Putsch, Terrorismus, Entführungen: Was ist los im Niger?
Nach wie vor gibt es keine Spur von der im Niger entführten 73-jährigen Österreicherin und keinen Anhaltspunkt, wer sie verschleppt haben könnte.
73-jährige Österreicherin entführt
Die Frau soll von mehreren ungekannten Angreifern aus ihrem Haus in der Wüstenstadt Agadez entführt und in einen Geländewagen verfrachtet worden sein. Die 73-Jährige soll seit rund 30 Jahren als Entwicklungshelferin tätig sein. Die Wienerin sei in der größten Stadt im Norden des Landes sehr bekannt und beliebt, weil sie sich für die Gemüsebauern und die Bildung junger Menschen engagiere, indem sie Initiativen in den Bereichen Musik und Schneiderei unterstütze.
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Immer wieder kommt es im Niger zu Entführungen und Anschlägen. Die Sicherheitssituation gilt als kritisch. Ein Überblick.
Was ist los im Niger?
Die Lage im Niger gilt als angespannt. Die ehemalige französische Kolonie ist seit 1960 unabhängig. Seitdem wurde die Verfassung siebenmal geändert, vier Militärdiktaturen wurden im Laufe der Jahre installiert.
Auch im Juli 2023 kam es erneut zu einem Militärputsch, bei dem der demokratisch gewählte Präsident Mohamad Bazoum gestürzt wurde. Seitdem regiert das Militär selbst unter der Führung von General Abdourahamane Tiani. Als Gründe für den Putsch nannte Tiani zunehmende Unsicherheit und das mangelnde Wirtschaftswachstum.
Hinter der Machtübernahme werden aber auch andere Gründe vermutet, so zum Beispiel, dass sich das Militär durch die große Präsenz an ausländischen Streitkräften im Niger übergangen gefühlt habe.
Seit dem Putsch wurden Militärabkommen mit Frankreich, Deutschland und den USA aufgekündigt. Die dort stationierten ausländischen Soldat:innen mussten das Land verlassen.
Westliche Akteure wie die USA und Frankreich, aber auch multilaterale Organisationen wie die Afrikanische Union (AU), die Vereinten Nationen (UN) und die Europäische Union (EU) verurteilten den Staatsstreich scharf. Das Land hat sich unter der neuen Führung zunehmend Russland zu- und sich von seinen westlichen Verbündeten abgewandt.
Kampf gegen Terrorismus
Zudem kämpft der Niger genauso wie seine Nachbarlänger Mali und Burkina Faso gegen mehrere militanten Gruppen, die mit den Terrororganisationen Al-Kaida und dem Islamischen Staat (IS) in Verbindung stehen. Die Kämpfe haben in den vergangenen zehn Jahren in der zentralen Sahelzone Westafrikas Tausende Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben. Immer wieder kommt es zu terroristischen und extremistischen Angriffen.
In der Region treiben aber auch kriminelle Banden ihr Unwesen. Die Stadt Agadez ist ein Knotenpunkt für alle Arten von Schmuggel.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass ausländische Staatsbürger in dieser Region entführt werden. Im September 2010 wurden Franzosen, die für einen französischen Atomkonzern arbeiteten, der im Niger Uran abbaut, verschleppt. Damals bekannte sich die "Al-Kaida im islamischen Maghreb" (AQMI) zu der Tat. Es gab laut nigrischen Quellen auch Lösegeldforderungen.
Krisenstab eingerichtet
Im Fall der entführten Wienerin stehe die österreichische Botschaft in Algerien, die auch für den Niger zuständig ist, "in engem und laufendem Kontakt mit den vor Ort ansässigen EU-Mitgliedstaaten und weiteren regionalen Behörden vor Ort", bestätigte das österreichische Außenministerium auf PULS 24 Anfrage.
Die österreichische Botschaft in Algerien sei auch mit dem Gouverneur von Agadez und der stellvertretenden Generalsekretärin im Außenministerium in Kontakt und habe ein Unterstützungsersuchen an das Außenministerium in Niger übermittelt.
Zudem wurde ein Krisenstab im Außenministerium eingerichtet.
Zusammenfassung
- Nach wie vor gibt es keine Spur von der im Niger entführten 73-jährigen Österreicherin und keinen Anhaltspunkt, wer sie verschleppt haben könnte.
- Bei der Entführung handelt es sich um keinen Einzelfall. Die Sicherheitslage im Land gilt als kritisch.
- Ein Überlick.