Nehammer und Dornauer auf Social Media - Top oder Flop?
Der Kanzler investiert über 60.000 Euro, die zum Großteil in seine Online-Bargeld-Kampagne floss. Und das, obwohl nicht einmal Wahlkampf ist. Warum tut die ÖVP das?
Zeitgleich schlug ein Foto hohe Wellen, das den Tiroler SP-Chef mit seiner Freundin, die bei der postfaschistischen Regierungspartei ist, zeigt. Sie im knappen Badeanzug, er, sie küssend in Badehose dahinter: Das Bild scheidet die Geister. Darf man das als Politiker? Muss das sein? Und: Schadet oder nützt so ein Foto?
Markus Zimmer, Geschäftsführer der Sozial-Media-Marktforschungsfirma BuzzValue, sieht einen gemeinsamen Faktor: Aufmerksamkeit. Politisch sei Georg Dornauers Knutsch-Foto "irrelevant" und sinnlos. Kurzfristige Aufmerksamkeit sei allerdings garantiert. Das könne man anschließend nützen, um daraus politisches Kapital zu schlagen.
Top oder Flop für Dornauer?
Genauso könne es aber auch sein, dass das Foto Dornauer langfristig schadet. Das werde erst die Zeit zeigen. Dornauer jedenfalls meldete sich schon zu Wort und schiebt den Schwarzen Peter seiner Freundin Alessia Ambrosi zu. Sie habe das Foto "gegen seinen Willen" gepostet, er sei darüber unglücklich, sagt er.
Bei Nehammer wiederum sei die Kampagne um Zehntausende Euro ein Vorzeichen auf den Wahlkampf. Während Social Media - außer von der FPÖ - bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde, kündige sich jetzt an, dass das Budget für Online-Wahlwerbung viel höher werden würde. Das Thema Bargeld - ein sinnloses, wie Experten nicht müde werden, zu kritisieren - sei leicht verständlich. Österreich liebe sein Bargeld.
Fünf Millionen erreicht: Erfolg für Nehammer
Sein Ziel habe Nehammer jedenfalls erreicht - die Leute reden darüber, die Medien berichten, die politischen Gegner springen auf. Rund fünf Millionen Menschen hätten u.a. die Bargeld-Videos des Kanzlers gesehen.
Zum Vergleich: Beim Wahlkampf in Niederösterreich und Salzburg seien von der ÖVP nicht mehr als 10.000 Euro investiert worden, während es auf Bundesebene erst losgehe. Denn noch sei Sommer, der Wahlkampf laufe offiziell noch nicht einmal.
Nehammer und die ÖVP hätten geschafft aus einem Nicht-Thema, denn das Bargeld ist nicht in Gefahr, ein wild diskutiertes zu machen. Die anderen Parteien hingegen sieht man online kaum, mit Ausnahme der FPÖ, die bisher im Internet immer die Nase vorne hatten. Der nächste Wahlkampf wird laut Zimmer spannend, denn Social Media werde eine viel größere Rolle spielen als bisher.
Zusammenfassung
- Ein am Strand knutschender Landesparteichef, ein Kanzler, der es online schafft, das Nicht-Thema Bargeld heiß diskutieren zu lassen:
- Es wird spannend, sagt Social-Media-Meinungsforscher Markus Zimmer, denn die ÖVP habe Social Media verstärkt für sich entdeckt und investiert große Summen.
- Dornauer hingegen errege viel Aufmerksamkeit. Was ihm auch schaden kann.