Proteste in Serbien: Polizei setzt Tränengas gegen Demonstranten ein

Eine Woche nach der Parlamentswahl in Serbien ist es am Sonntag zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Auch am Montag demonstrierten mehrere Tausend Menschen zum achten Mal in Folge.

Tausende Menschen gingen am Sonntag in der Hauptstadt Belgrad auf die Straße und forderten eine Annullierung der Wahl. Die Menge versuchte in das Rathaus einzudringen, einige Demonstranten kletterten auf das Gebäude, warfen Steine und schlugen Fenster ein.

Polizei setzte Tränengas ein

Wie örtliche Medien berichten, setzten Einsatzkräfte der Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein. Mehr als 35 Demonstranten seien festgenommen worden, so Präsident Aleksandar Vučić - weitere Festnahmen würden folgen. Acht Polizisten und 38 Zivilisten seien verletzt worden, teilte Polizeichef Ivica Ivković am Montag mit. Oppositionsparteien warfen dagegen der Polizei übermäßige Gewalt vor.

Gegen 22.00 Uhr drängte die Polizei die Demonstranten schließlich vom Rathaus ab.

Proteste sollen fortgesetzt werden

Srdjan Milivojević und Vladimir Obradović von der Koalition "Serbien gegen Gewalt" versuchten unter Anfeuerungen der Menge vergeblich, die Tür des Rathauses zu öffnen. 

Im Gebäude der staatlichen Wahlkommission befinden sich zudem sieben führende Mitglieder des Bündnisses "Serbien gegen Gewalt" im Hungerstreik. Die seit einer Woche streikende Marinika Tepić sei aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands seit Freitag auf tägliche Infusionen angewiesen, teilte das Bündnis mit.

Auch am Montag demonstrierten mehrere Tausend Anhänger der serbischen Opposition in Belgrad erneut gegen mutmaßlichen Betrug bei der Kommunalwahl am 17. Dezember. Die Teilnehmer der Kundgebung zogen durch die Belgrader Innenstadt und riefen "Diebe, Diebe!" Es war der achte Protest in Folge.

"Vučić ist ein Dieb"

Eine internationale Wahlbeobachtungsmission erklärte, die Regierungspartei SNS von Präsident Aleksandar Vučić habe sich durch Medienbeeinflussung und Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe wie Stimmenkauf einen unfairen Vorteil verschafft. Vučić erklärte, die Wahlen seien fair verlaufen. "Vučić ist ein Dieb", skandierten die Demonstranten.

Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am vergangenen Wochenende hatte die SNS nach vorläufigen Ergebnissen 46,72 Prozent der Stimmen erhalten, gefolgt vom Mitte-Links-Oppositionsbündnis "Serbien gegen Gewalt" mit 23,56 Prozent.

Mehr dazu:

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Woche nach der Parlamentswahl in Serbien ist es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.
  • Tausende Menschen gingen am Sonntag in der Hauptstadt Belgrad auf die Straße und forderten eine Annullierung der Wahl.
  • Die Menge versuchte in das Rathaus einzudringen, einige Demonstranten kletterten auf das Gebäude, warfen Steine und schlugen Fenster ein.
  • Auch am Montag demonstrierten mehrere Tausend Anhänger der serbischen Opposition in Belgrad erneut gegen mutmaßlichen Betrug bei der Kommunalwahl am 17. Dezember.