Nehammer, SORA, FPÖ: "Wer schießt den größeren Bock ab?"

Am Mittwoch machte ein Video von ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer, in dem er unter anderem über Kinderarmut und Teilzeitarbeit herzieht, die Runden. Nehammers Aussagen im Video sorgen seither für Empörung.

Ebenjene kann Politikerberater Thomas Hofer im Newsroom LIVE-Interview mit Wolfang Schiefer nachvollziehen: "Darauf werden sich die politischen Mitbewerber:innen festbeißen".

"Wachsen tut man so nicht"

In der ÖVP-Fangemeinde werde man sich durch die Aussagen des Kanzlers möglicherweise sogar bestätigt fühlen, hätte er doch für Anhänger der Volkspartei "Richtiges angesprochen". Neue Wähler:innen würde er damit aber nicht ins Boot holen. "Die ÖVP will ja wachsen, das tut man so nicht", sagt Hofer. 

Das Video sei außerdem ein gutes Beispiel dafür, dass Politiker:innen heutzutage "niemals privat sind". Er habe damit seinen Wettbewerbern einen Gefallen getan. Jetzt sei das Scheinwerferlicht wieder auf der ÖVP.

Nehammers "Maria Antoinette"-Moment

"Natürlich kann man diese Aussagen als zynisch hinstellen und durchaus von einer Art Marie Antoinette-Momente sprechen", bewertet Hofer. Nehammer reagierte in einer neuen Video-Botschaft. Das habe laut Hofer vor allem den Sinn, die eigene Linie zu bestätigen. Das Video passe außerdem durchaus zu der "Glaub an Österreich"-Offensive. 

"Wer schießt den größeren Bock ab?"

Dass die Politikverdrossenheit bei den Bürger:innen nach dem Besuch von FPÖ-Politikern bei den Taliban, nach dem unabsichtlich verschickten SPÖ-Strategiepapier der SORA und nach dem berüchtigtem Video des ÖVP-Kanzlers steigt, ist für Hofer nicht verwunderlich. "Wär's nicht eigentlich zum Lachen, wär's zum Weinen", meint er. 

Im Land würde es größere Probleme geben, aber man ergehe sich derzeit in "Operetten-haften Geschichten" und einem Wettbewerb um: "Wer tritt in den größeren Fettnapf und wer schießt den größeren Bock ab", sagt Hofer. "Das kann es aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land nicht gewesen sein", schlussfolgert er.