Lehrer nehmen bei Kinderschutz Behörden in die Pflicht
"Die Schulen haben sicher nicht auf das Konzept gewartet", sieht der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD die Bildungseinrichtungen beim Kinderschutz grundsätzlich schon jetzt gut aufgestellt. "Das ist immer schon ein Anliegen der Pädagoginnen und Pädagogen gewesen." Er könne aber auch nachvollziehen, dass die Politik wegen der Ereignisse in jüngerer Vergangenheit reagieren musste. Die Schulen müssen nun im Lauf des Schuljahres das rund 50-seitige Kinderschutzkonzept ausfüllen - etwa mit Angaben zu ihren konkreten Interventionskonzepten für Gewaltvorfälle, Verhaltensregeln für Social Media oder einer Risikoanalyse am Standort. In der Handreichung befindet sich außerdem ein einseitiges Ablaufschema, wie bei Verdachtsfällen vorzugehen ist.
Grundsätzlich sei er bei diesem Thema sehr beruhigt, weil er wisse, dass an den Schulen schon jetzt sehr viel für Kinderschutz getan werde, so Kimberger zur APA. Handlungsbedarf sieht er indes bei Unterstützungssystemen und Behörden. "Es kann nicht sein, dass sich eine Schule an die Schulpsychologie wendet und man dort antwortet: Wir haben dann in vier Wochen Zeit", ärgert sich Kimberger. "Das ist absolut inakzeptabel. Das gilt auch für außerschulische Stellen." In Kinderschutzfragen müssten Behörden und außerschulische Organisationen unmittelbar reagieren. "Und da sind wir noch lange nicht."
Das liege wohl an einer Unterbesetzung an verschiedenen Stellen und dem Fehlen von Unterstützungs- und Supportsystemen, vermutet Kimberger. Es brauche aber auch mehr Sensibilisierung dafür, dass man die Schulen mit ihren Herausforderungen auch abseits des Kinderschutzes nicht allein lassen dürfe.
Zusammenfassung
- In diesem Schuljahr muss jede Schule in Österreich ein 50-seitiges Kinderschutzkonzept samt Risikoanalyse erstellen, wie vom Bildungsressort gefordert.
- Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger fordert mehr Unterstützung der Behörden, da Schulen oft lange auf Hilfe der Schulpsychologie warten müssen.
- Ein einseitiges Ablaufschema soll Schulen bei Verdachtsfällen helfen, dennoch sieht Kimberger Handlungsbedarf bei den Unterstützungssystemen.