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NGOs fordern vor "Tag der Pflege" Verbesserung für Personal

Im Vorfeld des Tags der Pflege am 12. Mai haben am Freitag u.a. Pflegeorganisationen und Arbeitnehmervertretungen erneut Verbesserungen für das Pflegepersonal eingemahnt. Schon jetzt gibt es Personalengpässe, Folgen sind lange Wartezeiten für mobile Pflege, gesperrte Betten in Pflegeheimen und Krankenhäusern und eine Abwanderung der extrem geforderten Fachkräfte. Durch Pensionswelle und steigende Lebenserwartung wird bis 2050 mit einer Lücke von 200.000 Personen gerechnet.

Für den ÖGB haben die jüngsten Pflegereformen wegen einer "holprigen" Umsetzung nur "da und dort Mini-Verbesserungen" gebracht. Zur Verbesserung verlangten die Gewerkschaften für Gesundheits- und Sozialbetreuungsberufe am Freitag u.a. eine stufenweise Arbeitszeitverkürzung, einen Pflegezuschuss für alle im Behindertenbereich Beschäftigten, besseren Zugang zur Schwerarbeitspension und gesetzliche Personalschlüssel, die eine angemessene Versorgung der Pflegebedürftigen ermöglichen. Für den Abend hat der ÖGB unter dem Motto "Alle Augen auf die Pflege" eine Aktion vor dem Sozialministerium angekündigt. "Pflege, die anderen Menschen hilft, darf nicht krank machen", formulierte es die Arbeiterkammer (AK), die ebenfalls einen besseren Zugang zur Schwerarbeitspension verlangte.

Die Caritas forderte von der Regierung "ein echtes Personalkraftpaket". Die Ausbildungsplätze müssten weiter aufgestockt und deren Finanzierung langfristig sichergestellt werden. Für bestehendes Personal müsse der Beruf zudem durch flexiblere Arbeitszeit, Dienstplansicherheit und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben attraktiver werden.

Auf bessere Arbeitsbedingungen pochte auch das Rote Kreuz, gingen doch derzeit vier von zehn Pflegekräften davon aus, dass sie ihren Beruf unter den derzeitigen Umständen wegen körperlicher und psychischer Beschwerden frühzeitig verlassen müssen. Gleichzeitig plädierte die Hilfsorganisation für ein positiveres Berufsbild, sei doch Menschen zu helfen eine erfüllende, facettenreiche Aufgabe. An die Regierung appellierte sie, die richtigen Schwerpunkte zu setzen, damit Pflegeberufe "nicht selbst zum Pflegefall werden" - und zwar über eine Legislaturperiode hinaus.

Malteser Care sieht indes schon jetzt einen "Pflegenotstand". Die Corona-Pandemie habe länger bestehende Mängel im System erst richtig sichtbar gemacht und beschleunigt. Die Folge seien etwa geschlossene Stationen in Krankenhäusern und Pflegeheimen, "Unversorgt-Situationen" bei den mobilen Diensten, bei der Palliativversorgung, in Tageszentren oder Arztpraxen. Für die noch im Einsatz befindlichen Fachkräfte bedeute das wiederum eine Mehrbelastung durch Überstunden und gleichzeitig weniger Zeit für die Pflegebedürftigen. Um den Mehrbedarf zu decken, bräuchte es laut der Pflegeorganisation u.a. mehr Zuwanderung durch u.a. ein Ende des "monatelangen Behördenmarathons" am Weg zur Rot-Weiß-Rot-Karte.

Auch die Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs, die ein Fünftel der Spitalbetten in Österreich bereitstellen, hat am Freitag eine Lösung für die "extrem langen Wartezeiten" und bürokratische Hürden für Pflegekräfte aus Drittstaaten eingemahnt. Als Maßnahme gegen die Engpässe brauche es außerdem Anreize, damit Pflegekräfte von Teil- in Vollzeit wechseln - etwa ein steuerfreier Vollzeitbonus oder steuerfreie Überstunden.

Verbesserungen für Angehörige von Menschen mit Behinderungen hat unterdessen die Lebenshilfe eingefordert, könnten doch professionelle Kräfte alleine die Betreuung aller pflegebedürftigen Menschen gar nicht sicherstellen. Vor allem die Pflege von Kindern mit Behinderungen sei meist eine erhebliche physische, emotionale und finanzielle Belastung, eine existenzielle Absicherung und flexible Betreuungs- und Entlastungsangebote würden aber fehlen. Die Lebenshilfe fordert deshalb u.a. Regelungen und Maßnahmen, um pflegende Angehörige sozial abzusichern, zu unterstützen und entlohnen, außerdem brauche es flexible und leistbare Entlastungsangebote. Einen "Notstand" gebe es etwas bei der Ferienbetreuung für Kinder mit Behinderungen.

Auch aus der Opposition kamen im Vorfeld des Tags der Pflege Appelle an die Regierung: SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher und Sozialsprecher Josef Muchitsch mahnten per Aussendung höhere Löhne und eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, die von der SPÖ vorgeschlagene "echte Pflegeoffensive" und besseren Zugang zur Schwerarbeitspension ein. FPÖ-Nationalratsabgeordneter Christian Ragger forderte eine spürbare Entlastung von Dokumentationsarbeit und Nebentätigkeiten sowie 500 Euro brutto mehr auf das monatliche Einstiegsgehalt. NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler wiederum verlangte neben gerechtem Lohn eine Neuaufstellung des Pflegefonds, mehr mobile Pflegedienste sowie bundesweit einheitliche Standards, Pflegeschlüssel und Ausbildungen.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor dem Tag der Pflege am 12. Mai fordern Pflegeorganisationen und Arbeitnehmervertretungen deutliche Verbesserungen für das Pflegepersonal, darunter eine Arbeitszeitverkürzung und bessere Pensionsbedingungen.
  • Aufgrund von Personalengpässen gibt es lange Wartezeiten für mobile Pflege und gesperrte Betten in Pflegeheimen. Die Caritas verlangt ein umfassendes Personalkraftpaket und die Aufstockung der Ausbildungsplätze.
  • Politische Stimmen wie die SPÖ und die FPÖ fordern höhere Löhne und weniger Bürokratie für Pflegekräfte, um den Beruf attraktiver zu machen und die Versorgung zu sichern.