Parlaments- und Präsidentschaftswahl in Ghana
Die Wahllokale in dem westafrikanischen Land sollten um 18.00 Uhr MEZ schließen. Die ersten Ergebnisse werden für Sonntag erwartet, das amtliche Endergebnis für Dienstag.
Im Mittelpunkt des Wahlkampfs stand die schwächelnde Wirtschaft des Landes. Ghana erholt sich nur langsam von einer Wirtschaftskrise, die zu einem milliardenschweren Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) geführt hatte. Die Inflation ist zwar von rund 54 Prozent auf 23 Prozent gesunken, die Lebenshaltungskosten bereiten jedoch vielen Menschen nach wie vor große Sorgen.
Ghana ist Afrikas größter Goldproduzent und ein wichtiger Kakao-Exporteur. Das Land mit seinen rund 34 Millionen Einwohnern gilt als stabile Demokratie, die Machtwechsel der vergangenen Jahrzehnte verliefen geordnet. Seit 1992 wechseln sich die derzeit regierende NPP und die NDC in der Macht ab.
Nach Angaben der Wahlkommission verlief der Urnengang bisher ohne Zwischenfälle. Vor vielen der knapp 41.000 Wahllokale in der zweitgrößten Volkswirtschaft Westafrikas bildeten sich schon vor der Öffnung um 7.00 Uhr in der Früh Schlangen. Aus Sicherheitsgründen hatte die Regierung die Schließung der Grenzen angeordnet. Nach Angaben des Innenministeriums sollen sie am Sonntagabend wieder geöffnet werden.
Die Stimmen der Jugend gelten als entscheidend im Rennen zwischen der NPP und der NDC, die sich seit 1992 friedlich an der Macht abwechseln. Umfragen sagen beiden Lagern jeweils 40 bis 50 Prozent voraus - mit wechselndem Vorsprung. Die zehn weiteren Kandidaten haben keine ernsthaften Aussichten. Außerdem bewerben sich mehr als 800 Kandidaten um einen der 276 Abgeordnetenplätze im Parlament. Von den 18,7 Millionen registrierten Wählerinnen und Wählern sind mehr als 10,3 Millionen zwischen 18 und 35 Jahre alt.
Der 61-jährige Vizepräsident Bawumia setzt trotz der wirtschaftlichen Krise auf seinen Ruf als Wirtschaftsexperte und verspricht ein "Upgrade" der Wirtschaft mit Fokus auf das Digitale. Herausforderer Mahama (66) war bereits von 2012 bis Anfang 2017 Staatschef. Viele Ghanesen erinnern sich an Korruptionsskandale in seiner Regierung ebenso wie die schwächelnde Wirtschaft. Dennoch verspricht der beliebte Mahama einen "Restart" - also Neubeginn. Gründerprogramme sollen junge Unternehmer ebenso wie Landwirte unterstützen.
Zusammenfassung
- Ghanas Bürger wählen einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament, wobei ein knappes Rennen zwischen Vizepräsident Mahamudu Bawumia von der NPP und Ex-Präsident John Dramani Mahama von der NDC erwartet wird.
- Die Wirtschaftskrise und die hohen Lebenshaltungskosten dominieren den Wahlkampf, während die Inflation von 54% auf 23% gesunken ist.
- Die Jugendstimmen sind entscheidend, da über die Hälfte der 18,7 Millionen registrierten Wähler zwischen 18 und 35 Jahre alt ist.