"Patriarchales Mackertum": Rammstein-Vorwürfe rufen Politik auf den Plan
Die teils schwerwiegenden Vorwürfe gegen Rammstein und besonders Sänger Till Lindemann hat die deutsche Bundespolitik erreicht. Es wird mehr Schutz vor Übergriffen in der Kulturbranche gefordert. Derweil hat der Veranstalter der Konzerte in München Veränderungen angekündigt - Rammstein ab Mittwoch vier ausverkaufte Shows im Münchner Olympiastadion.
Um was geht es?
Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien vor oder während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollen. Dort soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Recherchen von mehreren Medien, sowie Aussagen von Frauen gegenüber PULS 24 zeichnen ein Bild einer systematischen Rekrutierung von jungen Frauen für diese Partys. Das System ist mittlerweile als "Row Zero" ("Reihe Null") medial bekannt. Am Dienstag berichteten u.a. "Welt" und "Spiegel", dass das Rammstein-Management die offenbar bei dem System involvierte "Casting-Direktorin" Alena M. keinen Zutritt mehr zu Konzerten der Band habe.
Was sagt Rammstein?
In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.
Was wurde in München geändert?
Vom Mittwoch an sind vier Rammstein-Konzerte in München geplant. Dort wurden nun bereits einige Veränderungen angekündigt: So soll es die sogenannte "Reihe Null" in München nicht geben und auch keine Aftershow-Partys. Außerdem habe das Management ein Awareness-Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor. Nach dpa-Informationen hat die Band auch eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die die Vorwürfe prüfen soll. Zuvor hatten der WDR und die "Welt" darüber berichtet.
Was sagt nun die deutsche Politik?
Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth verurteilte Übergriffe in der Kultur am Dienstag scharf. "Patriarchales Mackertum und sexuelle Übergriffe haben in der Musikbranche, wie überhaupt in Kunst und Kultur und auch überall sonst, nichts mehr zu suchen", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sie begrüße den Mut vieler junger Frauen, offen über ihre teilweise traumatischen Erlebnisse zu sprechen.
Die deutsche Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderte Veränderungen in der Musikbranche. "Sexuelle Übergriffe kommen in allen Lebenslagen vor. Auch auf Festivals oder Konzerten treffen sehr viele Menschen an einem Ort aufeinander, dazu kommen oft Alkohol und Drogen, was die Hemmschwelle bei Tätern senkt und die Opfer orientierungslos machen kann." Das sei nicht neu, aber es müsse darüber geredet werden, wie gerade junge Menschen besser geschützt werden könnten.
Sie lade die Musikbranche ein, dem Bündnis "Gemeinsam gegen Sexismus" beizutreten. Das Bündnis sei ein breiter Zusammenschluss aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft, sagte Paus. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) zeigte sich dazu offen. Der Verband sei mit dem Ministerium ins Gespräch gegangen, "um diesen wichtigen Prozess gemeinsam voranzubringen", sagte ein Sprecher.
Zusammenfassung
- Angesichts von Vorwürfen gegen die Band Rammstein und besonders Sänger Till Lindemann gibt es nun auch harsche Kritik und Forderungen aus der deutschen Politik.
- In München hat der Veranstalter Veränderungen angekündigt.