Norwegen: Öl- und Gassicherheit durch Russland "ernsthaft bedroht"
Bereits vor tausenden von Jahren gab es auf der kleinen Insel Melkøya vor der heutigen norwegischen Stadt Hammarfest menschliche Aktivität. Vor 20 Jahren errichtete Norwegen Anlagen, in denen seitdem die Rohstoffe des unterseeischen Erdgasfeldes Snøhvit verarbeitet werden.
Die eigentliche Fördertechnik befindet sich etwa 140 Kilometer vor der Küste in rund 300 Meter Wassertiefe, die Aggregate zur Gasverflüssigung (LNG-Terminal) dagegen auf der Insel. Von hier aus werden knapp fünf Prozent des norwegischen Gasexports verschifft, auch in die Europäische Union.
Drohnen über Gasförder-Stellen
Seit den bis heute nicht geklärten Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee sorgen die vermehrten Drohnenflüge über Norwegen deshalb für Unruhe. Sie bezogen sich vor allem auf Offshore-Öl- und Gasplattformen bzw. LNG-Terminals rund um Bergen, Kårstø, Mosjøen und Hammarfest bzw. den Flughafen in Tromsø und die Grenze zu Russland in Storskog. Unter anderem Kårstø ist für Europas Energieversorgung von großer Bedeutung. Dort befindet sich Europas größter Exporthafen für LNG.
In einer Pressekonferenz am Donnerstag erklärte der norwegische Premierminister Jonas Gahr Støre, dass es von Seiten Russlands eine "reelle und ernste Bedrohung auch gegen die Öl- und Gassicherheit" gebe. "Wir müssen uns auf neue und unbekannte Versuche vorbereiten, die versuchen Unruhe zu schaffen."
Warum Norwegen?
Ob tatsächlich Russland dahintersteckt, lässt sich derzeit nicht sagen. Jedoch dürfte es das Ziel Putins sein, Unruhe bei der Gasversorgung zu stiften. Das klingt nach hybrider Kriegsführung – nicht nur in Norwegen selbst. So meint die Chefin des norwegischen Nachrichtendienstes, Hedvig Moe, dass die Drohnenüberflüge und unerlaubten Aufnahmen für "Spionage" genützt werden könnten und "Angst und Unsicherheit" bei den Gaslieferungen nach Europa auslösen könnten.
Denn gerade Norwegen kommt derzeit eine Schlüsselrolle beim Ersetzen von russischem Gas in der EU zu. Bis zu 25 Prozent ihres Gases importiert die EU derzeit aus Norwegen, 40 Prozent zuletzt aus Russland. "Europa schreit nach norwegischem Gas" schrieb der norwegische Sener NRK. Dieser Schrei wurde gehört – Produktions- und Pipelinekapazitäten sind am Anschlag.
Norwegen will Österreich die Versorgungssicherheit bei Gas versprechen, stellt dafür aber Bedingungen.
Mehr dazu:
Russen festgenommen
Sieben russische Staatsbürger wurden in Zusammenhang mit Drohnenüberflügen bereits festgenommen. Darunter auch Andrej Jakunin, Sohn des Putin-Freundes Wladimir Jakunin. Laut Polizei soll er bereits zugegeben haben, illegal eine Drohne über der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen in der Arktis gesteuert zu haben – er befindet sich in Untersuchungshaft.
Zusammenfassung
- Die vermehrten Drohnenüberflüge in Norwegen sorgen für Unruhe. Russische Staatsbürger wurden festgenommen, Norwegen befürchtet, die Gasversorgung sei bedroht.
- Warum gerade Norwegen ins Blickfeld rückt.