Konsequenzen aus Trinkwasserkrise in Klagenfurt gefordert
Amtsärztin Nadja Ladurner rollte den Beginn der Wasserverunreinigung auf: Von einer einzelnen Probe an einem Tag (weshalb man nur Maßnahmen an diesem Ort veranlasste), hin zu gleich sieben positiven Proben am Tag darauf in weiten Teilen der Stadt, weshalb man großflächig warnte. Sie betonte, dass der Grad der Verunreinigung äußerst gering war: "Aber es gibt Personen, die auch mit so einer geringen Menge Probleme bekommen können."
Es folgten umfangreiche Proben im gesamten Stadtgebiet. Parallel dazu definierte man Mindeststandards, um das Wasser in einzelnen Stadtteilen mit negativen Tests nicht zu früh freizugeben. Nach und nach, als klar wurde, dass verunreinigtes Wasser nicht in andere Gebiete "zurückgespült" werden konnte, wurde die Abkoch-Empfehlung in immer mehr Stadtteilen aufgehoben, bis letztendlich sämtliche Proben negativ waren.
Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole verwies auf einen schwierigen Start: Von der Probenentnahme bis hin zu einem Ergebnis habe es zu Beginn drei Tage gedauert. Zumindest habe man bald sicher sein können, dass die Hochbehälter, die das Trinkwassernetz speisen, sauber waren. Fest stand auch schon bald, dass nur drei mögliche Ursachen übrig blieben: Ein beschädigter oder falsch bedienter Hydrant, ein Schaden, der bei Bauarbeiten entstanden ist, oder ein defektes Rückschlagventil bei einem privaten Hausbrunnen. Es galt, die Verunreinigung aus den Leitungen zu spülen.
Man habe nun ein Messkonzept mit 40 Messstellen und einen Detektor, mit dem man binnen 15 Minuten sagen könne, ob Trinkwasser in Ordnung ist oder nicht - hinzu kommen die amtlichen Testungen. Künftig werde man die privaten Baustellen genauer prüfen. Hydranten würden digitalisiert, um eine unautorisierte Entnahmen schnell registrieren zu können und außerdem würden Schieber eingebaut, um die Wasserversorgung in einzelnen Stadtteilen schnell abgrenzen zu können. Ein weiterer Appell betreffe die privaten Brunnen, so Smole: "Private Brunnen sollen gleich wie Feuerstellen behandelt und kontrolliert werden."
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter war für den "Blick von außen" im Klagenfurter Krisenstab. Auch er betonte, wie wichtig eine transparente und offene Kommunikation gewesen sei. Im Klagenfurter Fall habe es sich bei der Suche nach der Ursache um eine nach der Nadel im Heuhaufen gehandelt. Diesbezüglich sei die Freigabe großer Stadtgebiete sogar "relativ schnell" erfolgt. Man werde auch - etwa durch die Gefahr durch Unwetter und Hochwasser - Vorbereitungen treffen müssen, dass es wieder zu so einer Lage kommt. Hutter lobte auch das große Engagement der beteiligten Stellen. Sein Fazit: "Trinkwasserversorgung und Abwassermanagement sind die Voraussetzungen für die Gesundheit."
Doch auch die politische Aufarbeitung und Kritik kamen nicht zu kurz. Vor allem das von Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) verbreitete Narrativ, man habe stets alles richtig gemacht, wurde angezweifelt. "Wir haben einfach gewisse Standards in dieser Stadt nicht", kritisierte FPÖ-Klubobmann Andreas Skorianz. Er bezog sich darauf, dass ein Mitarbeiter der Stadt am ersten Tag der Krise die Auslösung eines AT-Alerts ablehnte, ohne das mit den zuständigen Stellen abzusprechen. Skorianz forderte einen "Notfallplan für Trinkwasserausfall". Er thematisierte auch Wirte in Klagenfurt, die während der Abkoch-Empfehlung unbehandeltes Trinkwasser ausgeschenkt hätten, und dass man Schnelltests erst spät eingesetzt habe.
SPÖ-Mandatar Martin Lemmerhofer ortete Kommunikationsprobleme, viele Klagenfurterinnen und Klagenfurter hätten erst am nächsten Tag von der Trinkwasserverunreinigung erfahren. "Beschämend" fand es schließlich Team Kärnten-Gemeinderat Michael Gussnig, dass andere Fraktionen im Gemeinderat nun "politisches Kleingeld" wechseln würden. An Verbesserungen würde täglich gearbeitet, "seien wir froh, dass wir diese Krise ohne gesundheitliche Schäden bewältigt haben". Grüne-Mandatarin Margit Motschiunig fand jedoch sehr wohl Grund für Kritik: "Ich halte es für einen handfesten Skandal, dass am ersten Nachmittag nach Bekanntwerden niemand in den Bildungseinrichtungen informiert wurde."
Das Klagenfurter Trinkwasser war seit mindestens 18. September mit Enterokokken, also Fäkalbakterien, verunreinigt, erst einen Monat später galt es wieder im gesamten Stadtgebiet als bedenkenlos trinkbar. Seit Bekanntwerden der ersten positiven Testergebnisse galt die Empfehlung, das Trinkwasser im gesamten Stadtgebiet vor dem Konsum abzukochen. Die Ursache für die Verunreinigung war weiterhin unbekannt, die Verantwortlichen gingen davon aus, dass es sich bei der Verunreinigung um einen einmaligen Eintrag gehandelt hat. Dieser musste aus dem rund 900 Kilometer langen Leitungsnetz gespült werden. An Schulen, Kindergärten, Altersheime aber auch Privatpersonen wurden während der Verunreinigung mehrere 100.000 Liter extra abgefülltes Trinkwasser ausgegeben. Die Kosten für die Stadtwerke für den gesamten Einsatz wurden vorerst auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.
Zusammenfassung
- Das Klagenfurter Trinkwasser war seit dem 18. September mit Fäkalbakterien verunreinigt und erst im Oktober wieder bedenkenlos trinkbar.
- Die Stadtwerke Klagenfurt haben ein neues Messkonzept mit 40 Messstellen eingeführt, um die Wasserqualität schneller zu überprüfen.
- Die Kosten für die Bewältigung der Trinkwasserkrise werden auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.
- Es wurden mehrere 100.000 Liter Trinkwasser an Schulen, Kindergärten und Altersheime verteilt.
- Die Ursache der Verunreinigung ist weiterhin unbekannt, aber mögliche Gründe wie ein defektes Rückschlagventil wurden identifiziert.