"Vučić, du Dieb, hau ab": Tausende Serben demonstrieren gegen Wahlverlauf
"Vučić, du Dieb", "Vučić, hau ab" rufen die Demonstrant:innen bei einem Protest in der serbischen Hauptstadt Belgrad am Montagabend. Sie demonstrieren gegen den Verlauf der Parlamentswahlen, die am Sonntag stattfanden.
"Ihr nehmt uns unsere Zukunft weg"
So versammelten sich am Montagabend Tausende Menschen in der Belgrader Innenstadt.
Auf ihren Plakaten stehen Sprüche wie: "Ihr nehmt uns unsere Zukunft weg", "Ich will meine Stimme" und "Kinder, entschuldigt". Viele Belgrader:innen fühlen sich um ihre Stimme betrogen.
Opposition: Rund 450 Verstöße gegen Wahlordnung
Laut Hochrechnung errang die rechtspopulistische Serbische Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić mit 47 Prozent und damit 127 der 250 Parlamentssitzen die absolute Mehrheit. Opposition und Wahlbeobachter sprechen von Wahlbetrug.
Politiker:innen der prowestlichen Oppositionskoalition "Serbien gegen Gewalt" (SPN) reklamierten rund 450 Verstöße gegen die Wahlordnung. Insbesondere in der Hauptstadt Belgrad, in der zeitgleich hart umkämpfte Kommunalwahlen stattfanden, habe die SNS mit Hilfe staatlicher Stellen massiv betrogen, behaupteten sie in der Wahlnacht.
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"Nach unseren Schätzungen wurden in Belgrad 40.000 Personalausweise an Menschen ausgestellt, die nicht hier leben", sagte Oppositionsführer Miroslav Aleksić. Medien berichteten von Autobussen, die Menschen aus dem serbischen Teil Bosnien-Herzegowinas zur Belgrader Arena brachten, wo sie an der Wahl teilgenommen haben sollen.
In der Belgrader Stadtversammlung, die den Bürgermeister wählt, zeichnet sich indes eine Pattsituation ab. Weder SNS als relativ stärkste Kraft noch die Opposition dürften eine Mehrheit haben. Das Wahlforschungszentrum CRTA erklärte am Montag, dass "die Ergebnisse aufgrund der Wählerwanderung in Belgrad und anderer Unregelmäßigkeiten nicht den Willen der Wähler widerspiegeln". Die nicht-staatliche Organisation forderte die Einschaltung der Staatsanwaltschaft.
Ablehnung und Zuspruch: Bevölkerung gespalten
Und Vučić selbst? Das Wahlergebnis sei ein "klarer Sieg" und mache ihn glücklich, meinte er am Sonntagabend.
Geht es um die Bevölkerung, scheinen sich die meisten Serb:innen einig zu sein, wenn es um eine Sache geht: Das Wahlergebnis überrascht niemanden. Die Meinungen und Gefühle zum Wahlergebnis selbst gehen jedoch weit auseinander. Während die Einen den Sieg von Vučićs SNS befürworten, fühlen sich die Anderen betrogen und sind enttäuscht.
"Jeder hat das erwartet und jeder wusste es. Niemand kennt irgendjemanden, der für die SNS stimmt, aber dann stellen sie sich als die Mehrheit heraus", meint zum Beispiel ein Belgrader. Bei der Frage, ob er mit dem Wahlergebnis zufrieden sei, meint ein anderer Mann: "Ich bin absolut unzufrieden mit der Wahl. Ich bin der Meinung, dass in Belgrad ein großer Betrug begangen wurde".
"Glauben Sie, dass es zu Veränderungen kommen wird?", fragt eine Journalistin eine Belgraderin. "Ich habe es geglaubt", sagt die Frau.
Zusammenfassung
- "Vučić, du Dieb", "Vučić, hau ab" rufen die Demonstrant:innen bei einem Protest in der serbischen Hauptstadt Belgrad am Montagabend.
- Sie demonstrieren gegen den Verlauf der Parlamentswahlen, die am Sonntag stattfanden.
- Auf ihren Plakaten stehen Sprüche wie: "Ihr nehmt uns unsere Zukunft weg", "Ich will meine Stimme" und "Kinder, entschuldigt". Viele Belgrader:innen fühlen sich um ihre Stimme betrogen.
- Laut Hochrechnung errang die rechtspopulistische Serbische Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić mit 47 Prozent und damit 127 der 250 Parlamentssitzen die absolute Mehrheit.
- Opposition und Wahlbeobachter sprechen von Wahlbetrug.