Lenze: "Wir sind 100 Kilometer durch Kriegsverbrechen gefahren"
Selbst für Kriegsberichterstatter Enno Lenze ist es "immer schrecklich" das zu sehen, was in den Vororten von Kiew passiert ist. Überrascht hat es ihn aber nicht, denn: "Es ist bei der russischen Armee leider üblich, dass sie sowas machen", sagt er. Das sei auch in Tschetschenien, in Syrien und auf der Krim so gewesen.
"Wir sind wirklich 100 Kilometer durch Kriegsverbrechen gefahren", schildert der freie Journalist. Am Samstag, als sich die russischen Streitkräfte von Kiew zurückzogen, sei er von Lwiw (Lemberg) nach Kiew gefahren. Vor ihnen musste auf der Straße noch Munition gesprengt werden. Es war "wie in einem Endzeitfilm, wie ein Horrorfilm", schildert er die "üblen Szenen".
"Ganz, ganz sicher Kriegsverbrechen"
Er berichtet von zerstörten Brücken, zerschossenen zivilen Autos, hinter welchen sich Menschen noch "verschanzt hätten" und von Leichen, die teilweise "nicht mehr am Stück waren". Spätestens seit den Szenen in Butscha, wo Leichen mit am Rücken gefesselten Händen und Einschüssen am Rücken gefunden wurden, könne man "ganz, ganz sicher sein", dass es sich um Kriegsverbrechen handle. Lenze betont aber, dass man in der Ukraine überall solche Verbrechen finden könne. CNN hätte etwa auch Folterräume und vergewaltigte Kinder aufgefunden.
Besonders schwer tut sich der Journalist nun mit Menschen, die die russische Propaganda verbreiten, die Szenen seien gestellt worden. Man sei seit der Corona-Zeit viel gewohnt, sagt er, aber "so ein Maß an Blödheit und Selbstverdummung hält man nicht aus". Man müsse solche Menschen aus seinem Leben "ausschließen und mit sinnvollen Menschen weitermachen".
Mit Prognosen, wie es in der Ukraine weitergeht, ist Lenze vorsichtig. Er vermutet aber, dass es am Donbass mit einem "Aufständischen-Krieg" noch "über Jahre" weitergeht. Einen weiteren russischen Angriff auf Kiew hält er für "unwahrscheinlich".
Zusammenfassung
- Der freie Journalist Enno Lenze war in den Vororten Kiews und auch in Butscha. Im Interview mit PULS 24 berichtet er über die Kriegsgräuel, die er dort gesehen hat.
- Es ist bei der russischen Armee leider üblich, dass sie sowas machen", sagt er. Das sei auch in Tschetschenien, in Syrien und auf der Krim so gewesen.
- "Wir sind wirklich 100 Kilometer durch Kriegsverbrechen gefahren", schildert der freie Journalist. Es war "wie in einem Endzeitfilm, wie ein Horrorfilme", schildert er die "üblen Szenen".
- Mit Prognosen, wie es in der Ukraine weitergeht, ist Lenze vorsichtig. Er vermutet aber, dass es am Donbass mit einem "aufständischem Krieg" noch "über Jahre" weitergeht. Einen weiteren russischen Angriff auf Kiew hält er für "unwahrscheinlich".