Notwendig oder unnötig?
Grundwehrdienst verlängern? Das sagen die Wiener
Im Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS wird die Landesverteidigung und das Bundesheer in rund acht Seiten behandelt. Neben der Fortsetzung des Aufbauplanes und der Aufrüstung des Bundesheeres sind etwa eine Sicherung des Luftraumes, die Attraktivierung des Soldatenberufs oder eine Stärkung der Miliz vorgesehen.
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Veränderungen sollen auch beim Grundwehrdienst umgesetzt werden. So ist unter dem Punkt "Attraktivierung des Grundwehrdienstes" etwa die Rede von einer Solderhöhung, der Einsetzung eines Beauftragten für den Grundwehrdienst oder der Evaluierung der Tauglichkeitskriterien.
Eine Verlängerung des Grundwehrdienstes ist laut türkis-rot-pinkem Regierungsprogramm zwar nicht vorgesehen, dennoch prüft eine Expertenkommission nun dieses Vorhaben.
Tanner: Verlängerung aus militärischer Sicht "nachvollziehbar"
Am Donnerstag sprach sich der Milizbeauftragtee Erwin Hameseder, Vorsitzender der Expertenkommission zur Befüllung der Miliz, im Ö1-"Mittagsjournal" klar für eine Verlängerung aus.
Im Gespräch mit PULS 24 betonte auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP): "Aus militärstrategischen Überlegungen ist nachvollziehbar, dass man sich eine Verlängerung wünscht. Wir haben bereits einen notwendigen Schritt gesetzt und darauf geschaut, dass die aktuellen sechs Monate tatsächlich rein für die Ausbildung genutzt werden können."
Für PULS 24 Militärexperte Gerald Karner sei die Verlängerung des Grundwehrdienstes "eine sehr sinnvolle Maßnahme, weil damit gewährleistet ist, dass die ausgebildeten Soldaten dann auch einsatzfähig im Bundesheer verbleiben". Wünschenswert sei laut Karner eine Verlängerung des Grundwehrdienstes von aktuell sechs auf zehn Monate.
Bevölkerung uneinig über Verlängerung
Café Puls hat sich in Wien umgehört, um zu erfahren, was die Bevölkerung über eine Verlängerung des Grundwehrdienstes denkt. Dabei zeigte sich, dass die Meinungen durchaus gespalten sind. Während zwei Passanten das Vorhaben befürworteten, zeigte sich eine befragte Frau durchaus kritischer: "Bleibt unsere Neutralität so erhalten, wie sie immer geplant war, dann kommen wir natürlich mit sechs Monaten aus."
Video: Längerer Grundwehrdienst? Kommission soll prüfen
Ein weiterer Passant sprach sich generell gegen Investitionen in die Landesverteidigung aus: "Ich bin prinzipiell gegen die Wehrpflicht. Es gibt sicher andere Möglichkeiten als in Krieg zu investieren."
"Dienstpflicht für Frauen wäre gerecht"
Derzeit ist eine Verpflichtung zum Grundwehrdienst für Frauen zwar kein Diskussionsthema, jedoch sprachen sich die befragten Wiener:innen mehrheitlich für eine allgemeine Dienstpflicht aus. "An sich wäre es gerecht", betonte ein Passant. Auch eine befragte Wienerin befürwortete eine soziale Alternative für Frauen.
Aber wären die Österreicher:innen im Ernstfall bereit, ihr Land zu verteidigen? Während ein Passant betonte, dass er sicher kämpfen würde, erklärte ein weiterer: "Ich will eigentlich gerne leben." Ein Mann hielt fest, dass dies wohl niemand so genau sagen könne, "bis wir wirklich bedroht werden".
Zusammenfassung
- Eine Expertenkommission des Bundesheers prüft eine Verlängerung des aktuell sechsmonatigen Grundwehrdienstes.
- PULS 24 Militärexperte Gerald Karner bezeichnet das Vorhaben als "eine sehr sinnvolle Maßnahme".
- Doch wie denkt die Bevölkerung darüber? Café Puls hat sich umgehört.