Linzer Westring: Pannenstreifen statt Überholspur
Jahrzehntelange Diskussionen, Bürgerproteste, Einsprüche, Kostensteigerungen, schließlich die Halbierung des Projekts und immer wieder verschobene Baustarts - der Weg zum Linzer Westring (A26) verlief von Beginn an eher am Pannenstreifen denn auf der Überholspur.
2019 feierte man dann den Baustart der ersten Etappe. Nun schnellen die Kosten für die 4,7 km Autobahn um 60 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro in die Höhe und auch die Fertigstellung verzögert sich weiter.
Pläne seit den 70ern
Der grundsätzliche Plan ist schon ein halbes Jahrhundert alt: In den frühen 1970er-Jahren entstand die Idee für den Bau einer Westtangente und einer vierten Linzer Donaubrücke, um den Stau in Linz zu reduzieren.
In den 1980ern scheiterte das Projekt vorerst an den Protesten der Bevölkerung und wohl auch am Geld. Im Jahr 2000 verständigten sich Land und Stadt auf einen Neustart und 2004 wurde das Prestigeprojekt beim Verkehrsministerium eingereicht.
Abgespeckte Version
Ursprünglich war geplant, dass der Westring im Norden der Stadt in Urfahr von der Mühlkreisautobahn (A7) abzweigt, im Westen um die Stadt herumführt und weiter südlich beim Knoten Hummelhof wieder in die A7 mündet.
Unter der damaligen Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) beschloss man 2011 auf den Nordteil zu verzichten und nur den Südteil zu bauen. Das Rumpf-Projekt sieht eine 4,7 Kilometer lange Strecke von der Westbrücke bis zur Anschlussstelle Donau-Nord vor. Davon verlaufen etwa vier Kilometer unterirdisch.
Bau begann 2019
2009 war erstmals ein Baubeginn vorgesehen, dafür waren auch bereits Häuser entlang der Trasse abgelöst worden. Der Baustart verschob sich aber durch Einsprüche - im UVP-Verfahren gab es etwa 2.000 Stellungnahmen - immer wieder.
Nach einem verfrühten Spatenstich im Landtagswahlkampf 2015 begann schließlich 2019 tatsächlich der Bau der ersten Etappe. Diese umfasst die Donaubrücke samt Stollen für die Auf- und Abfahrten zur Rohrbacher Straße (B127) nördlich und zur Eferdinger Straße (B129) südlich des Flusses.
Brücke soll 2024 für den Verkehr freigegeben werden
Im Herbst 2024 soll die Brücke samt den Zu- und Abfahrten für den Verkehr freigegeben werden. Der Baustart für die zweite Etappe, eines 2,4 Kilometer langen Tunnels durch den Freinberg, verzögert sich um bis zu eineinhalb Jahre und der Bau des dritten Abschnitts, der Lückenschluss zur Mühlkreisautobahn samt Westbrücke, soll erst 2035 statt wie bisher geplant 2032 fertig sein. Die Gesamtkosten werden mittlerweile mit 1,9 Milliarden Euro angegeben. 85 Prozent davon trägt die Asfinag, zehn das Land Oberösterreich und fünf die Stadt Linz.
Bürgerinitiativen forderten Projekt-Stopp
Zuletzt versuchte ein Bündnis aus 23 Bürgerinitiativen trotz bereits erfolgten Baustarts noch mit einer Volksbefragung in Linz das Projekt zu stoppen. Der Westring würde rund 30.000 zusätzliche Autofahrten pro Tag bedeuten, obwohl laut Experten in Linz 150.000 Autofahrten pro Tag weniger stattfinden müssten, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, so ihre Kritik.
Die Initiatoren wollten, dass man nach Fertigstellung der 306 Meter langen und 25 Meter breiten Hängebrücke einen Schlussstrich zieht. Diese sei zwar überdimensioniert, aber durchaus sinnvoll, denn sie entlaste die Nibelungenbrücke und beruhige damit den innerstädtischen Bereich.
Abgestimmt worden wäre allerdings lediglich über die Frage, ob die Stadt ihre Zuzahlungen zu dem Straßenprojekt zurückziehen soll. Über diesen Hebel hoffte man den Bau in letzter Minute noch zu kippen. Die Initiative scheiterte aber.
Sie reichte zwar 10.000 Unterschriften ein - für die Einleitung einer Volksbefragung wären 6.104 Unterstützungserklärungen notwendig gewesen - laut Stadt blieben nach einer Prüfung der zuständigen Abteilung aber nur 4.872 gültige übrig.
Zusammenfassung
- Die Kosten für den Linzer Westring (A26) explodieren: Sie sollen zum wiederholten Male deutlich steigen, diesmal gleich um rund 60 Prozent - konkret um 440 Millionen auf 1,19 Milliarden Euro.
- Der grundsätzliche Plan ist schon ein halbes Jahrhundert alt: In den frühen 1970er-Jahren entstand die Idee für den Bau einer Westtangente und einer vierten Linzer Donaubrücke, um den Stau in Linz zu reduzieren.
- Unter der damaligen Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) beschloss man 2011 auf den Nordteil zu verzichten und nur den Südteil zu bauen.
- Nach einem verfrühten Spatenstich im Landtagswahlkampf 2015 begann schließlich 2019 tatsächlich der Bau der ersten Etappe.
- Final soll das Projekt erst 2035 fertig werden.