Putin spricht von "Terror" in Russland: Ukrainer oder Partisanen?
Russischen Angaben zufolge wurde in der Region Brjansk am Donnerstag ein Autofahrer getötet und ein zehnjähriges Kind durch Beschuss von "Sabotagetrupps" verletzt. Bei der Gruppe soll es sich um das Russische Freiwilligenkorps (RDC) handeln, das auf Seiten der Ukraine kämpft.
Sprengstoff gefunden
Die Vorfälle ereigneten sich Donnerstagvormittag in der Region Brjansk im Südwesten Russlands nahe der Grenze zur Ukraine. Im Kreis Klimowsk führten russische Kräfte mit Unterstützung des Verteidigungsministeriums einen Einsatz zur "Vernichtung bewaffneter ukrainischer Nationalisten", die die Grenze verletzt hätten, teilte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. Später teilte der FSB demnach mit, die Lage sei "unter Kontrolle". Es seien "große Mengen Sprengstoff" bei dem Einsatz gefunden worden.
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Putin: Feuer auf Zivilisten eröffnet
"Sie sind ins Grenzgebiet eingedrungen, wo sie das Feuer auf Zivilisten eröffnet haben. Sie haben gesehen, dass es sich um ein Zivilfahrzeug handelte, dass dort Zivilisten und Kinder drin saßen", sagte Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Fernsehansprache zu den Angriffen und rief für Freitag den Nationalen Sicherheitsrat ein. Eine geplante Reise in die Kaukasus-Region Stawropol sagte er laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow kurzfristig ab.
Russen oder Ukrainer?
In den sozialen Medien kursierten kurz darauf Videos von Kämpfern, die mit einer Fahne des russischen Freiwilligenkorps (Russian Volunteer Corps, RDC) posieren und sich zu den Angriffen in Brjansk bekennen. Das RDC soll im Sommer 2022 von Exil-Russen, die in Opposition zu Putin stehen, gegründet worden sein, um die Ukraine im Kampf gegen Russland zu unterstützen, berichtet das US-Nachrichtenmagazin Newsweek online. Über die Größe des Korps ist nichts offizielles bekannt, es wird jedoch auf mehrere Dutzend Männer geschätzt. Rund 40 sollen laut russischen Berichten in die Angriffe im Raum Brjansk involviert gewesen sein.
Bei einem ihrer Anführer soll es sich um Denis Kapustin handeln, der in Deutschland unter dem Namen Denis Niktin die rechtsextreme Kampfsportszene professionalisiert haben soll. Bei einem Rechtsrock-Konzert im thüringischen Themar soll er laut Spiegel-Recherchen 2017 eine Rede vor 6.000 Neonazis gehalten haben. Dafür sei er 2019 von den Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfahlen mit einem Einreiseverbot belegt worden, wie Spiegel Online damals berichtete.
Ukraine: "Fürchtet Eure Partisanen"
Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht. Ukrainische Beobachter warnten vor russischer Desinformation. Ein Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, sprach von einer "klassischen Provokation". Russland wolle die eigenen Leute einschüchtern, um den Angriffskrieg bei wachsender Armut zu rechtfertigen. "Unterdessen wird die Partisanenbewegung in Russland stärker und aggressiver. Fürchtet Eure Partisanen ...", schrieb Podoljak auf Twitter.
https://twitter.com/Podolyak_M/status/1631241403920527361
Russland widerrief Geiselnahme-Meldung
Zwischenzeitlich hatten Medien auch Berichte über eine angebliche Geiselnahme und den Beschuss eines Schulbusses verbreitet, die dann aber selbst von offiziellen Stellen in Russland widerrufen wurden.
Putin machte für den Beschuss die Führung in Kiew verantwortlich, die er einmal mehr als vermeintliche "Neonazis" darstellte. Diese versuchten mit Gewalt, Russland seine historische Identität und Sprache zu rauben, behauptete der 70-Jährige. "Aber ich wiederhole mich: Es wird ihnen nicht gelingen, und wir werden sie zerquetschen."
Seit kurz nach Kriegsbeginn klagt Russland immer wieder auch über Beschuss auf eigenes Staatsgebiet. Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine.
Zusammenfassung
- Nach Berichten über Gefechte auf russischem Staatsgebiet nahe der ukrainischen Grenze hat Kremlchef Wladimir Putin offiziellen Angaben zufolge für diesen Freitag den nationalen Sicherheitsrat einberufen.
- Russischen Angaben zufolge wurde in der Region Brjansk ein Autofahrer getötet und ein zehnjähriges Kind durch Beschuss ukrainischer Sabotagetrupps verletzt.
- In den sozialen Medien kursieren Videos von Kämpfern, die mit einer Fahne des russischen Freiwilligenkorps (Russian Volunteer Corps, RDC) posieren und sich zu den Angriffen in Brjansk bekennen.