Putin verteidigt Zusammenarbeit mit Nordkorea
Jeder Waffenhandel Moskaus mit Pjöngjang würde gegen bestehende UNO-Beschlüsse verstoßen, die sich gegen das Atomwaffenprogramm Nordkoreas richten, betonten Teilnehmer einer gemeinsamen Strategie- und Beratungsgruppe am Freitag in Seoul. Beide Seiten seien sich einig, dass Nordkorea und Russland in dem Fall "einen Preis" zahlen müssten, sagte der südkoreanische Vize-Außenminister Chang Ho-jin laut der Nachrichtenagentur Yonhap.
Russland sei Nachbar Nordkoreas, und die Lage auf der geteilten koreanischen Halbinsel sei besonders. Aber Moskau verletze keine internationalen Sanktionen gegen das wegen seiner Atompläne geächtete Land, erklärte Putin. Zwei Tage zuvor hatte er mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Dabei waren im Westen Befürchtungen laut geworden, Russland werde in Nordkorea Munition für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine kaufen.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dementierte dies. Bei dem Besuch von Kim seien keine militärtechnischen Abkommen geschlossen worden, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Putin sagte, es sei auch Unsinn, dass Russland angeblich nordkoreanische Freiwillige in der Ukraine einsetzen wolle.
Putin berichtete Lukaschenko über das Treffen mit Kim. Der autoritäre belarussische Machthaber regte an, über dreiseitige Projekte zwischen Russland, Nordkorea und seinem Land nachzudenken. Für Lukaschenko war die Visite in Sotschi am Schwarzen Meer das siebente Treffen mit Putin in diesem Jahr. Er verdankt seinen Machterhalt nach der mutmaßlich gefälschten Präsidentenwahl und Massenprotesten der Bevölkerung 2020 sehr wesentlich der Moskauer Unterstützung.
Belarus habe Russland wie gewünscht 60.000 Tonnen Benzin und Diesel geliefert, um den Treibstoffmarkt zu stabilisieren, sagte Lukaschenko russischen Agenturen zufolge. Angesichts der westlichen Sanktionen gegen beide Länder sagte Lukaschenko: "Ja, wir leben etwas ärmer, ein kleines bisschen." Aber im kommenden Jahr könne der Wirtschaftsaustausch zwischen Russland und Belarus wieder das Niveau der Zeit vor den Sanktionen erreichen.
Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un besichtigte unterdessen bei seinem Russland-Besuch im fernöstlichen Komsomolsk am Amur den neuesten russischen Kampfjet vom Typ Suchoi Su-57. Laut der russischen Regierung besuchte Kim am Freitag mit Russlands Industrieminister Denis Manturow Flugzeugfabriken der Großstadt rund 300 Kilometer von der Pazifikküste. Laut Manturow sieht Russland Potenzial für eine Zusammenarbeit mit Nordkorea im Bereich der Flugzeugherstellung und anderen Branchen.
Die russische Regierung zeigte dem nordkoreanischen Staatschef unter anderem die Fertigung von Kampfflugzeugen der Typen Su-35 und Su-57. Einem Luftfahrtexperten zufolge war Kim erst der zweite ausländische Staatsgast nach dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der in das Cockpit einer Su-57 (NATO-Kennzeichnung: Felon) blicken durfte. Der seit 2002 entwickelte Tarnkappenbomber wird nach Medienberichten seit 2019 in Russland in Serie produziert. Indien war 2018 aus der geplanten Gemeinschaftsproduktion ausgestiegen.
Nach einem Demonstrationsflug der Su-35 verließ Kims Panzerzug die Stadt, wie russische Staatsmedien berichteten. Ein Video zeigte die Verladung seiner gepanzerten Maybach-Limousine in den Spezialzug, mit dem der nordkoreanische Machthaber Russland besucht. Sein nächster Halt soll die wichtige Hafenstadt Wladiwostok sein, ehe er wieder nach Nordkorea zurückkehrt.
Kim hatte sich am Mittwoch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kosmodrom Wostotschny, Russlands modernster Raumfahrtanlage in der Region Amur, getroffen. Beide kamen im Anschluss an einen Rundgang durch das Kosmodrom zu bilateralen Beratungen zusammen. Russland und Nordkorea beabsichtigen, ihre Beziehungen nach dem jüngsten Gipfeltreffen in Wostotschny mit weiteren Gesprächen auf nordkoreanischem Boden zu festigen. Putin hatte deswegen Kims Einladung zu einem Besuch in Nordkorea angenommen.
Zusammenfassung
- Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Kooperation seines Landes mit der stalinistischen Diktatur Nordkorea verteidigt.
- "Wir stellen für niemanden eine Bedrohung dar", sagte Putin am Freitag in Sotschi, wo er sich mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko traf.
- Die Verbündeten USA und Südkorea warnten indes mit Nachdruck vor einer Militärkooperation zwischen Nordkorea und Russland.