstattung von Unis in vergleichbaren Ländern.
Es sei klar, dass in Zeiten mit klammem Bundeshaushalt "die Bäume nicht in den Himmel wachsen, man sollte aber nicht auf Zukunftsinvestitionen vergessen", mahnte Vitouch, der nach dem Abgang von TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler mit 1. Oktober erneut vom Vize- zum Präsidenten der uniko aufgestiegen ist. Mit dem zweiten Physik-Nobelpreis in zwei Jahren und einer Rekordzahl an hochdotierten "Starting Grants" des Europäischen Forschungsrats (ERC) hätten die Unis gerade wieder gezeigt, welches Potenzial in ihnen stecke, so Vitouch. Um dieses Potenzial zu fördern und noch mehr gute internationale Leute anzuziehen, brauche es aber langfristige Investitionen.
Die Rolle der Unis sollte aber auch bei den Schlüsselarbeitskräften nicht unterschätzt werden, betonte der Rektor. Mittlerweile würden nicht nur in den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) händeringend Fachkräfte gesucht, auch in anderen akademischen Berufen gebe es Nachwuchssorgen, etwa bei Lehrerinnen, Ärzten oder Richterinnen. Wenn die Republik auch in den nächsten zehn bis 20 Jahren genug Schlüsselarbeitskräfte haben wolle, müsse man diese auch unter guten Bedingungen ausbilden. "Sonst werden wir Dinge wie Spitzenmedizin, einen soliden Rechtsstaat oder gute öffentliche Schulen auf Dauer nicht gewährleisten können."
Zusätzlich hob Vitouch noch budgetäre Argumente für eine bessere Ausstattung der Unis hervor. So habe die Wertschöpfungsstudie des Wirtschaftsforschungsinstituts aus dem Vorjahr gezeigt, dass sich ein in die Unis investierter Steuereuro in drei bis fünf Jahren durch höhere Steuereinnahmen und Wertschöpfungseffekte verdreifache.
Von Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) würde er sich wünschen, zumindest eine Debatte über eine nachhaltige Finanzierung der Unis anzustoßen. Als Vorbild könnten die Niederlande dienen, in denen alle öffentlichen Unis bei den internationalen Rankings in den Top 200 landen. Verbesserungsbedarf sieht Vitouch etwa bei der Struktur der heimischen Hochschullandschaft mit ihren 77 Hochschulen. "Es gibt eine sehr große Zahl an Institutionen, aber meines Erachtens keinen klaren Plan, wohin die Reise geht."
Ob Vitouch Mitte Dezember regulär für das Amt des uniko-Präsidenten kandidieren will, ließ er noch offen. Eigentlich zum Vizepräsidenten gewählt, ist er aktuell bereits zum dritten Mal nach Freiwerden des Chefsessels eingesprungen. Er habe das Amt nie angestrebt, so der Rektor der Uni Klagenfurt mit Verweis auf den langen Weg nach Wien, der das Wahrnehmen kurzfristiger Termine schwierig gestalte. Allerdings sei die uniko aktuell in einer Situation des Übergangs, ist doch die Hälfte der aktuellen Rektoren erst frisch im Amt. Ob er sich für die Jahre 2024 und 2025 zur Wahl stellen wird, werde letztlich davon abhängen, ob die anderen Rektorinnen und Rektoren ihn "mit gutem Zureden und sanftem Druck" von einer Kandidatur überzeugen können oder nicht.
Zusammenfassung
- Oliver Vitouch, seit 1. Oktober wieder Vorsitzender der Universitätenkonferenz (uniko), fordert von der Politik nachhaltige Budgets für die Unis, "damit man nicht wieder alle drei Jahre um sein Leiberl rennen muss für die Grundfinanzierung".
- Allerdings sei die uniko aktuell in einer Situation des Übergangs, ist doch die Hälfte der aktuellen Rektoren erst frisch im Amt.