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Nahost-Krieg geht zu Beginn des Ramadan weiter

Ohne Aussicht auf eine rasche Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hat am Montag im Gazastreifen der muslimische Fastenmonat Ramadan begonnen. Saudi-Arabiens König Salman rief die internationale Gemeinschaft auf, den "abscheulichen Verbrechen" im Gazastreifen ein Ende zu setzen. Beide Kriegsparteien meldeten unterdessen neue Gefechte.

Die israelische Armee erklärte, 15 islamistische Kämpfer getötet zu haben. Die Hamas-Behörden sprachen von dutzenden Bombenangriffen auf verschiedene Regionen des Gazastreifens.

"Während wir in diesem Jahr den Beginn des Ramadan erleben, sind unsere Herzen voller Trauer über das anhaltende Leiden unserer palästinensischen Brüder, die einer unerbittlichen Aggression ausgesetzt sind", erklärte der saudi-arabische König Salman. "Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um diesen abscheulichen Verbrechen ein Ende zu setzen und die Einrichtung sicherer humanitärer Korridore und Hilfskorridore zu gewährleisten."

Zu einer Feuerpause rief anlässlich des Ramadan-Beginns auch UN-Generalsekretär António Guterres auf. "Mein dringender Appell heute ist, den Geist des Ramadan zu ehren, indem wir die Waffen zum Schweigen bringen", sagte Guterres vor Journalisten. Er forderte zugleich humanitäre Hilfe in "massivem" Umfang und die Freilassung der noch im Gazastreifen befindlichen Geiseln.

In Washington äußerte sich US-Präsident Joe Biden, der wegen seiner entschiedenen Unterstützung Israels zunehmend kritisiert wird, zum Beginn des Ramadan. Dieser komme in diesem Jahr zu einem Zeitpunkt des "immensen Schmerzes". Wenn sich in den kommenden Tagen und Wochen Muslime auf der ganzen Welt zum Fastenbrechen versammeln, werde "das Leid des palästinensischen Volkes" für viele im Vordergrund stehen, auch für ihn.

"Der Beginn des Ramadan ist traurig und in Dunkelheit gehüllt, überall Gestank und der Geschmack von Blut", sagte der nach Rafah vertriebene Palästinenser Awni al-Kaijal der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe keine Essen für das Fastenbrechen.

Ein mit 200 Tonnen Hilfsgütern für den Gazastreifen beladenes Schiff der Nichtregierungsorganisation Open Arms wartete am Montag in Zypern weiter auf die Erlaubnis der örtlichen Behörden, aus dem Hafen in Larnaka auszulaufen.

Angesichts der verzweifelten Lage der Menschen im Gazastreifen hatte Biden Israels Vorgehen zuletzt offen kritisiert. "Meiner Meinung nach schadet er Israel mehr, als dass er dem Land hilft", sagte er mit Blick auf den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu.

Dieser wies die Kritik zurück. Biden liege falsch, seine Politik werde von einer "überwältigenden Mehrheit" der Israelis unterstützt, sagte Netanyahu der "Bild"-Zeitung, Welt TV und "Politico".

Die Vermittler USA, Ägypten und Katar hatten erfolglos versucht, vor dem Ramadan eine Einigung über eine Feuerpause und eine Geiselfreilassung herbeizuführen.

Hamas-Anführer Ismail Haniyya machte Israel für die bisher erfolglosen Verhandlungen verantwortlich und betonte, die Hamas sei offen für weitere Gespräche. Er bekräftigte die Forderungen der Palästinenserorganisation nach einen dauerhaften Waffenstillstand, einem vollständigen Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen sowie der Rückkehr der Binnenvertriebenen in ihre Häuser. Sollte Israel dies zusagen, sei die Hamas bereit, "nach vorne zu schauen und Flexibilität beim Austausch (von Geiseln und Gefangenen) zu zeigen", sagte Haniyya.

Israel lehnt die Forderungen der Hamas ab und kritisiert zudem die bisher nicht erfolgte Übergabe einer Liste noch lebender Geiseln durch die Hamas. Die israelische Regierung hatte erklärt, die Hamas versteife sich auf ihre Haltung "wie jemand, der nicht an einer Einigung interessiert ist", und versuche, die Stimmung in der Region während des Ramadan weiter anzuheizen.

Ausgelöst worden war der Krieg im Gazastreifen durch den brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1.160 Menschen getötet sowie rund 250 als Geiseln verschleppt wurden.

Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 31.100 Menschen getötet.

Die Kämpfe dauerten auch am Montag an. Die israelische Armee teilte mit, bei gezielten Angriffen auch für "terroristische Aktivitäten" genutzte Häuser in der Stadt Khan Younis ins Visier genommen zu haben.

Die Hamas-Behörden erklärte, es habe außer in Khan Younis unter anderem auch Angriffe in der ebenfalls im Süden gelegenen Stadt Rafah und der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens gegeben. Innerhalb von 24 Stunden seien 67 Menschen getötet worden, hieß es vom von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium.

ribbon Zusammenfassung
  • Saudi-Arabiens König Salman fordert zum Ramadan ein Ende der 'abscheulichen Verbrechen' im Gazastreifen und ruft die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.
  • Nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober mit 1.160 getöteten Menschen laut Israel und über 30.900 Toten laut Hamas, warnen Hilfsorganisationen vor einer Hungersnot in Gaza.
  • Trotz Bemühungen der USA, Ägyptens und Katars scheiterten die Verhandlungen über eine Waffenruhe und Geiselfreilassung vor dem Beginn des Ramadan.