Herbert KicklAPA/MANFRED FESL

Politischer Aschermittwoch

Kickl legt nach: Projekt "Volkskanzler" nur verschoben

05. März 2025 · Lesedauer 5 min

Traditionsgemäß ging der politische Aschermittwoch bei der FPÖ über die Bühne. Parteichef Herbert Kickl ließ sich die Gelegenheit zu einem Angriff auf die Regierung nicht nehmen. Die Regierung sei "Marx und Murcks mit rosaroten Stützrädern", es gab Lobhudelei für US-Präsident Trump. Und das Projekt "Volkskanzler" habe nur eine Pause eingelegt.

Anfang der 90er Jahre brachte Jörg Haider die bayerische Tradition des politischen Aschermittwochs nach Österreich. Seither wird er vor allem von der FPÖ im großen Stil begangen. Zum Höhepunkt stand eine Rede von FPÖ-Chef Herbert Kickl auf dem Programm. 

Nach den geplatzten Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP erwarteten sich viele im Vorfeld einen Frontalangriff auf die politische Konkurrenz. Und den sollte man dann bekommen, "Herbert"-Sprechchöre inklusive.

Auch wenn Kickl, der als begnadeter Redenschreiber seinen Aufstieg in der FPÖ vollzog, schon bessere Reden hielt. Oft sprang er von einem Thema zum Nächsten, um dann doch noch mit einer Attacke wieder an Vorangegangenes anzuknüpfen.

Die ganze Rede zum Nachschauen:

Johlenden Applaus gab es auch für "unsere Freunde von der AfD", die Kickl nach rund einer Stunde Rede begrüßte. "Gut, dass es die AfD gibt", lobte er den jüngsten Erfolg der in Teilen gesichert rechtsextremen Partei bei der deutschen Bundestagswahl.

Als "Einheizer" fungierte der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner. Er sah bereits eine "historische Zeitenwende" – gemeint damit waren die EU-Wahl, die Nationalratswahl und die US-Wahl. 

Die Jahnturnhalle in Ried im Innkreis sei das "Gegenteil von Wokeness, LBTGQ, Digital Services Act, von Marxismus, von Kommunismus und von Flüchtlingsbeklatschern", hier regiere noch "die Freiheit". 

Kickl will weiter "Volkskanzler" sein

"Das Projekt der Volkskanzlerschaft" sei nur verschoben, startete Kickl dann mit ein paar Scherzen in die Rede. Doch bald ging es ans Eingemachte. Ehemalige Kanzler wurden kritisiert. Alfred Gusenbauer (SPÖ) war ein "dicker Freund Benkos", die Freundschaft sei weg, der Rest noch da.

Über die weiteren Nachfolger, etwa "Kanzler Karl McNehammer" kam er dann zum neuen – Christian Stocker (ÖVP). Den werde man "auch noch aushalten". Einen Kanzler "ohne Haare, ohne Wähler, ohne Hals", das habe es aber noch nie gegeben. 

Für Selenskyj sei "Schluss mit den Spompanadeln"

"Im Weißen Haus wird jetzt wieder Klartext geredet, seitdem der Biden da nicht mehr herumgeistert und nachtwandelt", schimpfte Kickl weiter. Und dieser Klartext von Donald Trump sei vor allem gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wichtig.

Dieser würde in der EU nur "angehimmelt und verhätschelt", als sei er eine "Heiligenerscheinung aus Kiew". Dabei würde ja "jeder" wissen, dass Selenskyj "einiges am Kerbholz hat". Was, darauf ging er nicht ein. 

Es sei längste Zeit, mit den "Spompanadeln" aufzuhören, es sei Zeit für Frieden. Das gelte für Putin gleichermaßen, schob er beiläufig nach. 

"Marx und Murcks"

Dann war die Regierung dran. Das sei eine "Anti-Kickl-Koaliton", "Austro-Verlierer-Ampel", nach der "Corona-Ampel" der nächste Wahnsinn. Türkis-Rot-Pink sei eine "Mischung aus Marx und Murcks mit rosaroten Stützrädern". 

Er kritisierte die Anzahl an Minister:innen und Staatssekretariate. Die Regierungsbank sehe nun aus "wie eine Legebatterie". Dort würde die Regierung "herumgackern" und uns dann "die faulen Eier" legen. 

Als Alternative schlug er Politikwissenschaftler Peter Filzmaier vor - besser und billiger als 21 Regierungsmitgliedern: "Das wäre die Einmann-Expertenregierung für Österreich gewesen. Ich glaub, das traut er sich zu". 

"Unehrlichkeit zahlt sich aus"

Dann gab er zu, er wäre gerne als "Volkskanzler" nun schon hier. Man habe "ehrlich verhandelt", die ÖVP aber nicht. Die wisse gar nicht mehr, was "ehrlich verhandeln, ehrlich regieren" sei. Fürs Lügen würde man gar bezahlt und belohnt, zumindest als schwarzer Spitzenpolitiker – das zeige der Abgang von Magnus Brunner als EU-Kommissar für Migration. 

"Unehrlichkeit zahlt sich aus", schloss er daraus. Auch beim Thema Migration. Man müsse sich trauen, Österreichs Grenzen kompromisslos dichtzumachen. Da habe sich die ÖVP in den Verhandlungen geweigert. EU-Recht hin oder her. Er wetterte über die Flut an "illegalen Eindringlingen", man würde sogar schon "IS-Bräute" zurück ins Land holen. 

Tausende könnten jetzt Staatsbürger werden, weil viele aus der Fluchtwelle 2015 nun zehn Jahre im Land sind. Wie PULS 24 bereits berichtete, ist diese Sorge jedoch unbegründet. 

Kein Kanzler Kickl, wegen der ÖVP

Kickl könnte nun selber im Bundeskanzleramt sitzen, doch die Verhandlungen mit der ÖVP sind im Februar geplatzt. Er habe sich geweigert "in diesen sauren, vergifteten Apfel zu beißen". Die ÖVP hätte die Freiheitlichen in eine Falle gelockt.

Nebenher hätten sie dann mit SPÖ und NEOS verhandelt. Dass die Verhandlungen der drei Parteien davor noch geplatzt waren, ließ er freilich unerwähnt. Nachdem die ÖVP die Verhandlungen "torpediert" hätte, schloss er: "Dann pfeifen wir drauf". 

Er sei "keine kastrierte Kanzler-Marionette der Österreichischen Volkspartei". Laut Kickl wollte die FPÖ gar nicht den Bundeskanzler stellen. "Wir sind angetreten, um den Volkskanzler zu stellen." Da "fahren wir dann mit dem Kärcher rein in die letzten Ecken der Republik". 

Das aktuelle Regierungsprogramm sei nichts weiter als "ein Haufen Papier", es sei "eine einzige Leermeldung". Die Regierung wisse noch gar nicht, dass sie "die Hauptdarsteller bei ihrem eigenen politischen Begräbnis" sind, so Kickl. 

Zusammenfassung
  • Traditionsgemäß ging der politische Aschermittwoch bei der FPÖ über die Bühne.
  • Parteichef Herbert Kickl ließ sich die Gelegenheit zu einem Angriff auf die Regierung nicht nehmen.
  • Die Regierung sei "Marx und Murcks mit rosaroten Stützrädern", es gab Lobhudelei für US-Präsident Trump.
  • Und das Projekt "Volkskanzler" hat nur eine Pause eingelegt.