Steurer: Klimapolitik von Österreich war ein "Desaster"
Steurer meint im Interview mit PULS 24 Anchor Wolfgang Schiefer, dass von den Klimakonferenzen "grundsätzlich nicht viel zu erwarten" sei. Die diesjährige COP27 stehe im Zeichen der Klimaanpassung und Kompensationen statt der Vermeidung einer Klimakatastrophe. Die Frage, wer wie viel für kommende Schäden, hervorgerufen durch den Klimawandel, aufbringen muss, stehe bei der Konferenz zudem im Raum.
Auch wie Schäden und Verluste kompensiert werden können, werde bei der COP27 zur Diskussion stehen. Schiefer sagt jedoch, dass eine gänzliche Kompensation nicht möglich sein werde, da die Klimakrise bereits zu hohe Schäden und Verluste verursacht habe. Bestenfalls könne ein "Trostpflaster rauskommen, indem ein neuer Fonds kreiert wird mit ein paar Millionen Dollar".
Klimakonferenz ohne Ergebnisse
Für ihn wäre ein Albtraumergebnis, wenn keine Verbesserungen hinsichtlich der Vermeidung einer Klimakrise vorgenommen werden - er nimmt dies jedoch an. Auch finanzielle Unterstützungen ohne "konkrete Richtlinien und Fahrpläne" brächten nichts.
Er gibt sich jedoch nicht äußerst optimistisch und meint im PULS-24-Interview, dass es nicht "unrealistisch" sei, dass solch ein Ergebnis rauskomme. Immerhin seien die Konferenzen dafür bekannt, "große Ankündigungen" zu machen, aber "wenig Konkretes zur Umsetzung" zu bringen.
Bundesregierung mit ambitionierten Klimazielen
Steurer kritisierte zudem die österreichische Bundesregierung hinsichtlich ihrer "Scheinklimapolitik". Er entschärft seine Kritik etwas, indem er sagt, dass Österreichs Klimapolitik "deutlich besser" geworden sei. Zuvor war sie dem Professor zufolge ein "Desaster". Trotzdem will er die Bundesregierung an ihren Zielen messen, diese seien nämlich "ambitioniert".
Österreich möchte bis 2040 klimaneutral sein. Es müsste also bis 2030 seine Emissionen halbieren. Um das zu erreichen, müsste es jährlich einen Emissionsrückgang von fünf Prozent geben. Lieferprognosen gehen laut Steurer jedoch nur von zwei Prozent aus.
Derzeit gebe es eine Lücke zwischen dem, "was sein muss und dem, was tatsächlich ist", so der Experte. Für Steurer ist problematisch, dass nicht mal Diskussionen geführt würden, wie man diese Lücke schließen könne.
Für die Klimaproteste
Den Klimaprotesten der letzten Wochen steht er nach anfänglicher Skepsis und Ablehnung positiv gegenüber. Er begründet dies damit, dass die mediale Reaktion dabei helfe, auf das Thema der Klimakrise aufmerksam zu machen.
Zusammenfassung
- Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der BOKU Wien, sagt im Newsroom LIVE, dass die Klimapolitik in Österreich "deutlich besser" wurde.
- Von der aktuellen Klimakonferenz in Ägypten erwartet er sich nicht viel.