Human Rights Watch: Putin könnte sich zum "Komplizen eines Kriegsverbrechens" machen
"Alleine schon, dass die russische Armee solche Gräueltaten gewähren lässt, ist auch schon ein Verbrechen", sagt Wenzel Michalski von Human Rights Watch. Die Organisation dokumentiert mutmaßliche Verbrechen in der Ukraine. Wenn Vorfälle entdeckt werden, könne man auch "gucken, welcher Kommandant war zuständig", dann könne man die Befehlskette zurückverfolgen - und das könne bis ganz nach oben gehen, so Michalski.
Untersuchungen in Butscha
Russland sei verpflichtet, mitzuhelfen, Täter vor Gericht zu bringen. Davon könne man aber nicht ausgehen - sie würden sich damit aber "zum Komplizen eines Kriegsverbrechens machen" - das könne sogar dem Machthaber Wladimir Putin drohen. Michalski betont, wie wichtig daher ein "starkes Mandat" der Vereinten Nationen für eine unabhängige Untersuchungskommission sei - deren Berichte könnte Russland schwerer zurückweisen.
Dennoch sei es auch wichtig, dass die ukrainische Polizei, europäische Forensiker und Gruppen wie Human Rights Watch Untersuchungen durchführen würden, sagt Michalski. Derzeit habe man etwa einen Mitarbeiter in Butscha, der Einschusswinkel und Verletzungen an Leichen untersucht, mit Überlebenden und Augenzeugen spricht.
"Viele" Vergewaltigungen befürchtet
Schon zwischen 27. Februar und 14. März konnte Human Rights Watch aus der Ferne Recherchen anstellen - man habe Videos von Smartphones, Augenzeugenberichte und Satellitenbilder. Im Fall einer bei Charkiw mutmaßlich von einem russischen Soldaten vergewaltigten Frau habe man Untersuchungen eines Arztes als Beweis.
Schon in diesem Zeitraum habe man mutmaßliche Kriegsverbrechen - wie nun auch in Butscha - feststellen können. Viele Fälle gebe es bei Charkiw und in der Umgebung von Kiew. Wie viele Vergewaltigungen es gegeben habe, wisse man noch nicht genau, es sei aber davon auszugehen, dass es "viele solcher Taten gab".
Außerdem berichtet Michalski von Rauchgranaten, die in Keller geworfen wurden. Als die Zivilisten in der Folge aus dem Haus kamen, sollen sie erschossen worden sein. Man habe auch die Überreste von verkohlten Leichen gefunden. Aktuelle Berichte, wie jene aus Hostomel, wo 400 Personen nicht mehr gefunden werden, seien also "nicht unwahrscheinlich", so Michalski.
Zusammenfassung
- Wenzel Michalski, der Direktor von Human Rights Watch in Deutschland, spricht im Interview mit PULS 24 über mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine und erklärt, wie diese aufgeklärt werden können.
- Derzeit habe man etwa einen Mitarbeiter in Butscha, der Einschusswinkel und Verletzungen an Leichen untersucht, mit Überlebenden und Augenzeugen spricht.
- Schon zwischen 27. Februar und 14. März konnte Human Rights Watch aus der Ferne Recherchen anstellen - man habe Videos von Smartphones, Augenzeugenberichte und Satellitenbilder.
- Im Fall einer bei Charkiw mutmaßlich von einem russischen Soldaten vergewaltigten Frau habe man Untersuchungen eines Arztes als Beweis.
- Schon in diesem Zeitraum habe man mutmaßliche Kriegsverbrechen - wie nun auch in Butscha - feststellen können.
- Viele Fälle gebe es bei Charkiw und in der Umgebung von Kiew. Wie viele Vergewaltigungen es gegeben habe, wisse man noch nicht genau, es sei aber davon auszugehen, dass es "viele solcher Taten gab".