Modi legt Grundstein für umstrittenen Hindu-Tempel
In einer hoch umstrittenen Zeremonie hat der indische Premierminister Narendra Modi am Mittwoch den Grundstein eines Hindu-Tempels in der von Muslimen und Hindus verehrten Pilgerstadt Ayodhya gelegt. Der Hindu-Tempel soll auf den Ruinen einer in den 90er Jahren zerstörten Moschee entstehen.
"Nicht nur die Menschheit, sondern das ganze Universum mit seinen Vögeln und Tieren ist bezaubert von diesem goldenen Moment", sagte der Geistliche, der die im Fernsehen übertragene Zeremonie in Ayodhya leitete. Wegen der Corona-Pandemie fiel die Zeremonie kleiner aus als geplant. Neben Modi nahm jedoch unter anderem auch der Chef der umstrittenen militaristischen Dachorganisation der BJP, Mohan Bhogwat, teil.
Modis hindu-nationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP) hatte den Bau des Tempels seit Jahren gefordert, im November vergangenen Jahres entschied der Oberste Gerichtshof in Neu Delhi zu ihren Gunsten. Das Urteil löste in der muslimischen Bevölkerung Indiens massive Proteste aus. Kritiker werfen der BJP vor, das laut Verfassung säkulare Indien in einen hindu-nationalistischen Staat verwandeln und die riesige muslimische Minderheit marginalisieren zu wollen.
In Ayodhya im nördlichen Unionsstaat Uttar Pradesh stand eine mittelalterliche Moschee, die Hindu-Extremisten im Dezember 1992 zerstörten. Der Angriff löste damals schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2.000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime.
Hindus verehren den Ort als Geburtsort des Gottes Rama, der dort vor rund 7.000 Jahren zur Welt gekommen sein soll. Sie glauben, dass die Moschee im 16. Jahrhundert an der Stelle eines Hindu-Tempels für Rama gebaut wurde.
Unterdessen demonstrierten Tausende Menschen in Pakistan am ersten Jahrestag des Verlustes der Teilautonomie im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs gegen die entsprechende Entscheidung des Nachbarlandes. Modi hatte vor genau einem Jahr, am 5. August 2019, der indisch verwalteten Region Jammu und Kaschmir ihre Teilautonomie entzogen, um sie stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien zu integrieren. Dieser Schritte hatte die ohnehin belasteten Beziehungen zu Pakistan weiter verschlechtert.
Der pakistanische Staatspräsident Arif Alvi und Außenminister Shah Mehmood Qureshi führten am Mittwoch die größte Demonstration in der Hauptstadt Islamabad an. Dort sangen Teilnehmer anti-indische Slogans und forderten eine "globale Intervention". Auch in anderen Städten Pakistans gingen Politiker, Gewerkschafter, Aktivisten und Anwälte auf die Straße.
Zusammenfassung
- In einer hoch umstrittenen Zeremonie hat der indische Premierminister Narendra Modi am Mittwoch den Grundstein eines Hindu-Tempels in der von Muslimen und Hindus verehrten Pilgerstadt Ayodhya gelegt.
- Der Hindu-Tempel soll auf den Ruinen einer in den 90er Jahren zerstörten Moschee entstehen.
- Der Angriff löste damals schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2.000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime.