"Normal"-Debatte: Nur Van der Bellen reagiert staatspolitisch

Für Kommunikationsberaterin Hoppe ist es bezeichnend, dass alle Parteien den Bundespräsidenten anfeinden, obwohl er der einzige sei, der sich seinem Amt angemessen verhalte. Nehammers "Normal"-Rede sieht sie im Newsroom als "völlig unverantwortlich". Michael Jungwirth von der "Kleine" ortet "Wahlkampf pur" und das viel zu früh - bei der ÖVP, aber auch den anderen Parteien.

Im Streit um die "Normalität" legte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach, auch gegen Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Wir werden uns nicht von einigen Wenigen die Worte einfach verbieten lassen", sagte er in dessen Richtung. 

"Sprachlos", sei Kommunikationsberaterin Nina Hoppe gewesen, als sie das gehört habe, sagt sie im PULS 24 Newsroom. Es sei "völlig unverantwortlich" sich als Kanzler so "zu gebärden". Im zweithöchsten Amt im Land müsse Nehammer verbindend wirken, statt weiter zu spalten. Er stelle sich so dar als würde er sich vom Präsidenten nichts sagen lassen und das sei staatspolitisch "ein Wahnsinn". 

Nur Van der Bellen staatspolitisch

Für Hoppe ist Nehammers Rede SNU - strategisch notwendiger Unsinn, der gleichzeitig problematisch sei, weil die Gefahr bestehe, dass sich noch mehr Menschen von der Politik abwenden. "Es ist bezeichnend, dass der einzige staatspolitisch agierende, der Bundespräsident, von allen Seiten angegriffen wird." 

Alle Parteien bereits im Wahlkampf

Als "Wahlkampf pur" ordnet der stellvertretende Chefredakteur der "Kleinen Zeitung" Michael Jungwirth die Aussage Nehammers ein, "da gibt es kein Feingefühl und keine Differenzierung". Da die Wahl in 14 Monaten ansteht, sei das "ein Frühstart", vor allem, weil Nehammer eigentlich schon seit März und seiner Auto-Rede wahlkämpfe. Damit sei er aber nicht allein. Auch die anderen Parteien machen bereits mit. 

"Normal"-Debatte: Nehammer legt nach, FPÖ profitiert

Klimakleber, Identitäre und Islamisten in einem Atemzug zu nennen, was Nehammer auch getan hat, sei "reinster Populismus", meint Hoppe. Da stimmt ihr auch Jungwirth zu. Das seien Reizworte für Gruppen, die Nehammer ansprechen wolle.

Das Wort "normal", das die ÖVP nun benütze, habe in der Politik nichts zu suchen, findet die Kommunikationsexpertin. "Die Politik bestimmt nicht, was normal ist und was nicht normal ist." Normal zu bestimmen, habe die Politik schon einmal gemacht. Das sei extrem bedenklich und gehe "in Richtung Autokratie". Jungwirth nimmt da auch den grünen Vizekanzler Werner Kogler in die Pflicht. Sein "Präfaschistoid"-Sager erinnere ebenfalls an die Zwischenkriegszeit und habe Öl ins Feuer gegossen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Für Kommunikationsberaterin Hoppe ist es bezeichnend, dass alle Parteien den Bundespräsidenten anfeinden, obwohl er der einzige sei, der sich seinem Amt angemessen verhalte.
  • Nehammers "Normal"-Rede sieht sie im Newsroom als "völlig unverantwortlich".
  • Michael Jungwirth von der "Kleinen Zeitung" ortet "Wahlkampf pur" und das viel zu früh - bei der ÖVP, aber auch den anderen Parteien.