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Mehr als hundert Tote bei Studentenprotesten in Bangladesch

Bei den Studentenprotesten in Bangladesch sind in dieser Woche landesweit bereits mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Dies ergaben Zählungen der Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage von Angaben aus Krankenhäusern. Die seit Wochen anhaltenden Proteste waren jüngst in schwere Unruhen ausgeartet. Am Freitagabend kündigte die Regierung eine landesweite Ausgangssperre und den Einsatz des Militärs an.

Einem Bericht der Tageszeitung "Prothom Alo" zufolge starben allein am Donnerstag mindestens 27 Menschen. Offiziell bestätigt wurde die Zahl nicht. Am Freitag gab es zunächst keine Berichte über weitere Tote oder Verletzte.

In der Hauptstadt Dhaka blockierten am Freitag mehrere Hundert Demonstranten an einigen wenigen Orten die Straßen, woraufhin die Polizei eingriff, wie Medien berichteten. An anderen Stellen in der Stadt waren kaum Menschen zu sehen. Telefon und Internetdienste waren weitgehend gekappt.

In Dhaka erließ die Polizei am Freitag ein ganztägiges Verbot aller politischen Kundgebungen, um die Unruhen einzudämmen. "Wir haben heute alle Kundgebungen, Umzüge und öffentliche Versammlungen in Dhaka verboten", sagte Polizeichef Habibur Rahman. Dies sei notwendig, um die "öffentliche Sicherheit" zu gewährleisten. Auch das Internet wurde gesperrt.

UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die gewaltsame Niederschlagung der Proteste "schockierend und inakzeptabel". "Die Angriffe müssen unparteiisch, schnell und gründlich untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden", erklärte Türk. Die Sicherheitskräfte rief er auf, dafür zu sorgen, dass jegliche Gewaltanwendung im Einklang mit dem Völkerrecht steht.

Die seit Anfang Juli anhaltenden Demonstrationen richten sich gegen die mögliche Wiedereinführung eines alten Quotensystems. Es sieht vor, dass mehr als die Hälfte der Anstellungen im Öffentlichen Dienst für bestimmte Gruppen reserviert ist - etwa für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die Unabhängigkeit des Landes kämpften, für Frauen sowie Menschen aus armen Gegenden. Tausende junge Menschen fordern ein System, das mehr auf Leistung setzt. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern ist die Arbeitslosigkeit hoch. Am Donnerstag signalisierte die Regierung Bereitschaft für eine Reform der Regelung und für Gespräche.

Das Quotensystem begünstigt Beobachtern zufolge Anhänger von Premierministerin Sheikh Hasina und ihrer Awami-Liga. Die Regierung wiederum beschuldigt einen Teil der oppositionellen Bangladesh Nationalist Party, die Gewalt bei den Protesten anzuheizen. Am Freitag nahm die Polizei den wichtigen Oppositionspolitiker Ruhul Kabir Rizvi fest.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als hundert Menschen sind bei den Studentenprotesten in Bangladesch ums Leben gekommen, basierend auf Angaben aus Krankenhäusern.
  • Die Regierung verhängte eine landesweite Ausgangssperre und setzte das Militär ein, nachdem die Proteste in schwere Unruhen ausgeartet waren.
  • UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte eine unparteiische Untersuchung der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste.